Eigentlich sollten die Gespräche über die Gläubigerbeteiligung schon im vergangenen Jahr abgeschlossen sein. Mittlerweile gilt Mitte Februar als möglicher Termin. Erst wenn die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission weiß, ob der Privatsektor Griechenlands Schulden wirklich um 100 Milliarden Euro reduziert, kann und will sie ihr Urteil fällen, ob das Land weitere Hilfskredite bekommen soll. Die Zeit drängt: Mitte März muss der Euro-Staat Anleihen im Wert von rund 15 Milliarden Euro zurückzahlen.
Ziel ist es, die Verschuldung Griechenlands bis 2020 auf 120 Prozent von derzeit 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Das mit insgesamt 350 Milliarden Euro verschuldete Land und der Internationale Bankenverband sollen bis Anfang kommender Woche ein Rahmenabkommen über den Tausch von Anleihen aushandeln, das allen privaten Haltern griechischer Staatsanleihen vorgelegt wird. Diese entscheiden dann, ob sie sich freiwillig beteiligen. Entscheidend für das Ausmaß der Entschuldung wird für Griechenland die Höhe der Beteiligung sein - und für die privaten Investoren die Bedingungen eines Anleihentausches.
Bankenvertreter und der griechische Finanzstaatsekretär warnen bereits, dass die privaten Investoren nicht die erhofften 100 Milliarden Euro zur Schuldenreduzierung zusammen bekommen. Weil Griechenland dann und wegen der noch schlechteren Wirtschaftsentwicklung mehr als die bisher anvisierten 130 Milliarden Euro bis Ende 2014 für die eigene Finanzierung bräuchte, müssten die Euro-Partner nachlegen. Dies stößt aber gerade in den nördlichen Euro-Staaten auf Ablehnung. In Deutschland haben die FDP und etwa der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Michael Fuchs Vorbehalte. Dennoch könnte die Summe der Hilfskredite am Ende etwas über den 130 Milliarden Euro liegen, heißt es in EU-Kreisen.
Die Verhandlungen sind ein Pokerspiel. Während Banken auf die Politik verweisen, gibt es umgekehrt die Forderung, auf die Investoren eine größere Last abzuwälzen. Dazu gibt es drei Wege: So könnten private Investoren nicht mehr auf 50, sondern auf 75 oder mehr Prozent ihrer Forderungen verzichten müssen - da die Regelung freiwillig sein soll, ist eine Zustimmung der Investoren hierfür aber illusorisch. Um die Schuldenlast zu minimieren, könnten auch öffentliche Investoren auf einen Teil ihrer Forderung aus griechischen Anleihen verzichten. Drittens könnte die „Freiwilligkeit“ der Vereinbarung aufgehoben werden. Angedacht ist als Variante etwa eine rückwirkende Aufnahme von Umschuldungsklauseln für die alten griechischen Staatsanleihen. Die Folgen sind aber schlecht absehbar, weil dann Kreditversicherungen fällig werden könnten, wenn diese Regelung als „default“, also Insolvenz eingestuft wird.
Es gibt Akteure, die an einer Rettung Griechenlands aus finanziellen Gründen kein Interesse haben. Analysten schätzen, dass mittlerweile rund die Hälfte der Hellas-Anleihen in Händen privater Gläubiger liegt, die sich bereits einer früheren Umschuldungs-Vereinbarung des Weltbankenverbands IIF mit Griechenland nicht angeschlossen haben. Etwa Hedgefonds dürften Kreditversicherungen (CDS) auf die Anleihen gekauft haben, die bei einem Bankrott fällig würden. Bestimmte Investoren könnten deshalb bei einer Staatspleite wesentlich besser dastehen als bei einer freiwilligen Zustimmung für einen Forderungsverzicht gegenüber Griechenland.
Der dritte Weg neben einer größeren Last für die Staaten oder die Investoren wäre tatsächlich, Griechenland für nicht mehr zahlungsfähig zu erklären und eine ungeordnete Insolvenz auszulösen. Sowohl Griechenland als auch die Euro-Partner scheuen diesen Schritt aber, weil er wohl das Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone und ein massives Misstrauen auch gegen andere Euro-Staaten auslösen könnte.
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@ petervonbremen,
was heißt hier pathetisch, die "pathetische Hälfte" ab "Ihr Völker der Welt,....." habe ich aus der Rede von Ernst Reuter am 9. September 1948 vor dem Reichstag geguttenbergt.
Was er darf, darf ich auch!
@MIRO, welche hohen Verzinsungen in der Vergangenheit meinen Sie? Laut Onvista lag der Zins für griechische Staatanleihen im Jahr 2005/2006 bei unter 4%, die hohen Zinsen gibt es erst seit 2009.
@zurück_zur_eigenen_Waerung, ich habe auch griechische Staatsanleihen seit 2010, damals dachte entweder bekomme ich gute Zinsen oder Griechenland geht pleite, mit beiden Möglichkeiten kann ich sehr gut leben.
Übrigens habe ich irgendwo gelesen dass der freiwillige Schuldenschnitt nur die Großanleger betrifft, für die Kleinanleger gibt es zu Zeit noch keine Regelung, es könnte also durchaus gut für uns laufen.
