Razzien in Moskau: Auch Human Rights Watch wird durchsucht
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Razzien in MoskauAuch Human Rights Watch wird durchsucht
Nach der Durchsuchung der Moskauer Büros politischer Stiftungen ist auch Human Rights Watch von der Kontrollwelle in betroffen. Die Bundesregierung warnt vor dauerhafter Schädigung der Beziehungen zu Russland.
Moskau Nach Razzien auch bei deutschen politischen Stiftungen in Russland haben Beamte nun auch das Moskauer Büro der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) lahmgelegt. „Es läuft eine große Kontrollwelle, in die nun auch wir hineingeraten sind“, sagte Rachel Denber von HRW am Mittwoch.
Die Bundesregierung hat sich sehr besorgt über das Vorgehen der russischen Behörden gegen deutsche Stiftungen geäußert und vor einer Beschädigung des deutsch-russischen Verhältnisses gewarnt. Die deutschen Stiftungen und ihre Partner in der russischen Zivilgesellschaft hätten ganz erheblichen Anteil an der Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. "Maßnahmen, die ihre wichtige Arbeit beeinträchtigen oder gar kriminalisieren, fügen unseren Beziehungen Schaden zu."
Bundesaußenminister Guido Westerwelle ließ die Vertreter aller sechs deutschen politischen Stiftungen, die in Russland arbeiten, für den Nachmittag in Berlin ins Auswärtige Amt einladen, um die Lage zu besprechen. Das Auswärtige Amt wolle sich einen möglichst genauen Überblick über die Situation vor Ort verschaffen, sagte Ministeriumssprecher Martin Schäfer. Es gehe darum herauszufinden, welche Stiftungen im Zuge der Aktion von den russischen Behörden angesprochen worden seien und wie man gemeinsam dafür sorgen könne, dass sie ihre Arbeit fortsetzen könnten.
Wegen der Razzien bei deutschen Stiftungen in Moskau und St. Petersburg hatte Westerwelle bereits am Dienstag den russischen Gesandten in Berlin ins Auswärtige Amt laden lassen. Beamte der russischen Staatsanwaltschaft hatten zuvor Computer im St. Petersburger Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung beschlagnahmt. Auch die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung erklärte, in diesen Tagen werde ihr Moskauer Büro durch die Staatsanwaltschaft und die Steuerbehörde kontrolliert.
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Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Druck auf ausländische Organisationen zuletzt erhöht und dies als Maßnahme zur Spionageabwehr bezeichnet. Seine Gegner betrachten die Razzien dagegen als Schikanen zur Einschüchterung von Kritikern. Am Montag hatten die russischen Behörden bereits das Moskauer Büro von Amnesty International durchsucht. In den Wochen zuvor waren bereits Dutzende weitere Nicht-Regierungsorganisationen Ziel von Razzien geworden.
Putins neue Gesetze gegen die Opposition
Auf Verstöße bei Demonstrationen stehen deutlich drastischere Geldstrafen – für Privatpersonen sind das bis zu 300 000 Rubel (rund 7500 Euro). Das Gesetz trage zu Sicherheit und Ordnung bei, sagen Befürworter. Nach Ansicht von Bürgerrechtlern soll es zusammen mit älteren Gesetzen Aktionen der Opposition erschweren.
Stiftungen und Organisationen, die für politische Arbeit in Russland Geld aus Deutschland und anderen Ländern erhalten, müssen sich als „ausländische Agenten“ kennzeichnen. Legen Mitarbeiter die Finanzströme nicht offen, drohen ihnen Geld- oder Haftstrafen. Das Gesetz stärkt angeblich die Zivilgesellschaft. Menschenrechtler aber fürchten, als Spione verunglimpft zu werden.
Der Tatbestand der Verleumdung steht wieder im Strafgesetzbuch. Journalisten fürchten nun einen Maulkorb. Zudem solle die Opposition mundtot gemacht werden, meinen Kritiker. So könne jeder wegen Kritik an der Führung vor Gericht landen.
Behörden können unter Verweis auf den Kinderschutz ohne gerichtliche Entscheidung Internetseiten sperren lassen. Gegner des umstrittenen Gesetzes sehen die Gefahr eines Missbrauchs für politische Zwecke und der Zensur im größten Land der Erde. Das Gesetz solle die über das Internet mobilisierte Protestbewegung behindern.
8 Kommentare zu "Razzien in Moskau: Auch Human Rights Watch wird durchsucht"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
AxelHeinzmann
Da kenne ich noch mindestens ein anderes Land, in dem "Kritik nicht geduldet und Kritiker ausnahmslos verfolgt werden. Jedenfalls wenn das Ganze von rechts kommt. Erraten?
locked...
Interessant wäre es mal auch zu wissen welche Art von Arbeit diese Organisationen überhaupt machen. Kein Kommentar dazu in keinem Artikel, in keiner Zeitung finde ich schon ein bisschen fragwürdig. Vielleicht sieht man dann sofort ob diese Durchsuchungen begründet sind oder was dahinterstehen kann. Interessant auch das HB auf der Internetseite Diskussionen und Meinungsaustauch fordert und gleichzeitig eben nur eine Sichtweise darlegt, ohne selbst grundlegende Recherche aufzuweisen. Es ist doch ein leichtes heutzutage jemanden aus diesen Büros zu interviewen und Informationen zu beschaffen, anstatt selbst einen abenteuerlichen Artikel a la Georg Orwell zu verfassen.
gerhard
Die Bundesregierung hat sich sehr besorgt über das Vorgehen der russischen Behörden gegen deutsche Stiftungen geäußert und vor einer Beschädigung des deutsch-russischen Verhältnisses gewarnt (Zitat) Da gibt es bald die Hannover Messe: vom 8. bis 12. April und das Partnerland der Messe ist Russland - Präsident Putin wird zusammen mit Bundeskanzlerin Merkel die Schau eröffnen? Wird die Frau Merkel dann die deutsch-russischen Verhältnisse tatsächlich kritisieren oder aber darüber hinwegsehen dürfen? Da kann sie sich ja wieder in der Vieldeutigkeit „geschickt“ bewegen und was wird sie sagen? Doch nicht etwa, ich habe Putin die „Leviten gelesen“ –sicher aber April,April, der und Putin macht was er will, denn so steht’s schon lange im Kalender geschrieben. Na – dann -eine fröhliche Messe!
