Zwangslage - Abhängig von russischem Gas
Kiew/Moskau Die Ukraine will vorerst kein weiteres Gas aus Russland importieren. „Ukraine stoppt den Kauf von Gas in diesem Monat, bis eine Preisvereinbarung erreicht ist“, sagte Energieminister Juri Prodan am Mittwoch in Kiew. Die Ukraine bezieht etwa die Hälfte ihres Erdgases aus Russland. Erst in den vergangenen Tagen hatte Gazprom den Gaspreis für das Nachbarland um 80 Prozent auf 485 Dollar je 1000 Kubikmeter angehoben.
Zum Vergleich: In Europa sind 370 bis 380 Dollar fällig. Nach Darstellung von Gazprom hat die Ukraine Gas-Schulden in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar. Putin forderte Verhandlungen darüber, wie diese Summe bezahlt werden könne.
Die Lage sei „schwierig, wenn nicht sogar kritisch“, betonte der russische Präsident. Falls die Verhandlungen nicht erfolgreich seien, werde Russland alle Möglichkeiten ausschöpfen, die ihm vertraglich zustünden. Putin schloss für diesen Fall verpflichtende Vorauszahlungen für die Ukraine nicht aus. „Soviel, wie sie bezahlen, soviel (Gas) erhalten sie auch“, sagte er. Zugleich forderte der Präsident, alle Verträge mit dem Nachbarland strikt einzuhalten.
Die Regierung in Kiew legt überraschend ein Assoziierungsabkommen mit der EU aus „Gründen der nationalen Sicherheit“ auf Eis. Tausende Menschen demonstrieren dagegen.
Die inhaftierte Oppositionsführerin Julia Timoschenko tritt aus Protest gegen Kiews Außenpolitik in einen Hungerstreik. Erneut gehen Tausende in Kiew und anderen Städten auf die Straße.
Präsident Viktor Janukowitsch sagt, die Ukraine sei wirtschaftlich noch nicht reif für ein Abkommen mit der EU. In Kiew demonstrieren Tausende für und gegen eine EU-Annäherung.
Überschattet von Krawallen fordern Hunderttausende in Kiew den Sturz von Janukowitsch. Bei Zusammenstößen werden im Regierungsviertel mindestens 150 Menschen verletzt. Die Kundgebung auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan bleibt friedlich. Die Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko fordert den Rücktritt der Regierung und vorgezogene Neuwahlen.
Die Opposition scheitert mit einem Misstrauensantrag gegen Ministerpräsident Nikolai Asarow. Der Janukowitsch-Vertraute bleibt im Amt. Im Regierungsviertel blockieren Demonstranten den Zugang zu Ministerien.
Mit einer Dauerblockade des Parlaments will die Opposition den Machtwechsel erzwingen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) besucht in Kiew Demonstranten und würdigt den Kurs der Opposition. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnt den Westen vor einer Einmischung.
Bei einem der größten Massenproteste seit Jahren fordert nach Oppositionsangaben eine halbe Million Menschen Neuwahlen. Demonstranten stürzen Kiews zentrale Lenin-Statue.
Die Behörden leiten Ermittlungen gegen die Opposition wegen eines angeblichen Umsturzversuchs ein. Auslöser sollen Aufrufe zur Blockade des Regierungsviertels gewesen sein. Sicherheitskräfte räumen erste Barrikaden und stürmen das Büro der Vaterlandspartei von Ex-Regierungschefin Timoschenko.
Hunderte Kräfte der Sondereinheit „Berkut“ (Steinadler) vertreiben Demonstranten aus dem belagerten Regierungsviertel. Die Proteste auf dem Maidan gehen weiter. Polizeikräfte rücken dort gegen die Demonstranten vor. Unterdessen trifft die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zu Vermittlungsgesprächen in Kiew ein.
Nach internationaler Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräfte zieht die Führung einige Sondereinheiten am Vormittag wieder zurück. Innenminister Witali Sachartschenko sagt: „Ich möchte alle beruhigen – der Maidan wird nicht erstürmt.“
Die Ukraine schaut sich bereits nach alternativen Lieferländern um. Vor allem die Slowakei wird genannt – mit einer Pipeline in umgekehrter Richtung, sagte Energieminister Prodan. Pipeline-Beamte beider Länder sollen Gespräche darüber führen, um technische und rechtliche Hindernisse zu beseitigen. „Wir haben die volle Rückendeckung der EU“, sagte Prodan unter Berufung auf Gespräche mit der EU-Energiekommissar.
