Beim EU-Gipfel einigen sich die Euro-Länder auf einen Notfallplan für das hoch verschuldete Griechenland. Der Plan sieht freiwillige Hilfen einzelner Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor. Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou betont: „Griechenland ist entschlossen, mit seinen eigenen Problemen fertig zu werden.“
Um die Schuldenkrise einzudämmen, spannen die Finanzminister und der IWF einen Rettungsschirm (EFSF) für pleitebedrohte Euro-Mitglieder. Insgesamt 750 Milliarden Euro sollen im Notfall fließen. Der damalige Kanzleramtsminister Thomas de Maizière resümiert, jetzt komme „Ruhe in den Karton“.
Als erstes EU-Land schlüpft Irland unter den EFSF. Europäer und IWF schnüren ein Hilfspaket von 85 Milliarden Euro. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hält Sorgen vor einem Überschwappen auf Portugal für unbegründet: „Gerede über eine Ansteckung hat keine wirtschaftliche oder rationelle Grundlage.“
Der ständige Krisenfonds wird mit über 700 Milliarden Euro ausgestattet. Der Stabilitätspakt wird verschärft, Defizitsündern drohen auch bei einer zu hohen Gesamtverschuldung Sanktionen. Die 17 Euro-Länder wollen sich in der Sozial-, Steuer- und Haushaltspolitik enger abstimmen.
Nach einem Hilferuf aus Lissabon setzt die EU ein Rettungspaket für Portugal in Gang. Höhe: Rund 80 Milliarden Euro. Schäuble sieht die Gefahr einer Ausbreitung der Krise zunächst als gebannt an: „Die Ansteckungsgefahr ist geringer geworden.“
Die EU-Finanzminister beschließen eine Ausweitung des EFSF. Deutschlands Anteil steigt von 123 auf 211 Milliarden Euro. Damit bis zu 440 Milliarden Euro an Krediten gezahlt werden können, müssen die Euro-Länder ihre Garantien auf 780 Milliarden Euro erhöhen. Merkel verteidigt das: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“
Athen beantragt ein zweites Hilfspaket. Es beläuft sich schließlich auf 159 Milliarden Euro. Erstmals beteiligen sich auch private Gläubiger Athens, ihr Anteil beträgt rund 50 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft nun auch Staatsanleihen von Italien und Spanien auf, um beide Länder zu stützen.
Nach einem Doppelgipfel beschließen die Euro-Länder das bislang dickste Paket zur Eindämmung der Krise: Griechenlands Schulden werden um 50 Prozent gekappt. Das im Juli beschlossene 109-Milliarden-Programm wird modifiziert: Nun soll es zusätzliche öffentliche Hilfen von 100 Milliarden Euro geben, sowie Garantien von 30 Milliarden Euro, mit denen der Schuldenschnitt begleitet wird. Die Schlagkraft der EFSF soll auf rund eine Billion Euro erhöht werden. Zudem müssen Europas Banken ihr Kapital um mehr als 100 Milliarden Euro aufstocken. „Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, bilanziert Merkel. Und Frankreichs Finanzminister François Baroin sagt erleichtert: „Es gab ein Explosionsrisiko. Das Abkommen von heute Nacht ist eine freundschaftliche, globale und glaubwürdige Antwort.“
Griechenlands-Ministerpräsident Papandreou kündigt völlig überraschend eine Volksabstimmung über das neue Milliarden-Rettungspaket für Griechenland an. Damit stößt er Merkel und Sarkozy vor den Kopf, die den griechischen Staatschef zum Appell zitieren. Am Vorabend des G20-Treffens in Cannes setzen sie sich mit dem Griechen, IWF-Chefin Christine Lagarde und Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker zusammen. „Wir haben Papandreou, ohne ihm einen wirklichen Vorwurf zu machen, darauf hingewiesen, dass sein Benehmen illoyal ist“, wird Juncker am Tag darauf im ZDF-„Morgenmagazin“ sagen. Der unerwartete Vorstoß habe nun zu erheblichen Verstimmungen an den Finanzmärkten und in europäischen Regierungskreisen geführt. Die wichtigste Frage sei, ob Griechenland in der Euro-Zone bleibt oder nicht, so Juncker: „Wir hätten gerne, dass Griechenland Mitglied bleibt, aber nicht zu jedem Preis.“
Kaum eine Woche im Amt überrascht der neue Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) die Öffentlichkeit: Aus Sorge um die Wirtschaft in der anhaltenden Griechenland-Krise, senkt Mario Draghi den Leitzins von 1,5 auf 1,25 Prozent. Gleichzeitig wird die bereits gebilligte Kreditauszahlung von acht Milliarden Euro an Griechenland auf Eis gelegt.
