Sierens Welt Beziehungskrise bei Audi

Unser Korrespondent, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China“), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.
Dreiecksbeziehungen sind ein Klassiker in Romanen und Filmen. Vierecksbeziehungen hingegen selten. Diese sind Drehbuchautoren und Schriftstellern zu kompliziert.
Die Audi AG in China, kürzlich entthronter Premiummarktführer, versucht gerade eine Vierecksbeziehung – und man sieht, dass die Profis der Fiktion aus gutem Grund die Finger davon lassen.
Die Beziehungskrise hat Audi mit dem langjährigen Joint-Venture-Partner FAW im nordchinesischen Changchun, der Nummer drei in China, mit dem neuen Schanghaier Partner SAIC, der Nummer eins, und mit seinen gut 500 Händlern. Die Rollenverteilung ist pikant, die Lage vertrackt.
FAW ist die nicht mehr ganz junge Ehefrau, die in Chinesisch-Sibirien lebt. SAIC ist die flotte Konkubine aus Schanghai, mit der Audi seit ein paar Monaten zusammen ist. Sie ist die reichste der Frauen im Land. Dummerweise hatte FAW gedacht, dass Audi nur blufft und war dann doch sehr überrascht, als die Beziehung offiziell wurde. Und als wäre das nicht genug, sind da noch die Händler. Sie spielen in diesem Drama die leichten Mädchen. Audi hat auch mit ihnen regelmäßig Verkehr, obwohl sie eigentlich für FAW anschaffen.
Die Einstiegsszene:
FAW (wütend): „Wie kannst du mich betrügen! Nach 29 Jahren“.
Audi: „Ausgerechnet du beschwerst dich – du hast doch immer schon drei, vier andere gehabt.“
FAW: „Das ist etwas anderes. Das mit VW, Toyota und Mazda habe ich dir nie verschwiegen.“
Audi: „Aber du hast dich nie richtig um mich gekümmert!“
FAW: „Du tust ja nie, was ich sage!“
Schnitt. FAW will Rache und spricht heimlich mit den Händlern.
FAW: „Ich habe euch groß gemacht. Und ihr könnt auch noch mehr Geld verdienen. Unter einer Bedingung: Ihr lasst euch nicht von SAIC verführen.“
Händler: „Aber das Geschäft läuft schlecht. Es gibt viel weniger Verkehr als versprochen. Selbst die Mercedes hat inzwischen mehr, und die BMW auch. Wir wollen es deshalb mit allen treiben dürfen, wir wollen mehr Geld und ihr dürft keine neuen Niederlassungen mehr eröffnen. So lange bleiben wir enthaltsam!“
FAW: „Aber damit schadet ihr euch doch selbst!“
Händler: „Nur kurzfristig.“
FAW (wütend): „Wenn ihr nicht spurt, mach ich mehr mit Toyota.“
Schnitt.
SAIC (träumerisch im Bett): „Wann kommst du endlich, Audi? Ich will mehr Premium. Und bring gerne deine Händler mit.“
Audi: „Ich komme gleich, Schatz.“
Audi ruft die Händler an.
Audi: „Stellt euch nicht so an. Lasst mich wieder ran, und die SAIC will ja auch.“
Händler (selbstbewusst): „Wir treiben es nicht um jeden Preis.“
Letzte Szene:
Audi zu FAW: „Jetzt sag endlich den Händlern, sie sollen nicht mehr so herumzicken. Wir verlieren alle Geld.
FAW (beleidigt): „Das hättest du dir früher überlegen müssen.“
Ratlos und wütend bleibt Audi zurück. Fortsetzung folgt.
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