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Rochelle Walensky Die Chefin der US-Gesundheitsbehörde steckt in einer Vertrauenskrise

Rochelle Walensky hat als CDC-Chefin einen großen Einfluss. Doch in der Pandemie hat sich ihr Haus eine Reihe von Fehlern geleistet.
28.07.2021 - 19:02 Uhr 1 Kommentar
Die CDC-Chefin muss eine Nation zur Vorsicht erziehen, die gefühlt längst wieder in der Normalität angekommen ist. Quelle: AP
Rochelle Walensky

Die CDC-Chefin muss eine Nation zur Vorsicht erziehen, die gefühlt längst wieder in der Normalität angekommen ist.

(Foto: AP)

Washington Als Rochelle Walensky in dieser Woche vor die Kameras trat, verkündete sie eine bedrückende Botschaft. Zwar seien die gängigen Covid-Vakzine sehr wirksam, unterstrich sie. „Aber unsere große Sorge ist, dass die Impfstoffe schon gegen die nächste Variante nichts mehr ausrichten können“, warnte die Chefin der US-Gesundheitsbehörde CDC. Dieses Szenario sei womöglich „nur wenige Mutationen entfernt“.

Neuerdings empfiehlt die Behörde, dass sogar geimpfte Menschen in öffentlichen Innenräumen und in Schulen Maske tragen sollen. Zumindest gilt das für Gebiete, in denen die Zahl der Infektionen wegen der aggressiven Delta-Variante stark steigt. Erst im Mai hatte die CDC die Maskenrichtlinien stark gelockert.

Der Appell passt kaum zum Alltag in den USA, wo Millionen Bürgerinnen und Bürger längst wieder in den Urlaub fahren, ins Büro zurückkehren, ins Baseballstadion gehen. Die meisten Menschen kramen nur noch in der Bahn oder im Flugzeug ihre Maske aus der Tasche. Walensky steht jetzt vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Sie muss eine Nation zur Vorsicht erziehen, obwohl das Land gefühlt längst wieder in der Normalität angekommen ist.

Gleichzeitig steht die 52-Jährige im Fokus eines Glaubenskampfs, der mittlerweile mit Debatten um Abtreibung oder Waffenkäufe vergleichbar ist. In den USA ist der Streit über Maskenpflicht, Impfausweise und Covid-Vakzine ideologisch derart aufgeladen, dass ein faktenbasierter Austausch stellenweise kaum möglich ist. Bis heute haben sich 90 Millionen Menschen, die es problemlos tun könnten, nicht impfen lassen, die Impfquote stagniert bei rund 50 Prozent.

Die Fallzahlen steigen, die Zahl der Einlieferungen ins Krankenhaus und die Todesraten ebenfalls, die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch. Auch ein kleiner Teil von Geimpften steckt sich mit Delta an, was der Hauptgrund dafür ist, warum die CDC ihre Maskenrichtlinien jetzt verschärft hat. Noch sind die Zahlen nicht vergleichbar mit vergangenen Wellen. Doch die Kehrtwende der CDC zeigt: Die US-Regierung muss gegensteuern, ein gutes Impfangebot allein reicht nicht mehr.

Voreiliger Schritt von Walensky

Allerdings hat sich die CDC, die 21.000 Mitarbeiter und Dutzende Außenstellen hat, mehrere Fehler geleistet. Als Walensky im Mai verkündete, dass Geimpfte fast keine Maske mehr tragen müssten, reagierten Experten verwundert. Voreilig schien der Schritt, diese Befürchtung hat sich nun bestätigt. In einer Fernsehshow sagte Walensky, dass geimpfte Menschen „das Virus nicht in sich tragen“, was die CDC in einer Mitteilung rasch korrigieren musste.

Mal sagte die Behörde, dass Geimpfte sicher reisen können. Kurze Zeit später hieß es, dass von Reisen eher abgeraten wird. Das Hin und Her sorgt für Verunsicherung selbst bei Menschen, die sich eigentlich an die Regeln halten wollen. Außerdem entstand der Eindruck, dass die mächtige Behörde der Realität hinterherhinkt.

So verschärften zuletzt immer mehr Städte und Gemeinden ihre Maskenregeln auf eigene Faust. Die CDC hingegen blieb noch vor wenigen Tagen dabei: Es besteht keine Notwendigkeit für neue Richtlinien.

Eigentlich sollte die Berufung von Walensky einen Neustart für die Behörde einläuten, die unter Donald Trump nachweislich die Gefahren von Corona vertuschte. Trump pumpte zwar Milliarden in die Entwicklung von Impfstoffen. Er wehrte sich aber gegen Abstand und Masken, während Hunderttausende Menschen an Corona starben. Biden stärkte den Einfluss der CDC enorm, indem er mit Walensky eine angesehene Wissenschaftlerin und Expertin für Infektionskrankheiten an die Spitze berief.

Beeindruckende Karriere in der Medizin

Die 52-Jährige ist erst die dritte Frau auf dem Direktorenposten. Beruflich geprägt wurde sie von der HIV/Aids-Epidemie der 90er-Jahre, als Walensky Assistenzärztin an der renommierten Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore war. Schon als Teenager, erzählte Walensky der „New York Times“, wollte sie etwas machen, „das mich finanziell unabhängig und mir Spaß macht: Naturwissenschaften“. Ihr Mann, ein Onkologe, sagt über sie: „Rochelle ist eine berufstätige Mutter, die immer hundert Prozent gibt.“

Walensky kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Sie war Medizinprofessorin an der Harvard Medical School und zuletzt Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston. In ihrer Forschung legte sie sich oft mit Pharmakonzernen an und kämpfte für niedrigere Medikamentenpreise.

Walenskys Ruf leidet in der aktuellen Krise

Ihre Expertise ist unbestritten, doch ihr Ruf leidet in der aktuellen Krise. Im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung steht nicht Gesundheitsminister Xavier Becerra, sondern Walensky – und der Chef-Immunologe Anthony Fauci. Außerdem kann die CDC kaum etwas dagegen tun, wenn Bundesstaaten eigene Regeln aufstellen.

In einem Interview sagte Walensky einmal, dass die USA viele Probleme bekämpfen müssen: Fettleibigkeit, Opioid-Sucht, Suizide, Waffengewalt. Doch die Pandemie, die fast 600.000 Amerikaner das Leben gekostet hat, dürfte auf absehbare Zeit im Vordergrund stehen.

Mehr: „Amerikaner brauchen keinen Booster-Shot“ – Was für und gegen eine dritte Impfung spricht

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1 Kommentar zu "Rochelle Walensky: Die Chefin der US-Gesundheitsbehörde steckt in einer Vertrauenskrise"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Da brauchen wir gar nicht in die USA zu schauen - auch hier wird der gleiche elementare Fehler begangen, dass man Geimpften 'mit aller Gewalt' Erleichterungen geben möchte, um massive Impfanreize zu geben. Bei objektiver Betrachtung MUSS jedoch die Masken- & Testpflicht für Geimpfte genauso wie für Ungeimpfte gelten.

    Solange nämlich auch Geimpfte das Virus übertragen können, darf man - wenn man es denn wirklich ehrlich meinen würde - keine Unterschiede zwischen Geimpften & Ungeimpften machen. Ebenso MUSS eine ggf. beschlossene Einreise-Testpflicht mit den Quarantäne-Auflagen für ALLE gelten. Alles Andere wäre eine politisch motivierte Tatsachen- & Rechtsbeugung.

    Im Übrigen sollte man bei der Betrachtung der %-Quote der Geimpften die Kinde abziehen - wenn man es denn ehrlich meinen würde...

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