Wir sind doch mit Schuld. Wir ahben ihnen doch die Panzer verkauft
Ackermann ist auch einer von denen, die die Gier nach Deutschland gebracht haben.
Eine einstmals alte gute Deutsche Bank wurde von ihm völlig zerfleddert und zur Zockerbank umgebaut, die Folgen sollen heute wir Bürger tragen
Wenn wir nicht endlich die ganzen Zockr und gierigen Manager zum Teufel jagen, wird sich nichts ändern
volle Meinungsübereinstimmung!
Meine Hoffnung ist der Bruch, aus diesem Grund habe ich letzte Woche griechische Anleihen erworben und lehne einen Umtausch ab. Bei Zwangsumtausch hoffe ich auf einen geschäftstüchtigen Anwalt zur Sammelklage :-)
@Nabucco
Schwachsinniger Beitrag. Wenn man von Gier sprechen will, dann über die, die jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Wenn Griechenland ein Fünkchen Verantwortungsbewusstsein hätte, würde sie aus der Eurogemeinschaft austreten.
Wenn deren Regierung etwas mehr Grips und etwas mehr stolz hätte, würde sie in die Insolvenz gehen, das Land zu 100% entschulden und einen neuen Start ermöglichen.
Dabei tut man so, als hätte es vor dem Euro kein Griechenland gegeben und lässt sich auf Jahre hinaus durchfüttern. Wirtschaftlich gesehen kommt das Land so nie auf die Beine und ist nicht, bedingt durch den starken Euro, in der Lage, seine verlorene Märkte (z.B. an die Türkei) zurückzugewinnen.
Die Politiker sollten sich mal endlich heraushalten und sich nicht in die Märkte einmischen und so ein Land nach den Anderen abzuwirtschaften.
Es bedeutet schon eine ganz große Unverschämtheit, wenn die
EU Politiker Griechenland auffordern bei den Verhandlungen
bei einem Schuldenschnitt nicht mehr als 3,5 % Zinsen zu bezahlen.Wer Pleite ist und auf das entgegenkommen seiner Gläubiger angewiesen ist,hat nicht das Recht Ansprüche zu stellen.Das weiss jeder ! Was hier geboten wird ist eine weitere große Schau in der Aktivität vorgegaugelt wird.
Die Banken, wären geradezu bescheuert auf diese Kuhhandel einzugehen.Warum auch, ihre Kredite sind versichert.
Durch die hohen Verzinsungen der Staatsanleihen haben die Banken in der Vergangenheit bereits mehr als gut verdient.
Griechenland ist P l e i t e ! Das wissen alle.Nur mit einem
Austritt vom Euro und Rückkehr zur Drachme, hat Griechenland überhaupt noch eine Chance in 10 bis 20 Jahren wieder auf die Beine zu kommen.Dass bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro die gesamte EU aueinander bricht, na und, das beste was uns auch passieren könnte.Deutschland würde sich von den zu erwartenden Aufwertungen ganz schnell erholen.Für Deutschland wäre es dann aber wieder möglich als ein suveränes Land zu agieren ohne einen Wasserkopf in Brüssel
genannt Kommision.Und vor allem es ist billiger!
Ihr Beitrag ist vielleicht etwas pathetisch aber nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Gerade deshalb sollte man Griechenland in die verdiente Insolvenz gehen lassen. - Herr Ackermann mit seiner Schreckensbotschaft, von wegen zu erwartender Erhöhungen von Refinanzierungskosten für den Euroraum, sind seine Botschaft nach außen. Ob er insgeheim auch so denkt, wage ich mal zu bezweifeln. Natürlich darf man das griechische Volk nach der Insolvenz nicht im Regen stehen lassen. - Die Eurostaaten sollten deshalb, nach Abschluss der Insolvenz,sich nicht scheuen, Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Griechenland auch (angemessen) zu subventionieren. Aber bitte nur in Bereichen, die auch Erfolg versprechen. Außerdem muss natürlich vermieden werden, dass gerade diejenigen, die Griechenland in die Sch.... geritten haben, wieder den Profit machen.
Wir wollen in Europa kein Armenhaus mehr haben.
@ @rokober,
die presse allgemein, die deutsche ganz besonders, ist schon lange nicht mehr frei.
Sie ist von Geldadel und Großkonzerne abhängig weil nur diese durch Werbeaufträge ihr Überleben sichern.
Die Unfähigkeit der Politik sich der Wirklichkeit zu stellen. Notwendige Korrekturen werden vermieden weil sie defizitäres Handeln offenbaren und gemachte Fehler einräumen. In der Wirklichkeit eines Politikers gibt es aber keine Fehler.
Die Interessen des Volkes und das Volk an sich werden zum notwendigen Übel und haben sich den Interessen eines Systems unterzuordnen, das den Kriterien des Gemeinwohls nicht standhält.
Begriffe wie stabile Währung, soziale Gerechtigkeit und Wohlstand werden nun in Sonntagsreden abgehandelt.
Demokratie 2012