Staatsfinanzen Weltbank warnt vor neuer Schuldenkrise nach der Pandemie

David Malpass, Präsident der Weltbank, warnt vor einer neuen Schuldenkrise in ärmeren Ländern.
Vielen ärmeren Ländern droht nach der Pandemie eine Schuldenkrise. Nach einer neuen Untersuchung der Weltbank ist der Schuldenberg der einkommensschwachen Länder im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf den neuen Rekordwert von 860 Milliarden Dollar gestiegen. Grund dafür sind die massiven Finanzhilfen vieler Staaten, um die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abzumildern.
„Wir brauchen ein umfassendes Konzept für das Schuldenproblem, das einen Schuldenabbau, eine schnellere Umstrukturierung und mehr Transparenz beinhaltet“, forderte Weltbank-Chef David Malpass zum Auftakt der Herbsttagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington, „ein tragfähiges Schuldenniveau ist für die wirtschaftliche Erholung und die Armutsbekämpfung unerlässlich“.
Bereits vor der Pandemie befanden sich viele ärmere Länder in einer finanziell prekären Lage. Das Virus hat die Schieflage noch verstärkt. So hat sich die Schuldenquote (das Verhältnis von Staatsschulden zum Bruttosozialprodukt) der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen von 37 auf 42 Prozent erhöht. China ist in der Statistik allerdings ausgenommen.
Noch mehr verschlechtert hat sich das Verhältnis der Schulden zum Export, und zwar von 126 auf 154 Prozent im Jahr 2020. Ausfuhrerlöse sind für viele Länder besonders wichtig, weil sie damit Deviseneinnahmen generieren, die gebraucht werden, um die im Ausland aufgenommenen Schulden zu bedienen.
„Die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt stehen vor der gewaltigen Herausforderung einer hohen und rasch steigenden Verschuldung“, sagte Weltbank-Chefvolkswirtin Carmen Reinhart. Die politischen Entscheidungsträger müssten sich auf die Möglichkeit einer Schuldenkrise vorbereiten, wenn sich die Bedingungen auf den Finanzmärkten verschlechterten, „insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern“.
G20 stundet den Schuldendienst
Um einer neuen Schuldenkrise entgegenzuwirken, haben sich die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im April 2029 auf eine Initiative zur Aussetzung des Schuldendienstes (Debt Service Suspension Initiative, DSSI) geeinigt. Damit soll den ärmsten und am stärksten gefährdeten Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie geholfen werden.
Die Krise habe den Finanzierungsbedarf und damit die öffentliche Verschuldung in die Höhe getrieben und gleichzeitig die wirtschaftlichen Grundlagen der einzelnen Länder und ihre Fähigkeit zur Bedienung und Rückzahlung der öffentlichen Schulden geschwächt, sagte Malpass. „Das Risiko besteht nun darin, dass zu viele Länder aus der Covid-19-Krise mit einem großen Schuldenüberhang hervorgehen, dessen Bewältigung Jahre dauern könnte.“
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