Sierens Welt Donald Trump, Liebling der Chinesen

Er ist beliebt bei den Chinesen – vor allem, weil ihr Land von seiner Präsidentschaft wohl am meisten profitieren würde.
Peking Die Chinesen lieben Donald Trump. Sie lieben seinen Erfolg, den Glamour und seine freche Schnauze. Und nun, da er der offizielle Kandidat der Republikaner für das Amt des amerikanischen Präsidenten ist, werden sie ihn noch mehr lieben. In einer Umfrage unter Lesern der staatlichen Tageszeitung „Global Times“ waren bereits Ende März 54 Prozent für Donald Trump, nur 40 Prozent der Amerikaner waren für Trump. Und die „Global Times“ Leser gehören eher zu den gebildeten Städtern. Auf dem Land dürfte die Faszination für Trump noch größer sein.
Auch in den chinesischen sozialen Medien ist Trump überaus beliebt. Und überall im Land tauchen inzwischen Firmen auf, die Luxustoiletten, Immobilien oder Luftreiniger mit dem Namenszusatz Trump verkaufen, ohne das Geringste mit seinen Firmen zu tun zu haben.
Daran ändert auch nichts, dass Trump die Chinesen immer wieder beleidigt. „Wir können China nicht mehr erlauben, unser Land zu vergewaltigen“, hat er zum Beispiel gesagt. Und: „China ist der größte Dieb in der Weltgeschichte.“
Das hält ihn aber nicht davon ab, nun auch das Gegenteil zu behaupten: „Ich mag China“, ruderte er kürzlich zurück, „ich habe gerade für 15 Millionen Dollar eine Wohnung an einen Chinesen verkauft, warum sollte ich ihn nicht mögen?“ Die größte Bank Chinas ist Mieter in einem seiner Hochhäuser in Manhattan. Ein 50-stöckiges Trump Hochhaus in New Jersey finanziert sich zu 25 Prozent aus reichen Chinesen, die nach einer 500.000 Dollar Investition das Recht auf eine Greencard bekommen. Seine Hotelkette Trump Hotel Collection wird in Südostasien von Chinesen besonders gern gebucht. Und Trump hat bereits eine Firmenvertretung in Schanghai eröffnet, um den chinesischen Markt zu erschließen.

Unser Korrespondent, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China“), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.
Die politischen Eliten und die Meinungsmacher, die lange hin und hergerissen waren, was sie von dem Mann zu halten haben, versuchen sich langsam auf ihn einzustellen. Ihr Tenor: So wie seine Geschäfte, wird Trump auch Politik machen. Wenn es ihm oder dann den USA nützt, wird er einen Deal machen.
„Es ist voraussehbar“, schreibt ein Kommentator der Global Times „dass Trump mit China zusammenarbeiten wird, wenn er Präsident ist. Trump ist Realist.“
In Peking geht man zudem davon aus, dass Trump sich international weniger einmischen wird als Georg W. Bush und Barack Obama. Damit wäre für China der Spielraum größer, sich in Asien zu verankern. Mit Hillary Clinton als Präsidentin wäre das genau umgekehrt. Sie hat als Außenministerin das Engagement der USA in der Welt eher ausgebaut und die neue Asienstrategie der USA mitentwickelt. Ihr Kern: Die USA wollen ihren Einfluss in Asien nicht von China einschränken lassen.
Ein Fehler von Trump könnte Peking zudem international in die Vorderhand bringen. Die weltweit 1,6 Milliarden Moslems sind nicht so entspannt wie die Chinesen. Sie werden nicht vergessen, dass er sie pauschal von einer Einreise in die USA ausschließen will. Malaysier und die Indonesier könnten sich deshalb mehr zu China wenden. Inzwischen ist sogar die Washington Post der Meinung, dass China der Gewinner wäre, käme Trump tatsächlich an die Macht. Die Zeitung meint das allerdings als Warnung an die amerikanischen Wähler.
Unser Korrespondent, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China“), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit 20 Jahren in Peking.
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