Putin indes forderte die Europäische Union mit Nachdruck zu finanzieller Hilfe für die nahezu bankrotte Ukraine auf. Die EU habe zwar die prowestliche Führung in Kiew anerkannt, ihr aber noch keine konkrete Unterstützung zukommen lassen: „Nicht einen Dollar, nicht einen Euro“, sagte Putin am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.
„Russland erkennt die Kiewer Machthaber nicht an, aber setzt seine wirtschaftliche Unterstützung und Subventionen mit Hunderten Millionen und Milliarden Dollar bis heute fort“, betonte Putin bei einem Treffen mit der Regierung. „Diese Situation kann natürlich nicht ewig dauern.“
Regierungschef Dmitri Medwedew bezifferte die ukrainischen Gesamtschulden bei Russland auf 16,6 Milliarden US-Dollar.

18 Kommentare zu "Preiswucher: Ukraine stoppt Gas-Import aus Russland"
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@wiebitte
Nicht aufregen. "deltaone" ist Börsianer, die sehen alles aus kurzfristiger Sicht, maximal ein Quartal. Und biegen sich die Realität so hin, dass es ihrem Portfolio entspricht. Insofern muss man da etwas rücksichtsvoll sein :-)
Ein Börsianer wird niemals verstehen, dass China und auch Russland viel Zeit haben und ihre Ziele in aller Ruhe langfristig verfolgen.
Der Westen, der nur noch auf schnellen Profit bedacht ist, wird ihr Opfer sein. Das wird aber kein Börsianer zugeben, da es nicht in sein Portfolio passt...
Nein das denke ich nicht, ich weiß es! Sie sollten wenigstens die veröffentlichten Umfrageergebnisse bundesdeutscher Medien bzw. durchgeführt in deren Auftrag zur Kenntnis nehmen. Sie kleiner bemitleidungsbedürftiger Propagandist und Auftragsschreiber, sie sollten schon etwas ernsthafter argumentieren!
Wird wirklich Zeit einen UkraineCent (Bis 5 cent) für deutsche Strom/Gas/Öl-Privathaushalte einzuführen, damit dem bald neuen EUDSSR Mitglied geholfen werden kann.
Und der deutsche Verbraucher, wird ihn mit Freude entrichten, wie bei der EEG-Umlage.
Alles für die Ukrainefaschos und dem Klimökowahn.
Lustig, wenn ein politischer Extremist auch noch denkt, er hätte die Mehrheit auf seiner Seite.
die ukraine hatte 33% Nachlass auf den jetzigen preis erhalten und bezahlt schon seit Jahren nicht mal das. Jedesmal hat Russland ein Auge zugedrückt und unentgeldlich geliefert! Es sind unglaubliche Schuldenberge aufgetürmt und die Ukraine hat die Zahlung seit Monaten komplett eingestellt! Jetzt verlangt Russland Vorkasse und den Preis den alle anderen bezahlen. Was haben die Antirussischen Nationalisten denn erwartet? Vor allem nachdem der Ostukraine ein Referendum verwehrt wird und Truppen aus anderen Teilen des Landes geschickt werden? Russlands Weigerung weiter ohne Vorkasse zu liefern ist deren Recht!
Nein - freie Preisbildung in der Marktwirtschaft.
Na da sind die putin Kämpfer hier wieder fleißig. Ganz schön "hart" verdiente Rubel
Deutschland sollte sich aus diesen Konflikt komplett heraushalten. Ob die Russen der Ukraine Gas liefern und zu welchen Preis kann uns egal sein. Wenn wir ein Staat wären der seine eigenen Interessen vertreten kann, müssten wir uns so verhalten. Können wir nicht weil wir fremde Interessen vertreten müssen. Vasallenstaat!
@donolli
Alle Dinge, die man im Leben tut oder nicht tut, sollte man auch bezahlen können.
Wenn diese ukrainischen Revolutionäre auf dem Maidan ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, dann sollten sie auch jetzt die Stärke habe, den lieben Mit-Ukrainern mitzuteilen, dass die Konsequenzen ihrer proklamierten Freiheit durch keinen Papa oder Mama abgesichert waren bzw. sind.
Randale aus einer Laune heraus ist letztendlich immer schmerzhaft!
Janukowitsch war sicherlich kein Dauerzustand, aber den haben die Ukrainer auch selbst haben wollen.
Aber ir werdet hier in D sicherlich ein paar Gutmenschen-Geldgeber finden, die das "gespendete" Geld anschließend bei bedürftigen Deutschen einsparen werden.
Richtig gemacht in Kiev! Ganz Europa muss die Gas Importe aus Russland stoppen.