Stefan_Bach
Spätestens seit "Pussy Riot" ist offenkundig in welch einer politischen Verfassung sich Russland befindet. Kritik wird nicht gedultet und Kritiker ausnahmslos verfolgt.
Julie
Was ich gaaanz lustig finde ist das Deutschland sagt es könnten sich die beziehungen zu den Russen verschlechtern.
1. Als ob es die Russen Inerresiert was Deutschland Denkt/Sagt
2. Deutschland wird doch nirgendwo mehr für voll wahrgenommen (wer will den mit uns Deutschen noch was zutunhaben ? Grichenland? Zypern? Usa?)
3. Ist Deutschland mehr ein Überwachungsstaat als manch ein anderer
Ich habe für jedes Land verständnis das um Deutschland und seinen Eurokraten einen grossen bogen machen, um so mehr um so besser.
LOL
obamaseinladen
menschenrechte kann der bürger am besten in den usa und china einfordern
GoWest
Es verwundert mich ganz und garnicht, dass Putin jetzt so durchgreift. In den vergangenen Jahren sind eben durch solche NGOs erhebliche Destabilisierungsmaßnahmen vorgenommen worden, die feindlicher garnicht seien können gegenüber ein Regime. Ferner stellte sich nachweislich in vielen Fällen heraus, dass professionelle Agenten hier am Werke waren (diverse Insiderberichte).
locked...
Die Russen machen es eben etwas grober.
Aber den Überwachungsstaat haben wir doch hierzulande auch. Nicht aufregen also.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Da kenne ich noch mindestens ein anderes Land, in dem "Kritik nicht geduldet und Kritiker ausnahmslos verfolgt werden. Jedenfalls wenn das Ganze von rechts kommt. Erraten?
Interessant wäre es mal auch zu wissen welche Art von Arbeit diese Organisationen überhaupt machen. Kein Kommentar dazu in keinem Artikel, in keiner Zeitung finde ich schon ein bisschen fragwürdig. Vielleicht sieht man dann sofort ob diese Durchsuchungen begründet sind oder was dahinterstehen kann. Interessant auch das HB auf der Internetseite Diskussionen und Meinungsaustauch fordert und gleichzeitig eben nur eine Sichtweise darlegt, ohne selbst grundlegende Recherche aufzuweisen. Es ist doch ein leichtes heutzutage jemanden aus diesen Büros zu interviewen und Informationen zu beschaffen, anstatt selbst einen abenteuerlichen Artikel a la Georg Orwell zu verfassen.
Die Bundesregierung hat sich sehr besorgt über das Vorgehen der russischen Behörden gegen deutsche Stiftungen geäußert und vor einer Beschädigung des deutsch-russischen Verhältnisses gewarnt (Zitat)
Da gibt es bald die Hannover Messe: vom 8. bis 12. April und das Partnerland der Messe ist Russland - Präsident Putin wird zusammen mit Bundeskanzlerin Merkel die Schau eröffnen?
Wird die Frau Merkel dann die deutsch-russischen Verhältnisse tatsächlich kritisieren oder aber darüber hinwegsehen dürfen? Da kann sie sich ja wieder in der Vieldeutigkeit „geschickt“ bewegen und was wird sie sagen? Doch nicht etwa, ich habe Putin die „Leviten gelesen“ –sicher aber April,April, der und Putin macht was er will, denn so steht’s schon lange im Kalender geschrieben. Na – dann -eine fröhliche Messe!
Spätestens seit "Pussy Riot" ist offenkundig in welch einer politischen Verfassung sich Russland befindet. Kritik wird nicht gedultet und Kritiker ausnahmslos verfolgt.
Was ich gaaanz lustig finde ist das Deutschland sagt es könnten sich die beziehungen zu den Russen verschlechtern.
1. Als ob es die Russen Inerresiert was Deutschland Denkt/Sagt
2. Deutschland wird doch nirgendwo mehr für voll wahrgenommen
(wer will den mit uns Deutschen noch was zutunhaben ?
Grichenland? Zypern? Usa?)
3. Ist Deutschland mehr ein Überwachungsstaat als manch ein anderer
Ich habe für jedes Land verständnis das um Deutschland und seinen Eurokraten einen grossen bogen machen, um so mehr um so besser.
LOL
menschenrechte kann der bürger am besten in den usa und china
einfordern
Es verwundert mich ganz und garnicht, dass Putin jetzt so durchgreift. In den vergangenen Jahren sind eben durch solche NGOs erhebliche Destabilisierungsmaßnahmen vorgenommen worden, die feindlicher garnicht seien können gegenüber ein Regime. Ferner stellte sich nachweislich in vielen Fällen heraus, dass professionelle Agenten hier am Werke waren (diverse Insiderberichte).
Die Russen machen es eben etwas grober.
Aber den Überwachungsstaat haben wir doch hierzulande auch. Nicht aufregen also.