Die Flugbuchungen in die französische Hauptstadt sind um mehr als ein Viertel zurückgegangen. In den Tagen nach den Anschlägen habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 27 Prozent gegeben, erklärt das Unternehmen ForwardKeys. Es wertet nach eigenen Angaben täglich die Daten von 14 Millionen Reservierungen aus. Sowohl Privatleute als auch Geschäftsreisende machen demnach einen Bogen um Paris. Frankreich ist das meistbesuchte Land der Welt. Nach Paris kamen im vergangenen Jahr 32,2 Millionen Besucher. Der französische Hotelier Accor und die Fluggesellschaft Air France-KLM verzeichneten an der Börse teils starke Kursrückgänge.
Hier hat sich die Stimmung in Frankreich merklich eingetrübt: Der Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor fiel im November um 1,4 auf 51,3 Punkte und signalisiert damit nur noch ein geringes Wachstum. Das fand das Markit-Institut bei seiner Unternehmensumfrage heraus. „Der Hauptgrund dafür sind die Anschläge“, sagt Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. „Aber die Erfahrung lehrt, dass solche Ereignisse nur einen kurzzeitigen Einfluss haben.“ Gut 60 Prozent der Antworten der Manager gingen nach den Anschlägen ein.
Anders als in Frankreich zeigen die jüngsten Indikatoren der anderen großen Euro-Länder Deutschland, Italien und Spanien nach oben. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen etwa ist derzeit so gut wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der zunehmenden weltweiten Unsicherheit unbeeindruckt“, betont Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zur Umfrage seines Instituts unter 7000 Managern. „Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Daten negativ bemerkbar gemacht.“
Der Pariser Leitindex brach am ersten Handelstag nach den Anschlägen zunächst ein, machte seine Verluste aber rasch wieder wett. Inzwischen liegt das Barometer höher als davor. Ähnlich sieht es in Deutschland aus: Der Dax hat seit dem 13. November rund sechs Prozent zugelegt. Ein Treiber dafür ist die Aussicht auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock rechnet im Falle neuer Anschläge wie in Paris allerdings mit Verwerfungen. „Sollte es in den kommenden Wochen weitere Angriffe dieser Art geben, dürfte die Börse beim nächsten Mal heftig reagieren“, warnt Deutschland-Chef Christian Staub.
Frankreich wird nach Worten von Regierungschef Manuel Valls wegen steigender Ausgaben für die Sicherheit das EU-Ziel für das Staatsdefizit verfehlen. Die Vorgaben würden auf keinen Fall eingehalten, da man nicht an anderer Stelle sparen werde, sagt Valls. Die EU-Kommission müsse verstehen, dass „dies ein Kampf ist, der Frankreich betrifft und auch Europa“, betont Valls mit Blick auf das Vorgehen gegen die Extremistenmiliz IS. Die Regierung will rund Zehntausend zusätzliche Polizisten und Sicherheitskräfte einstellen. Der Haushaltsentwurf für 2016 sieht bislang vor, dass Frankreichs Defizit auf 3,3 Prozent sinkt von 3,8 Prozent 2015. Die Obergrenze in der EU für neue Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftskraft liegt bei drei Prozent.
Das Konsumklima in Frankreich blieb im November stabil. Allerdings: 93 Prozent der befragten Franzosen antworteten bereits vor den Anschlägen, weshalb es erst im Dezember ein genaueres Bild geben dürfte – ebenso in Deutschland. Die Angst vor Anschlägen kann Experten zufolge das gerade begonnene Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel beeinträchtigen. „Es ist vorstellbar, dass sich dies auf die Konsumstimmung niederschlägt“, sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). „Es ist möglich, dass der eine oder andere die Innenstädte oder Weihnachtsmärkte meidet.“ Davon könne dann aber der Online-Handel profitieren. Auch die deutschen Einzelhändler sind besorgt. „Das alles lässt uns nicht unberührt“, sagt der Präsident des Branchenverbandes HDE, Josef Sanktjohanser.