Proteste nach der Präsidentenwahl Polizei in Belarus verhaftet erneut rund 700 Demonstranten

Die Polizei geht gewaltsam gegen einen Demonstranten in Minsk vor.
Minsk Die Polizei in Belarus hat nach Angaben des Innenministeriums weitere rund 700 Menschen bei Demonstrationen gegen Präsident Alexander Lukaschenko verhaftet. Das gab das Innenministerium am Donnerstag in Minsk nach der vierten Nacht mit Protesten gegen mutmaßliche Wahlfälschungen der Präsidentschaftswahl am Sonntag bekannt.
Die Uniformierten gingen dabei teils äußerst brutal gegen friedliche Demonstranten vor und schlugen auf sie ein. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben des Innenministeriums nicht. Wie viele Demonstranten mittlerweile wieder freigelassen wurden, ist nicht bekannt. Vor den Gefängnissen forderten Angehörige immer wieder die Freilassung von Festgenommenen.
Am Donnerstagmorgen haben sich in der belarussischen Hauptstadt erneut hunderte Menschen zu Solidaritätskundgebungen versammelt. Mehr als 100 Frauen bildeten Menschenketten und hielten Blumen und Fotos von inhaftierten Protestierenden in die Höhe. Sie kamen im südwestlichen Teil von Minsk zusammen, wo Polizisten in der Nacht Gummigeschosse auf Menschen abgefeuert hatten, die auf Balkonen sangen und klatschten.
„Die Belarussen haben das bösartige Gesicht dieser Regierung gesehen“, sagte Valentina Tschailytko. „Ich habe mit meinem Mann gestritten und für (Präsident Alexander) Lukaschenko gestimmt. Und das ist, was ich am Ende bekommen habe: Ich kann meine Verwandten nicht im Gefängnis finden.“ Mann und Sohn der 49-Jährigen wurden am Sonntag bei Protesten festgenommen. Wo sie sich befinden, darüber bekommt Tschailytko nach eigenen Angaben keine Informationen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Lukaschenko hat dabei nach Regierungsangaben einen haushohen Sieg über die Oppositionskandidaten erzielt. Die Opposition und westliche Staaten werfen dem Präsidenten dagegen Wahlfälschung vor – die EU-Außenminister wollen am Freitag über mögliche Sanktionen beraten. Unter anderem konnten internationale Organisationen aufgrund einer viel zu späten Einladung aus Minsk keine Mission zur Wahlbeobachtung durchführen. Die Protestierenden fordern unter anderem eine neue Auszählung der Wahl.
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte das gewalttätige Vorgehen der Behörden in Belarus gegen friedliche Demonstranten bereits am Mittwoch verurteilt. In den vergangenen drei Tagen seien Berichten zufolge mehr als 6000 Menschen festgenommen worden, darunter Minderjährige, hatte sie erklärt.
Die Polizei setzte zuletzt auch scharfe Munition ein. Ein Mann ist bei den Protesten bereits ums Leben gekommen, ein weiterer soll in Gomel im Südosten von Belarus gestorben sein, nach dem er verhaftet wurde.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.