Säuberungen in der Türkei Erdogans Kontrollverlust

Der türkische Präsident verfolgt zwei Ziele: Den Terrorismus bekämpfen und ein Präsidialsystem einführen. Dabei hat er die Kontrolle über sein eigenes System verloren.
Istanbul Murat Inam war ausgewählt worden, um missliebigen Journalisten das Handwerk zu legen. Der fleißige Staatsanwalt aus Istanbul sollte im Herbst die Anklage gegen mehrere Redakteure der Tageszeitung „Çumhuriyet“ vorbereiten. Allein, das Büro einer anderen Staatsanwaltschaft hatte gleichzeitig eine Anklage gegen 54 Richter und Staatsanwälte vorbereitet. Sie warf diesen Leuten vor, die verhasste Gülen-Bewegung unterstützt zu haben, und forderte Dutzende Jahre Haft. Unter den Angeklagten in diesem Fall: Murat Inam. Der Mann saß im einen Gerichtssaal auf der Seite der Kläger, im anderen auf der Bank der Angeklagten.
Vizeregierungschef Mehmet Simsek musste den Vorfall zugeben und damit indirekt einräumen: Die türkische Führung hat die Kontrolle über ihre eigene Bürokratie verloren. Die Folge: „Das Vertrauen der Bürger in den Staat sinkt“, erklärt die türkische Kolumnistin Pinar Tremblay. Anstatt immer mehr Macht auf sich zu vereinen, scheint Präsident Recep Tayyip Erdogan Stück für Stück die Kontrolle zu verlieren.
Jetzt weiterlesen
Erhalten Sie Zugriff zu diesem und jedem weiteren Artikel im
Web und in unserer App für 4 Wochen kostenlos.
Sie sind bereits registriert? Jetzt einloggen
Jetzt weiterlesen
Erhalten Sie Zugriff zu diesem und jedem weiteren Artikel im
Web und in unserer App für 4 Wochen kostenlos.
Sie sind bereits registriert? Jetzt einloggen