Russland-Verbindung und Affären Ex-Anwalt Cohen packt gegen Trump aus

Einst war Cohen Trumps Mann fürs Grobe. Nun packt er gegen den US-Präsidenten aus.
Düsseldorf Rudolph Giuliani hat in dieser Woche einen bemerkenswerten Satz gesagt. „Er hat die ganze Woche gelogen, er hat jahrelang gelogen.“ Der Satz des aktuellen Trump-Rechtsbeistandes galt Michael Cohen, dem ehemaligen Anwalt des US-Präsidenten. Cohen habe keinerlei Glaubwürdigkeit und sei ein „pathologischer Lügner“, sagte Giuliani.
Der Angriff auf Cohen war eine direkte Reaktion auf dessen Anschuldigungen, Trump habe frühzeitig über ein Meeting zwischen Offiziellen seiner Wahlkampagne und russischen Anwälten im Jahr 2016 Bescheid gewusst. Der US-Präsident weist die Anschuldigungen weiterhin zurück. Doch nun könnte Brisanz in den Fall kommen: US-Medien berichten, dass Cohen bereit sei, dies gegenüber FBI-Sonderermittler Robert Mueller auszusagen.
Bei dem Treffen im Juni 2016 sollen die Gäste, darunter eine kremlnahe Anwältin, der Trump-Mannschaft kompromittierendes Material über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton angeboten haben. Russlands Präsident Wladimir Putin wollte Clinton Berichten zufolge mit allen Mitteln verhindern.
Aussage im Gegenzug für Strafmilderung?
Mueller ermittelt seit langem in der Sache. Mit dem ehemaligen Anwalt und engen Vertrauten des US-Präsidenten hat er nun einen weiteren Trumpf in der Hand.
Dass Cohen sich ausgerechnet jetzt gegen seinen früheren Boss wendet, dürfte daran liegen, dass er selbst im Kreuzfeuer der Justiz steht. Gegen Cohen laufen staatsanwaltliche Ermittlungen im Zusammenhang mit möglichen Schmiergeldzahlungen im US-Wahlkampf 2016. Nun scheint er immer mehr dazu bereit, gegen Trump auszusagen – im Gegenzug für Strafmilderung.
Ein anderer möglicher Hintergedanke Cohens: eine Begnadigung durch den US-Präsidenten. Das Kalkül – auch wenn Cohen dies dementieren ließ – könnte sein, Trump unter Druck zu setzen, um ihn zu einer Begnadigung zu animieren. Der Präsident hat laut Verfassung das Recht, eine Person zu begnadigen, selbst wenn eine offizielle Anklage noch gar nicht vorliegt.
Cohens Andeutung, den Ermittlern gegenüber aussagen zu wollen, war nicht die einzige Schlagzeile, die der Jurist in dieser Woche produzierte: Der TV-Sender CNN veröffentlichte die Aufnahme von 2016 am Dienstagabend (Ortszeit). Darin ist zu hören, wie Trump und sein langjähriger Anwalt Michael Cohen sich über den Rechtekauf an einer Geschichte mit dem Playboy-Model Karen McDougal unterhalten.
Trump sagt in der Aufnahme „in bar bezahlen“, woraufhin Cohen sofort „nein, nein“ erwidert und dann der US-Präsident mit „Scheck“ antwortet. Außerdem ist zu hören, wie Cohen die Gründung einer Firma vorschlägt, „für den Transfer der ganzen Informationen bezüglich unseres Freundes David“.
Giuliani bezweifelt Echtheit der Aufzeichnung
Mit David ist möglicherweise David Pecker gemeint, Trumps Freund und Chef der American Media Inc., dem Mutterkonzern der Zeitschrift „National Enquirer“. Cohen hatte das Gespräch heimlich mitgeschnitten. Giuliani zog die Echtheit des Tapes in Zweifel.
Einst war Cohen Trumps Mann fürs Grobe. Aus dem Trump Tower in New York City teilte er rüde gegen Journalisten aus und brachte angebliche Affären seines Mandaten zum Schweigen – mit Geld.
Damit ist es nun vorbei. „Dies ist die Woche, in der Michael Cohen Donald Trump offiziell den Krieg erklärt hat“, schrieb der US-Nachrichtensender CNN auf seiner Internetseite. Der frühere Mitarbeiter des Immobilienmoguls hat seine Zurückhaltung offenkundig aufgegeben, seine Loyalität zu Trump ad acta gelegt. Es ist anzunehmen, dass weitere Enthüllungen folgen werden.
Vor wenigen Monaten sprachen Nachfolger Giuliani und Präsident Trump noch voller Achtung über Cohen: Im Mai hielt Giuliani seinen Kollegen noch für „einen ehrlichen, ehrenhaften Rechtsanwalt“. Trump nannte ihn im April einen „guten Mann“. Cohens Charakter hat sich in der Zwischenzeit wohl kaum verändert. Die Gefahr, die von dem 51-Jährigen für den Mann im Weißen Haus ausgeht, allerdings sehr wohl.
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