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Stromproduktion Griechenland setzt sich ehrgeizige Klimaziele

Kohleausstieg spätestens 2028, Verbot für neue Verbrenner ab 2030: Mit seinem ambitionierten Programm verbindet Premier Mitsotakis nicht zuletzt die Hoffnung auf Hightech-Investitionen.
23.11.2021 - 16:26 Uhr 2 Kommentare
Bis 2030 will Griechenland den Anteil der erneuerbaren Energiequellen am gesamten Energiemix auf 35 Prozent steigern. Quelle: Bloomberg
Solarzellen auf der Insel Chalki

Bis 2030 will Griechenland den Anteil der erneuerbaren Energiequellen am gesamten Energiemix auf 35 Prozent steigern.

(Foto: Bloomberg)

Athen Es war ein eindringlicher Appell, den Griechenlands konservativer Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an die Delegierten der UN-Klimakonferenz in Glasgow richtete: „Die Zeit läuft ab, wir müssen jetzt handeln“, mahnte er. „Unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen werden uns nicht verzeihen, wenn wir jetzt nicht dieser realen Krise für die Menschheit begegnen.“

Der Athener Premier will mit gutem Beispiel vorangehen. Seine Regierung hat jetzt das erste Nationale Klimaschutzgesetz vorgelegt. Der Entwurf, der in Kürze dem Parlament zur Beratung vorgelegt wird, geht in einer Reihe von Punkten über die Klimaziele der Europäischen Union hinaus.

Forcieren will die Regierung vor allem den Ausstieg aus der Kohle zur Elektrizitätsgewinnung. Bis 2023 werden alle älteren Braunkohlekraftwerke abgeschaltet. Das letzte Kohlekraftwerk soll 2028 vom Netz gehen, kündigte Mitsotakis an. Dieser Termin könne allerdings vorgezogen werden, wenn es die Stromversorgung nicht gefährde, so der Premier.

Noch vor 20 Jahren kamen 70 Prozent der griechischen Stromproduktion aus Braunkohlekraftwerken. Beim Ausstieg hat das Land bereits deutliche Fortschritte gemacht: 2019 betrug der Anteil der Kohleverstromung 23 Prozent, aktuell sind es nur noch etwa 13 Prozent.

Die Regierung nimmt sich mit dem neuen Klimaschutzgesetz viel vor: Bis 2030 soll Griechenland den Anteil der erneuerbaren Energiequellen am gesamten Energiemix auf 35 Prozent und an der Stromproduktion auf 67 Prozent steigern. Derzeit sind es etwa 30 Prozent.

Um diese Ziele zu erreichen, muss das Land nach Berechnungen des Energieministeriums bis 2030 im jährlichen Durchschnitt Kapazitäten von 850 Megawatt aus regenerativen Quellen ans Netz bringen.

Strom kommt oft noch aus ineffizienten Schweröl-Kraftwerken

Auch auf den griechischen Inseln, die heute noch ihren Strom vielfach aus besonders ineffizienten und umweltbelastenden Schweröl-Kraftwerken beziehen, will sich die Regierung von fossilen Brennstoffen verabschieden. Das neue Klimaschutzgesetz verbietet ab 2030 die Stromerzeugung mit ölbefeuerten Generatoren, von denen es derzeit knapp 40 auf den Inseln gibt.

Möglich werden soll das durch die Vernetzung der Inseln untereinander und mit dem Festland sowie durch den Bau von Solar- und Windparks.

Bei der Verabschiedung des Gesetzentwurfs im Parlament kündigt Premier Mitsotakis den Bau von Offshore-Windparks mit einer Kapazität von zwei Gigawatt an. Die Anlagen sollen bis 2030 ans Netz gehen.

Griechenland muss bis 2030 im jährlichen Durchschnitt Kapazitäten von 850 Megawatt Strom aus regenerativen Quellen ans Netz bringen. Quelle: De Agostini/Getty Images
Windräder auf der Insel Euboea

Griechenland muss bis 2030 im jährlichen Durchschnitt Kapazitäten von 850 Megawatt Strom aus regenerativen Quellen ans Netz bringen.

(Foto: De Agostini/Getty Images)

Mit dem Gesetz werden die EU-Klimaziele für Griechenland verbindlich festgeschrieben. In einigen Bereichen geht die Regierung aber darüber hinaus. So wird der Verkauf neuer Pkw mit Verbrennungsmotoren ab 2030 komplett verboten.

Bereits ab 2025 werden neue Taxis in den Großstädten Athen und Thessaloniki nur noch mit Elektroantrieben zugelassen. Autovermieter werden verpflichtet, bis 2025 ein Drittel ihrer Flotten auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen.

Auch auf Hausbesitzer und Unternehmen kommen neue Regelungen zu: In Regionen, die ans Erdgasnetz angeschlossen sind, wird der Einbau neuer Ölheizungen ab 2023 verboten. Ab 2030 wird die Installation von Ölheizungen generell untersagt. Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten müssen in jährlichen Emissionsberichten ihren CO2-Fußabdruck offenlegen.

