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Russland Kreml weist Schuld am möglichen Giftanschlag auf Kritiker Nawalny zurück

Der Kreml bezeichnet die Anschuldigungen als „ein leeres Rauschen“. Unterdessen wächst der Druck auf Moskau, den Fall aufzuklären. US-Außenminister Pompeo zeigt sich „zutiefst besorgt“.
25.08.2020 Update: 25.08.2020 - 19:51 Uhr Kommentieren
Der Kremlkritiker liegt derzeit in Berlin im Koma. Quelle: dpa
Alexej Nawalny

Der Kremlkritiker liegt derzeit in Berlin im Koma.

(Foto: dpa)

Berlin Weltweit wächst die Empörung über die mögliche Vergiftung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, doch der Kreml weist alle Vorwürfe zurück. „Wir haben nicht die Absicht, sie ernst zu nehmen“, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin in einer Online-Pressekonferenz in Moskau. Man verstehe die Eile der Deutschen nicht, von Vergiftung zu sprechen, dies sei „leeres Gerede“.

Die Ärzte der Berliner Uniklinik Charité, die den im künstlichen Koma liegenden 44-jährigen Antikorruptionskämpfer behandeln, haben Vergiftungserscheinungen diagnostiziert mit einer Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer. Um welche Substanz es sich handelt, war zunächst unklar.

Das Problem ist, dass Gifte aus dieser Gruppe Experten zufolge erhebliche Langzeitschäden auslösen können. Angehörige Nawalnys werfen dem Kreml vor, sein Ausfliegen nach Deutschland extra verzögert zu haben, damit Giftstoffe bei ihm nicht mehr nachweisbar seien.

Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) haben am Dienstag auch Schweden und Frankreich sowie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell von Russland vollständige und transparente Aufklärung des Nawalny-Falls verlangt. Vor allem auch „aufgrund der Ereignisse, die wir hier erleben mussten, mit dem Tiergarten-Mord und dem Bundestags-Hack“ durch russische Agenten müsse Russland jetzt einen guten Beitrag dazu leisten.

Auch US-Außenminister Mike Pompeo zeigte sich „zutiefst besorgt“. Sollte sich die Vergiftung bewahrheiten, würden die USA die Europäische Union in ihrer Forderung nach lückenloser Aufklärung unterstützen, sagte Pompeo am Dienstag nach Angaben seines Ministeriums. Die USA stünden auch bereit zu helfen.

US-Außenminister Pompeo will „umfassende und transparente Untersuchung“

Nawalnys Familie und das russische Volk verdienten eine „umfassende und transparente Untersuchung“. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Moskauer Oppositionelle Ilja Jaschin teilte derweil auf Facebook mit, dass er vom Inlandsgeheimdienst FSB verlangt habe, die Rechtsgrundlage für die Überwachung Nawalnys offenzulegen. „Wir wollen zeigen, dass wir im Gegensatz zu anderen nach dem Gesetz leben und eine Rechtsgrundlage haben wollen“, schrieb der Wegbegleiter Nawalnys und teilte seine Überzeugung mit: „Es war ein Mordversuch und nicht nur eine Einschüchterung.“

Eine Moskauer Boulevardzeitung hatte zuvor das detaillierte Protokoll der Überwachung Nawalnys auf seiner Sibirienreise veröffentlicht. Er stand demnach rund um die Uhr unter Aufsicht des FSB. Der vermutete Giftanschlag hat somit nur unter den Augen des Geheimdienstes oder durch ihn selbst erfolgen können.

Die Suche nach dem Gift in Nawalnys Körper kann indes noch länger dauern: Beim Anschlag auf den FSB-Überläufer Alexander Litwinenko in London brauchte es mehr als eine Woche, um zu ermitteln, dass ihm das radioaktive Element Polinium von russischen Agenten in den Tee gemischt wurde. Nawalny hatte vor seinem Rückflug nach Moskau am Donnerstag Tee im Flughafen Tomsk getrunken und war dann im Flieger bewusstlos geworden.

Mehr: Die Giftattacke auf den russischen Oppositionsführer muss gezielte Reaktionen nach sich ziehen – ein Kommentar.

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