Silvio Berlusconi Rückkehr mit Ansage

Viermal war der Medienunternehmer bereits Premierminister in Italien.
Rom In Rom war Silvio Berlusconi schon lange nicht mehr. Der ehemalige Premier, der im Herbst 2011 abtreten musste, als Italien kurz vor dem Staatsbankrott stand, verbringt seine Freizeit lieber in seiner Villa San Martino im oberitalienischen Arcore. Im Keller des Anwesens fanden früher die legendären Bunga-Bunga-Partys mit gut bezahlten vollbusigen Mädchen statt. Doch das ist lange her. Heute lässt sich der Mailänder Medienmogul lieber am Schreibtisch fotografieren. Oder er kurt wie in diesen Tagen im Hotel Palace in Meran, macht Gymnastik und Diät, wie die Zeitungen ausführlich berichten. Er wolle fit sein für den anstehenden Wahlkampf, ließ er verlauten. In einem Monat wird Berlusconi 81.
Am Montag enden die Parlamentsferien in Italien. Dann nimmt auch Berlusconi die politische Arbeit auf. Er muss eine Mitte-Rechts-Formation aufstellen, die bei den nächsten Wahlen eine Chance hat. Die Konkurrenz: Die Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Paolo Gentiloni und die Regierungspartei Partito Democratico (PD), die Matteo Renzi anführt. Keine leichte Aufgabe für Berlusconi. Denn die potentiellen Partner seiner Partei Forza Italia, die Lega Nord und die rechten Fratelli d’Italia, sind vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht.
„Ich bin zurück und arbeite schon am Programm“, sagte Berlusconi nach den Kommunalwahlen Ende Juni, bei denen seine Partei überraschend gut abgeschnitten hatte. Seitdem überzieht er das Land mit Interviews und Ankündigungen – wie der, eine Parallelwährung zum Euro einzuführen, wenn er gewinnt. Das ist alles Taktik und geschieht nach Plan, wie es schon 1994 war, als der Chef der Familienholding Fininvest in die Politik ging: Seine hauseigene Werbeagentur Publitalia sondierte damals, welche Politikthemen die Italiener interessierten. Danach wurde das Programm von Forza Italia – dem Schlachtruf der Fußball-Nationalmannschaft – geschrieben. Manager von Mediaset, dem Medienunternehmen Berlusconis, waren die ersten Parteimitglieder und Abgeordneten. Einen Parteitag gab es nie.
Sollte es dem genau wie früher auf sein Äußeres bedachten Mann aus Mailand gelingen, eine Koalition für die Wahlen im Frühjahr 2018 zu schmieden, stehen seine Chancen gar nicht schlecht. „Wenn sich eine Mitte-Rechts-Koalition zusammenfindet, wie es sie schon gab, wäre das eine ernstzunehmende Herausforderung für Mitte-Links“, sagt der Ökonom Lorenzo Codogno. Die nächsten Wahlen würden mit Sicherheit ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Dagegen spricht die ausgeprägte Streitsucht italienischer Politiker. Vor allem die Lega Nord und ihr Anführer Matteo Salvini fallen durch fremdenfeindliche und anti-europäische Sprüche auf. Sie wollen ihre Zustimmung zu einem Bündnis teuer verkaufen. Auf sie ist Berlusconis Ankündigung einer Parallelwährung zum Euro gemünzt. Im Gegenzug will die Lega Nord von ihrem Anti-Europa-Kurs abweichen. Das ist wichtig für Berlusconi, denn die konservativen Wähler sind gegen einen Italexit, also einen Austritt Italiens aus der EU. Eine „neue Lira“ ist indes überhaupt nicht realistisch, das schließen schon die Regeln der Währungsunion aus.
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