Obamas Joker: Clinton macht Wahlwerbung
Charlotte „Naja, also da war ja diese Sache damals“, sagt Joan Huddleston. „Sie wissen schon, im Oval Office“. Das sei nicht schön gewesen, was Bill Clinton da gemacht habe. Seine Frau betrogen, die nette Hillary, mit so einem jungen Ding. Joan Huddleston, 75, grauer Haarzopf, blaue Strickjacke, guckt jetzt sehr streng.
Doch dann lächelt sie schnell wieder: „Aber er konnte ja eigentlich nichts dafür“, sagt sie mit Güte in der Stimme, ohne den Namen Monica Lewinsky zu erwähnen. „Er wurde ganz klar verführt“. Ansonsten sei Clinton ein ehrenhafter Mann. Mehr noch: „Niemals ist es Amerika so gut gegangen als in den Jahren, in denen er Präsident war“, sagt Huddleston. Niemals habe die Wirtschaft so floriert.
Huddleston ist aber eigentlich nicht wegen Clinton hier nach Charlotte, North Carolina, gekommen. Die Seniorin aus Georgia ist eine von 4000 Delegierten, die diese Woche auf dem Parteitag der Demokraten Barack Obama zum Präsidentschaftskandidaten nominieren sollen.
Allerdings: Damit er im November auch wiedergewählt wird, dafür braucht Obama dringend die Hilfe seines Vor-Vorgängers Clinton. Obama, der nicht mehr so populäre 44. Präsident, soll den ungemein populären 42. Präsidenten persönlich gebeten haben, hier aufzutreten und ein gutes Wort einzulegen.
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Michelle Obama und ihre Kleider
Das gab es so noch nie – und es ist nicht ohne Ironie: Hatte doch Obama 2008 Hillary Clinton die Nominierung geklaut, in einem erbitterten und giftigen Vorwahlkampf. Spätestens seitdem gilt das Verhältnis zwischen Barack und Bill als mindestens leicht unterkühlt. Nicht gerade geholfen haben zudem Clintons jüngste Ausflüge über die Parteilinie hinaus – etwa, als er die Karriere von Obama-Gegner Mitt Romney als Finanzinvestor „glänzend“ nannte und Private Equity als etwas Gutes.
Der Zeitplan bis zu den US-Präsidentschaftswahlen
Aber das ist im Moment lange her. Heute Abend wird Clinton vor Tausenden in der Sportarena Time Warner Cable Arena und vor einem Millionenpublikum an den Fernsehern den Amerikanern erklären, warum sie Obama eine zweite Amtszeit gewähren sollen. Eine große Aufgabe für einen Ex-Präsidenten und Ehemann der Ex-Konkurrentin – denn diese offizielle Nominierungsrede hält sonst der Vize-Präsident. Obamas Wahlkampfstrategen haben den nüchternen Joe Biden ersetzt und hoffen stattdessen auf einen mitreißenden Clinton.
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Die "Krise" wurde einzig und allein vom Nichtskönner und Vollidioten Bush verursacht.
So wie in Ihrem Kommentar.
Der Zigarrenliebhaber Clinton hat letztlich mit seinen bankenfreundlichen Gesetzen die Saat gesaet, die nachfolgende Krisen erst ermoeglichte. Er wird oft in einem voellig verzerrtem Licht dargestellt.