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Pedro Castillo Ein Linkspopulist führt jetzt Peru – Was bedeutet das für die Bergbaukonzerne?

Der neue Präsident Pedro Castillo tritt am Mittwoch sein Amt an. Die Zukunft des Landes, das eine wichtige Rolle im globalen Rohstoffgeschäft spielt, ist ungewiss.
27.07.2021 - 15:27 Uhr Kommentieren
Im Wahlkampf wiederholte er immer wieder, dass er die Verfassung ändern wolle. Quelle: AP
Pedro Castillo

Im Wahlkampf wiederholte er immer wieder, dass er die Verfassung ändern wolle.

(Foto: AP)

Sao Paulo Für die konservative Elite in Peru ist Pedro Castillo ein Linkspopulist mit autoritären Ambitionen. So wie es der ehemalige Staatspräsident Venezuelas, Hugo Chávez, war. „Ich bin weder ein Fan von Chávez noch ein Kommunist“, entgegnet Castillo, der am Mittwoch sein Amt als neuer Präsident in Peru antritt, seinen Kritikern. Doch so richtig nimmt ihm das niemand ab.

Castillo, 51 Jahre alt, ist Gewerkschafter, Marxist und Lehrer aus der Provinz. Die Peruaner haben in der Vergangenheit bereits häufiger Außenseiter gewählt – doch diesmal bekommen sie einen Präsidenten, über den sie kaum etwas wissen. Außer als Gewerkschaftsführer hat Castillo noch nie ein politisches Amt ausgeübt. Vor rund 20 Jahren war er bei seiner bisher einzigen Kandidatur für ein Bürgermeisteramt gescheitert.

Das ist ein hohes Risiko für die Wirtschaft des Andenlandes, das eine wichtige Rolle im globalen Rohstoffgeschäft spielt. Zwar hat Castillo mit Pedro Francke einen gemäßigten linken Ökonomen in seinem Beraterteam, der betont, dass die Zentralbank autonom bleiben soll. Doch die Versuchung für den künftigen Präsidenten könnte groß sein, mit Aktionen wie beispielsweise Enteignungen seine Popularität zu steigern. Und damit seine Wähler sowie den radikaleren Flügel seiner Partei zufriedenzustellen.

Kürzlich äußerte sich Castillo positiv über den linken Militärdiktator Juan Velasco Alvarado. Der General hatte zwischen 1968 bis 1975 ausländische Konzerne enteignet und eine breite Landreform umgesetzt. „Castillo könnte einer der extremsten Linken sein, die seit Dekaden in Lateinamerika an die Macht kamen“, glaubt der Lateinamerika-Experte Andrés Oppenheimer.

Konservative wie er fürchten, dass Castillo wenig vom peruanischen Erfolgsmodell für die Wirtschaft hält: Das besteht bislang aus einer marktwirtschaftlichen Politik, einem hohen Exportanteil und massiven Investitionen in die Rohstoffindustrie. Die Wirtschaft wuchs so jährlich um mehr als fünf Prozent zwischen 2001 und 2016. Die Armutsrate ist von 60 auf rund 20 Prozent gesunken.

Armut auf dem Land ist rasant gestiegen

Doch die Pandemie hat die Nation weiter gespalten. Peru gehört zu den Ländern mit der höchsten Sterberate infolge von Corona weltweit. Vor allem auf dem Land ist die Armut rasant gestiegen. Dort ist die öffentliche Versorgung miserabel. Das ist einer der Gründe, warum mit Castillo ein Kandidat aus dem Landesinneren die Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Er gilt dort als Hoffnungsträger – und ist erst der zweite Amtsinhaber überhaupt, der nicht aus der Hauptstadt Lima stammt.

Castillo kommt aus Cajamarca, einer armen Andenregion nördlich von Lima, die im Norden an Ecuador angrenzt. Dort ist er auf einem Bauernhof mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Die Eltern waren Analphabeten. Castillo arbeitete über 25 Jahre lang in der abgelegenen Region als Grundschullehrer.

Im Wahlkampf kritisierte Castillo regelmäßig ausländische Unternehmen, die den Peruanern ihren Reichtum wegnehmen würden. Von den ursprünglichen Forderungen nach einer Enteignung der ausländischen Bergbaugesellschaften hat er sich zwar distanziert. Doch will Castillo neue Verträge und höhere Steuern aushandeln. In- wie ausländische Bergbaukonzerne können künftig kaum mit seinem Entgegenkommen rechnen.

In Cajamarca betreiben der US-Konzern Newmont Corporation sowie der peruanische Konzern Buenaventura seit fast zwei Jahrzehnten eines der größten Goldbergwerke weltweit. Es gab immer wieder Proteste wegen Umweltproblemen. Vor knapp zehn Jahren kam es gar zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten. Unter den Demonstranten waren Tote zu beklagen. Den Menschen gelang es damals, Erweiterungen der Minen zu stoppen. Seitdem ist der Goldbergbau rückläufig in dieser Region.

Änderung der Verfassung

Im Wahlkampf und auch in seinen wenigen Äußerungen danach, wiederholte Castillo immer wieder, dass er die Verfassung ändern wolle. Konservative fürchten, dass er versuchen könnte, mit einer neuen Konstitution mehr Macht zu bekommen. So wie es auch Chávez in Venezuela gemacht hatte. Für Castillos marxistisch-leninistische Partei „Peru Libre“ ist eine neue Verfassung unverhandelbar. Zwar hat er im Parlament nur 37 von 136 Abgeordneten auf seiner Seite. Aber es sind auch nur 66 Stimmen notwendig, um eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen.

Den größten Widerstand wird Castillo jedoch in der Legislative zu erwarten haben: Seine knapp unterlegene Kontrahentin Keiko Fujimori hat dort großen Einfluss und bereits Erfahrungen damit, Präsidenten aus dem Amt zu jagen oder ihnen das Leben schwer zu machen. In Peru haben sich in den letzten drei Jahren vier Präsidenten abgewechselt.

Dennoch könnte es sich für Castillo lohnen, als Pragmatiker aufzutreten – und sich vor allem um das Management der Coronakrise zu kümmern. Denn die Aussichten sind gut, dass sich Peru nach dem schweren Einbruch vom letzten Jahr wieder erholen könnte. Einige Investmentbanken rechnen mit einem Wachstumsschub von bis zu 13 Prozent in diesem Jahr.

Ausländische Finanzinvestoren haben im Juni ihre Position nicht verringert, beobachtet JP Morgan. Es scheint, folgern die Experten der Investmentbank, als wollten sie erst mal abwarten, was Castillo wirklich umsetzen wird.

Mehr: Pedro Castillo offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahlen in Peru erklärt

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