„Wir wollen Griechenland in einer ganzheitlichen, kohärenten Strategie mit klaren Zielvorgaben und Fahrplänen in die Zukunft führen“, sagte Mitsotakis bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs. Das Klimaschutzprogramm werde helfen, saubere, preiswerte Energie bereitzustellen, und es werde neue Arbeitsplätze schaffen und den Bürgern zu einer besseren Lebensqualität verhelfen, sagte der Regierungschef.

Mitsotakis hat das Thema Klimaschutz früh besetzt, schon als Oppositionsführer in den 2010er-Jahren. Quelle: AP
Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis

Mitsotakis hat das Thema Klimaschutz früh besetzt, schon als Oppositionsführer in den 2010er-Jahren.

(Foto: AP)

Mit dem Klimaschutzprogramm verbindet die Regierung die Hoffnung auf Hightech-Investitionen. Griechenland erwartet aus dem Corona-Aufbauplan der EU in den nächsten Jahren Zuschüsse von 17,8 Milliarden Euro und zinsgünstige Kredite von 12,7 Milliarden Euro.

Fast 40 Prozent der Gelder sollen in „grüne“ Projekte wie den Kohleausstieg, die energetische Bausanierung, den Ausbau der Elektrizitätsnetze und Stromspeicher sowie in den klimaneutralen Verkehr fließen.

Die Verabschiedung des Gesetzes gilt als sicher. Die Regierung verfügt im Parlament über eine absolute Mehrheit. Mitsotakis hat das Thema Klimaschutz früh besetzt, schon als Oppositionsführer in den 2010er-Jahren.

Das ist Teil seiner Strategie, die konservative Partei Nea Dimokratia zur politischen Mitte und darüber hinaus zu öffnen. Eine „grüne“ Fraktion gibt es im griechischen Parlament nicht. Die kleine ökologische Partei schloss sich 2015 dem Linksbündnis Syriza an.

Griechenland spürt die Folgen des Klimawandels massiv. Im vergangenen Sommer wurde das Land von der längsten Hitzewelle seiner Geschichte und verheerenden Waldbränden heimgesucht.

Der Anstieg des Meeresspiegels betrifft das Land ebenfalls in besonderem Maße. Der Geowissenschaftler Kostas Synolakis von der Universität Kreta erwartet, dass sich viele küstennahe Städte mit aufwendigen Deichen und Mauern gegen den Anstieg des Mittelmeeres sichern müssen.

Auch der Tourismus ist betroffen: „Flache Sandstrände sind der Erosion durch den Anstieg des Meeresspiegels besonders stark ausgesetzt“, sagt Synolakis. „Wir werden deshalb weniger Strände haben, und sie werden kleiner sein.“

Mehr: Experte für Naturkatastrophen: „Europäische Klimaziele sind ein letzter verzweifelter Versuch, das Klima zu stabilisieren“

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2 Kommentare zu "Stromproduktion: Griechenland setzt sich ehrgeizige Klimaziele"

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  • Die Weiterentwicklung der Photovoltaic heisst Neutrinovoltaic. Mit der innovativen Neutrino-Technologie wird emissionsfreie Energienutzung revolutionäre Schritte gehen. Der einstige BundesVerkehrsminister a.D., Prof. KRAUSE veröffentlichte dazu kürzlich: "Das ewige Licht - Der Beginn eines neuen Zeitalters"  Er begründet eindringlich, die günstigste und sauberste Variante der Energienutzung basiert auf Neutrino Technologie. Eine mobile und dezentrale Energienutzung über die Neutrinovoltaic kann jetzt möglich werden, denn sie wird die Photovoltaik ergänzen und ablösen, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Energie wandeln. Die Patente der Berliner Neutrino Energy Group sind bereit. Die Einführung der Neutrinovoltaik zur Gewinnung von elektrischem Strom unter dem Einfluss verschiedener elektromagnetischer Strahlung, einschließlich hochenergetischer kosmischer Neutrinos basiert auf neueste Forschungsergebnisse. Die auf Neutrinovoltaik-Technologie basierenden DC-Neutrinoquellen sind sehr kompakt und wetterunabhängig, erzeugen in einem Grundmodus 24h x 365 Tage Strom und können in Gerätegehäuse oder sogar in Elektroautos eingebaut werden. Mobile, dezentrale Haushaltsenergie und unendliche Reichweite für die Elektromobilität. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hatte bereits im Januar 2021 in einer  von Daimler Benz beauftragten Studie die Effizienz der Technologie und  die im Patent deklarierten Eigenschaften der "Neutrino-Voltaik" bestätigt. Internationale Investionen sind JETZT notwendig für eine goldene Zukunft der unendlichen Energienutzung weltweit. Deutschland ERWACHE - das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum nahe Frankfurt /Oder wird es zeigen bei der Entwicklung des industriellen Standards für vielfältigste Energienutzungen.

  • "Kohleausstieg spätestens 2028, Verbot für neue Verbrenner ab 2030"
    Das sollte eigentlich auch im neuen Koalitionsvertrag der Ampel stehen, wird es aber leider voraussichtlich nicht. Deutschland hinkt wieder einmal hinterher.

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