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Parallelwährungen Der Geuro und seine Tücken

Kann das gutgehen – wenn der Euro bleibt, aber eine zweite Währung hinzukommt? Viele Experten sind skeptisch. Über Chancen und Risiken eines gewagten Vorschlags.
11.05.2015 - 07:04 Uhr Kommentieren
Eine neue Währung würde massiv im Wert fallen, aber auf diese Weise dem Exportsektor helfen. Quelle: action press
Griechische Drachme

Eine neue Währung würde massiv im Wert fallen, aber auf diese Weise dem Exportsektor helfen.

(Foto: action press)

Frankfurt Als Thomas Mayer im Mai 2012 eine Parallelwährung für Griechenland vorschlägt, schütteln nicht nur viele Ökonomen den Kopf über den damaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Auch bei seinem Arbeitgeber kommt das nicht gut an. Mayer soll seinen Posten auch deshalb verloren haben. Der Ökonom hatte seinen Vorschlag gemacht, weil sich damals ein Wahlsieg der Syriza-Partei abzeichnete – und er sich nicht vorstellen konnte, dass sich die Linksradikalen mit den internationalen Gläubigern einigen könnten. Im Sommer 2012 verpasste Syriza den Wahlsieg. Zweieinhalb Jahre später aber ist es so weit: Alexis Tsipras wird Ministerpräsident.

Damit ist auch Mayers Vorschlag wieder aktuell geworden. Tsipras und sein Finanzminister Yanis Varoufakis diskutierten ihn kürzlich sogar persönlich mit ihm. Mayers Idee basiert auf zwei Zielen: Zum einen würde die Einführung einer zweiten Währung neben dem Euro das Chaos einer vollständigen Währungsreform vermeiden. Zum anderen würde es Griechenland aber helfen, seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Funktionieren würde das so: Die griechische Regierung würde Renten, Löhne und offene Rechnungen nicht mehr in Euro zahlen, sondern in Geuro-Schuldscheinen.

Diese entwickelten sich dann zu einer Parallelwährung, auch für die Privatwirtschaft. Der Wechselkurs zwischen Geuro und Euro könnte sich frei am Markt bilden – und würde wohl stark fallen. Das hieße: In Euro gerechnet sänken die Staatsausgaben ebenso wie die Löhne. Im Ausland würden griechische Exportgüter billiger. Gleichzeitig aber könnte sich vor allem die arme Bevölkerung weniger leisten. „Eine Parallelwährung müsste mit einer Umverteilung von oben nach unten kombiniert werden“, sagt Mayer deshalb. Das gehöre aber ohnehin zum Syriza-Plan. Aus Sicht von Mayer würde eine Parallelwährung es Griechenland ermöglichen, „jederzeit zum Euro zurückzukehren“. Die Regierung müsse dafür nur ihre Schuldscheine zurückkaufen.

Ein historisches Beispiel dafür lieferte Kalifornien. Als dem US-Bundesstaat im Jahr 2009 das Geld ausging, zahlte er Gehälter und Rechnungen in Schuldscheinen und verzinste sie mit 3,75 Prozent. Zunächst erlaubten die lokalen Banken den Tausch der Papiere in Bargeld, dann weigerten sie sich. Nach zwei Monaten einigte sich die Politik auf einen neuen Haushalt – und Kaliforniens Regierung löste die Schuldscheine ein. Viel älter ist das Beispiel der amerikanischen Nordstaaten, die im US-Sezessionskrieg den „Greenback“ als Parallelwährung einführten. Dieser war anders als die umlaufenden Dollar-Münzen nicht durch Gold gedeckt und schwankte im Kurs. Erst Jahre später kehrte man zur vollständigen Golddeckung zurück. Unter Ökonomen ist umstritten, ob sich die griechischen Banken mit einer Parallelwährung stabilisieren ließen. Die Bundesbank etwa sei in diesem Punkt sehr skeptisch, heißt es in Notenbankkreisen. Mayer will per Gesetz dafür sorgen, dass Sparer ihre Einlagen nur in Geuro – und nur zu einem Kurs von eins zu eins – abheben dürfen. Liegt der Marktkurs des Geuros darunter, würden sie dabei Verluste erleiden. Dadurch hätten die Sparer einen Anreiz, das Geld auf dem Konto zu belassen. Die Kapitalflucht würde gebremst. Ein Knackpunkt bei dem Vorschlag wäre ein Staatsbankrott. „Dann wären auch die Banken schnell pleite“, sagt Mayer. In diesem Fall sieht auch er keine andere Möglichkeit als den endgültigen Grexit.

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