Nach einer quälenden Hängepartie einigen sich die beiden großen politischen Lager in Athen auf eine Übergangsregierung. Hauptziel soll die Umsetzung der EU-Beschlüsse vom 27. Oktober sein. Später soll es Neuwahlen geben. Wer die neue Regierung führen soll, darüber wird noch tagelang gestritten. Die Konservativen fordern weiterhin zuerst einen Rücktritt des Sozialisten Papandreou.
Nun steht auch Silvio Berlusconi vor dem Aus. Bei der Abstimmung über den Rechenschaftsbericht 2010 verfehlt er im italienischen Parlament die absolute Mehrheit. Am Abend kündigt er seinen Rücktritt an. Zuvor sollen aber noch die Brüssel zugesagten Reformen beschlossen werden.
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou kündigt in Athen seinen Rücktritt an. Im italienischen Parlament drücken die Fraktionschefs derweil aufs Tempo und einigen sich darauf, dass die Reformen innerhalb weniger Tage durchs Parlament gehen sollen. Staatspräsident Giorgio Napolitano ernennt den ehemaligen EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti überraschend zum Senator auf Lebenszeit - das wird in Rom als Signal gedeutet, dass Monti Nachfolger von Berlusconi werden könnte.
Die Akteure in Athen einigen sich auf einen neuen Ministerpräsidenten: Der frühere EZB-Vizepräsident Lucas Papademos (parteilos) soll eine Übergangsregierung bis zu Neuwahlen führen und im Parlament die von den internationalen Geldgebern verlangten Reformen durchsetzen. In Italien scheint Silvio Berlusconi mit Mario Monti als neuem Regierungschef einverstanden zu sein.
Nahezu alle Mitgliedstaaten einigen sich beim EU-Gipfel in Brüssel nach zähen Verhandlungen auf eine Fiskalunion. Großbritannien steht im Abseits. Eine Spaltung der EU wird abgewendet.
In Athen beginnt eine wichtige Verhandlungsrunde über einen Schuldenschnitt der privaten Investoren für Griechenland.
Standard & Poor's senkt die Bonität Frankreichs um eine Stufe auf AA. Acht weitere Euro-Länder sind ebenfalls betroffen.
Die Eurogruppe gibt ein zweites Griechenland-Paket frei. Der IWF beteiligt sich daran mit 28 Milliarden Euro.
Die Eurogruppe einigt sich auf eine Stärkung ihrer Rettungsschirme auf maximal 800 Milliarden Euro. Die spanische Regierung beschließt das größte Sparpaket seit Wiedereinführung der Demokratie im Jahr 1977 in Höhe von 27 Milliarden Euro.
Spaniens Regierung kündigt an, zur Sanierung der maroden Banken ein Rettungspaket "light" zu beantragen. Die Eurogruppe sagt Madrid bis zu 100 Milliarden Euro zu.
Bei der Neuwahl in Athen siegen die reformwilligen Konservativen. Europa atmet auf, das Schreckensszenario eines griechischen Euro-Austritts scheint zumindest vorerst gebannt.
Nach langem Zögern flüchten Spanien und auch Zypern unter den Euro-Rettungsschirm. Der Finanzierungsbedarf beider Länder zur Rekapitalisierung ihres Bankensektors ist noch unklar.
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@ PeterScholz1
Nachrichten, besonders mit genauen Zahlen sind für mich wichtig. Allein diese Nachrichten helfen mir sehr bei meinen wissenschaftlichen Studien.
Vielleicht bekommen wir ja bald öfter die Chance das Verhalten und die Expotentialfunktion von Schwarzen Löchern mit allen Auswirkungen zu studieren.
Schönen Abend noch.
Nochmal fuer die etwas Langsamen: Das Handelsblatt hat die Buerger Deutschlands aufgefordert Anleihen von Griechenland zu kaufen. Es hat als unabhaengiges Blatt die Meinung vertreten, dass es sich als echter Europaer gehoert dort zu investieren.
Ein Jahr spaeter sind diese Papiere noch halb so viel Wert. Was hat das mit Journalismus zu tun ?
Auch deshalb.
Erstes Halbjahr 2012: “Dezimierung der Banken in den westlichen Staaten!”
Eine fundierte Prognose mit harten Fakten, hier:
http://steuerembargo.co.de/component/k2/item/45-erstes-halbjahr-2012-dezimierung-der-banken-in-den-westlichen-staaten.html
Im Moment halte ich die Piraten besser, denn sie würden keine Gelder mehr bewilligen. Außerdem verfolgen sie das Konzept der Nachhaltigkeit und fragen einfach den Wähler. Und wenn die den Müll aussortieren, den man hier im Forum jeden Tag erfährt, so kann durchaus aus den Piraten mehr werden als nur ein Strohfeuer.
