Schutz der Biodiversität „One Planet Summit“: Politiker warnen eindringlich vor Artensterben

Die Bundeskanzlerin kündigte den Beitritt Deutschlands zur sogenannten „High Ambition Coalition for Nature and People“ an.
Berlin Führende Politiker weltweit haben vor einem Verlust an Biodiversität und Artensterben gewarnt. „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir jetzt wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Lebensgrundlagen ergreifen“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videobotschaft auf dem virtuell übertragenen Klimagipfel „One Planet Summit“.
Zuvor hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor dem Risiko neuer Pandemien angesichts eines Verlusts der Artenvielfalt gewarnt. „Wir haben schon oft über die Zusammenhänge zwischen dem Verlust der biologischen Vielfalt und Covid gesprochen“, sagte die CDU-Politikerin.
„Und wenn wir nicht dringend handeln, um unsere Natur zu schützen, stehen wir vielleicht schon am Anfang einer Ära von Pandemien.“ In den kommenden vier Jahren sollten mehrere Hundert Millionen Euro in die Forschung zu biologischer Vielfalt, Tiergesundheit oder neu auftretenden Krankheiten investiert werden.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor weiterem Artensterben. Macron hatte 2017 den „One Planet Summit“ zusammen mit der Weltbank und den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, bisher gab es vier Treffen. Ziel ist es, die Umsetzung des 2015 vereinbarten Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen und mehr Investitionen in den Klimaschutz zu fördern.
Der Verlust der Biodiversität, Umweltzerstörung und Klimawandel tragen dazu bei, dass Krankheitsausbrüche pandemischen Ausmaßes immer wahrscheinlicher werden. 2021 soll für den internationalen Artenschutz und biologische Vielfalt ein wichtiges Jahr werden – mit Abschluss eines internationalen Abkommens im Herbst in China.
Schutz von mindestens 30 Prozent des Landes und der Weltmeere bis 2030
Merkel kündigte den Beitritt Deutschlands zur sogenannten „High Ambition Coalition for Nature and People“ an. Die internationale Allianz setzt sich für den Schutz von jeweils mindestens 30 Prozent des Landes und der Weltmeere bis 2030 ein. Sie war auf Initiative der Staatspräsidenten Frankreichs und Costa Ricas ins Leben gerufen worden.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem wichtigen Schritt: „Die Natur sendet uns klare Signale: Die Weltgemeinschaft muss dringend handeln.“ Gebraucht würden „wirkungsvolle Allianzen und konkrete Aktivitäten“ zum Schutz der biologischen Vielfalt.
Die Corona-Pandemie habe verdeutlicht, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Natur untrennbar miteinander verbunden sei, so Schulze.
„Vom Klimawandel über die Artenvielfalt bis hin zur Ausbreitung von Pandemien mitsamt ihren enormen wirtschaftlichen Folgen hängt in einer globalisierten Welt unglaublich viel miteinander zusammen“, sagte auch der klimapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler.
Das gelte aber nicht nur für die Probleme, sondern genauso für die Lösungen. Aufforstungsprojekte, sagte Köhler dem Handelsblatt, seien dafür das beste Beispiel. „Denn sie schützen die Lebensgrundlagen unzähliger Menschen vor den Folgen des Klimawandels, bremsen die Erderwärmung in ihrer Funktion als CO2-Senken, fördern die Biodiversität und tragen damit zum Schutz vor neuen Pandemien bei.“
FDP sieht Chancen für neue Märkte
Neue wirtschaftliche Perspektiven im globalen Süden förderten schließlich auch die politische Stabilität in den betroffenen Regionen, wodurch sich letztlich auch für die deutsche und europäische Wirtschaft wieder neue Märkte öffnen könnten.
Köhler kritisierte, dass sich die klimapolitische Debatte „hierzulande viel zu oft im nationalen oder gar regionalen Klein-Klein verliert“. Die globale Dimension der gewaltigen Herausforderungen dürfe nicht aus dem Blick geraten – „und mit ihr die Chancen, die mit ihrer Bewältigung verbunden sind“.
Kritik kam von den Grünen: Zum Jahreswechsel hätten nahezu alle völkerrechtlich vereinbarten internationalen Ziele im Natur- und Umweltschutz erreicht sein sollen, kritisierte Steffi Lemke, Sprecherin für Naturschutz der Grünen-Bundestagsfraktion.
„Das ist in Deutschland komplett gescheitert.“ Der heutige Beitritt der Bundesregierung in die High-Ambition-Coalition zum Schutz unseres Planeten sei dementsprechend zu bewerten: „Es klingt gut und ist auch ein richtiger Schritt. Es kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass keines der selbst gesteckten nationalen Ziele zum Schutz unserer Natur durch die Bundesregierung in den vergangenen 16 Jahren zufriedenstellend erreicht wurde.“
Für Klimaaktivistin Greta Thunberg gab das Treffen nur leeres Gerede her. „Live vom One Planet Summit in Paris: bla, bla Natur, bla, bla wichtig, bla, bla ehrgeizig, bla, bla grüne Investitionen, bla, bla grüne Möglichkeiten, bla, bla grünes Wachstum ...“, schrieb die Schwedin auf Twitter. Damit werde nur Jahrzehnten der weiteren Umweltzerstörung der Weg bereitet.
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