Rohstoff-Superzyklus Russland verhängt Sonderzölle für Metall-Exporteure, um Infrastrukturprojekte zu subventionieren
Berlin Glücklich ist, wer sie hat: Die Exporteure von derzeit äußerst gefragten Rohstoffen. Und Russland hat reichlich davon. Ob Stahl, Aluminium, Eisenerz, Platin, Kupfer, Gold oder Nickel – zwischen Kaliningrad und Kamtschatka liegen massenhaft Rohstoffe, die das Land exportiert. Stahlkocher, Minenkonzerne und Hüttenbetriebe verdienen wegen des laufenden Rohstoff-Superzyklus bisher prächtig.
Die Kehrseite: Die stark gestiegenen Weltmarktpreise bei Metallen und anderen Rohstoffen verteuern auch die großen Infrastrukturprojekte des Riesenreichs. Und so hat die russische Regierung Sonderzölle beschlossen, mit denen die konjunkturellen Extra-Gewinne der Metallexporteure abgeschöpft und Bauvorhaben subventioniert werden sollen.
Vom 1. August bis Ende des Jahres müssen russische Metall-Exporteure Sonderzölle zahlen: 115 bis 150 Dollar je Tonne ausgeführten Stahls, 2321 Dollar bei Nickel, 126 Dollar bei Kupfer und 254 Dollar bei Aluminium.
Der russische Staat will so umgerechnet 2,2 Milliarden Dollar einnehmen, sagte der Erste Vizeministerpräsident Andrej Belousow. Er hatte den Metallkonzernen seines Landes kürzlich vorgeworfen, dass sie den Staat „bescheißen“, indem sie die gewaltigen Mehreinnahmen für ihre Produkte im aktuellen Rohstoff-Superzyklus allein behielten. „Sie verstehen natürlich, dass sie die zurückzahlen müssen“, drohte er vor ein paar Wochen und schritt nun zur Tat. Allerdings würde durch die Sonderzölle auf Exporte nur „ein unbedeutender Anteil“ von 20 bis 25 Prozent der Sondergewinne abgeschöpft, so Belousow.
„In den fünf Monaten dieses Jahres stiegen die Exportpreise für Eisenmetalle im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent und für Nichteisenmetalle um 50 Prozent“, sagte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow. Der Anstieg der Weltmarktpreise führe zu höheren Preisen für Metallprodukte auf dem heimischen Markt, und „so gibt es einen Anstieg der Kosten für den Bau von Anlagen“. Die Einnahmen sollen unter anderem in den Ausbau der Transsibirischen Eisenbahn fließen.
Russische Großkonzerne reagieren empört
„Die Einführung des Zolls ist keine Strafe für Metallurgen“, meinte Belousow und begründete das Vorhaben mit dem Schutz heimischer Verbraucher vor dem, „was jetzt auf den Weltmärkten passiert“.
Doch russische Industrielle, die Großabnehmern von Metallprodukten bereits rabattierte Lieferverträge anbieten, laufen Sturm: Die Strafzölle seien eine „Sackgasse“, sagte Wladimir Potanin, Präsident und Miteigentümer von Norilsk Nickel. „Eine Erhöhung der Exportzölle für Metalle, die im Preis gestiegen sind, macht unsere Unternehmen nur noch verwundbarer und weniger wettbewerbsfähig gegenüber ausländischen Unternehmen“, sagte der Chef eines der weltgrößten Platin- und Palladiumproduzenten.
Alexej Mordaschow, Mehrheitseigner des Stahlkonzerns Severstahl und Großaktionär beim Reisekonzern Tui, warnte sogar vor nun drohenden Preissteigerungen bei Stahl. Ausländische Analysten würden bereits „unserer Regierung für ein solches Geschenk an die europäischen Metallurgen danken“, so Mordaschow. Sie hätten auch festgestellt, dass die Weltpreise für Stahl „durch diese Initiative nur steigen werden“. Russische Unternehmen müssten hingegen einen weiter erschwerten Zugang ihrer Produkte zu den globalen Märkten fürchten.
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