Schon wieder solch eine von Dummheit geprägte Forderung seitens der Politik. Was währe denn die Konsequenz? Dass die Banken die Kreditleistungen gegenüber der Wirtschaft , ins besondere der Mittelständischen, herunter fahren, eben mit der Konsequenz eines Wirtschaftsabschwungs.
Nachdenken bevor reden. Aber das ist bei Politikern, die nie über die Konsequenzen ihres Handelns nachdenken, eben wohl zuviel verlangt.
@KeepCool
Ich stimme mit Ihnen überein. Merkel und Schäuble sind intelligenter als der Durchschnittsdeutsche keine Frage. Nur der Leistungsausweis beider Politiker ist ausgeblieben. Merkel hat bisher in Deutschland keinerlei Reformen angestossen. Es scheint, das Beste der Beiden ist nicht gut genug um Krisen zu bewältigen.
Die Staatsschuldenkrise hat die Anleger und Ratingagenturen dazu gebracht die finanzielle Lage der Staaten kritisch zu bewerten. Anbetracht der hohen Verschuldung von 83% des BIP sind bisher keine Reformen des Staates erfolgt. Wir brauchen eine Beamtenrechtreform weil der Staat, auch durch die sich verschlechternde Demografie, bald nicht mehr in der Lage sein wird die Bezüge und Pensionsansprüche zu bedienen. Hier müssen Beamte, Pensionen, Privilegien und Bürokratie abgebaut werden weil nicht mehr finanzierbar. Wird hier nicht bald gehandelt kann Deutschland auch ohne die Griechenlandproblematik eine Ratingabstufung bekommen.
mehr als Beleidigtheiten werden die auch nicht zu bieten haben.
Indes: wir stehen vor einem gewaltigen Problem.
Und: gewählt hatte ich das jedenfalls nicht.
Nun sitzt Ihr in der Scheiße.
Als ich noch was gesagt hatte, durfte ich mir den Staatstrojaner ansehen dürfen müssen.
Euer Problem - mittlerweise.
Ich verstehe eines nicht: die momentan bezüglich der Schuldenkrise betriebene Politik wirkt nicht plausibel auf mich. Wohl geht es auch einer Vielzahl (Mehrzahl?) von Top-Ökonomen so. Handlungsalternativen liegen vor, werden jedoch nicht in Betracht gezogen.
Mögliche Gründe:
Die These, dass Merkel und Schäuble zu dumm seien, können wir getrost ausschließen. Ich denke, die beiden sind wesentlich intelligenter als die meisten von uns hier im Forum.
Dass Merkel und Schäuble unpatriotisch sein sollen, halte ich auch für unwahrscheinlich.
Weitere Erklärungsmöglichkeiten:
- Beide sind korrupt? Hat man dem Mann im Rollstuhl versprochen, dass er, wenn er unseren Staat ruiniert, wieder gehen kann? ... Ich bezweifle, ob ein Schäuble korrumpierbar ist. Mehr als seinen Stolz besitzt dieser Mann doch gar nicht mehr.
- Deutschland wird erpresst? Militärisch? Bilderbergerisch oder sonst wie? ... Keine Ahnung. Dinge, die ich nicht sehen oder begreifen kann, kann ich nicht einordnen.
Meine Hauptthese: Beide tun das Beste, was in ihrer Macht ist. Wir kennen leider bei weitem nicht genügend Hintergründe und können deswegen das Handeln nicht korrekt einordnen.
Merkel und Schäuble hätten den einfachen Weg gehen können - einfach ohne großes Verhandeln den Sozi-Plan Eurobonds einzuführen. Die Börsen hätten gejubelt und das Schuldenproblem wäre um einige Jahre aufgeschoben worden.
Bedauerlicherweise hätte man mit einer schnellen Einführung von Eurobonds jegliche Einflussmöglichkeiten auf die anderen Euro-Staaten preisgegeben.
Eine bessere Entscheidung, weil populärer? Auf jeden Fall wäre es der bequemere Weg gewesen.
=> Ich bitte um Begründungsvorschläge, warum unsere Top-Politiker anscheinend unsere Staatsfinanzen ruinieren wollen.
Der grosse Scam
Warum organisiert die Politik nicht das grosse Spiel:
Einfach mal definieren, dass ein Default von 80% gemacht werden muss, um GR so schnell wie möglich wieder an die Finanzmärkte zu bringen. Als flankierende Massnahme kauft der ESFS griechische Staatspapier auf, sagen wir der Einfachheit halber mal zu 20%.
Wenn dann die meisten Papiere unter EU Kontrolle sind: "April, April ... wir haben uns verrechnet, der Haircut ist nur 60%."
Das rechnerische Result mag ein anderer Forist berechnen: ich komme auf 20% von 400 Mrd.
Was auch immer, sollte aber mit einem E beginnen, wegen der Computer-Tastaturen und Zeichensätze. Wenn nicht, dann koennen sie ruhig Logictech und Genius Aktien kaufen.