Studien zu Kaufverhalten Das Märchen von den Millennials, die sich nicht für Besitz interessieren

Ein eigenes Auto wäre auch für nach 1980 Geborene interessant – wenn auch finanziell keine Priorität.
Frankfurt Die sogenannten Millennials, die Generation der nach 1980 Geborenen, gelten als wenig materialistisch, mehr auf Erfahrungen als auf Besitz aus. Insbesondere Autos als Statussymbol hätten für sie ausgedient, liest man immer wieder. Weniger Angehörige der Generation Y, wie sie auch genannt wird, machen den Führerschein, weniger fahren ein eigenes Auto, mehr nutzen öffentliche Transportmittel.
Dieser Wandel in den Präferenzen wird gern als Treiber hinter der sogenannten Sharing-Economy angeführt, bei der man zum Beispiel Autos nicht mehr besitzt, sondern nur nach Bedarf mietet. Für die Umwelt wäre es ein hoffnungsvoller Trend, denn Autos machen einen wesentlichen Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen aus.
Wer keines besitzt, fährt eher mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Verkehrswende wäre so erheblich leichter zu schaffen.
Es gibt aber auch die Gegenthese, wonach es gar keine Präferenzverschiebung gibt, sondern lediglich eine junge Generation, die den Berufseinstieg nur über befristete Arbeitsverhältnisse schafft und deshalb viel länger als die jungen Leute aus früheren Generationen in finanzieller Unsicherheit ausharren muss.
Es wäre eine vernünftige Anpassung an prekäre Bedingungen, teure Anschaffungen wie Autos und Häuser zu verschieben oder zu streichen. Die passende psychologische Anpassung wäre es, die identitätsstiftende Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe eher mit dem Smartphone oder dem cool minimalistischen Fahrrad zu signalisieren als mit einem dicken Auto.
Weniger Einkommen
Getreu der Strategie, dass man Trauben, die zu hoch hängen, für sauer erklärt. Eine Reihe von empirischen Studien aus den USA hat die These der Skeptiker bestätigt. Sie bekräftigen zwar jeweils den Befund, dass die Generation Y im Durchschnitt weniger Autos besitzt als gleiche Altersgruppen früher und weniger Autokilometer zurücklegt.
Sobald sie allerdings genauer hinschauen und Faktoren mitberücksichtigen, die für die Entscheidung, ein Auto zu kaufen und damit herumzufahren, wichtig sind, löst sich der vermeintliche Präferenzunterschied schnell im Nichts auf.
Millennials haben demnach tendenziell in jungen Jahren inflationsbereinigt weniger Einkommen und Vermögen als Babyboomer und verschieben die Familiengründung auf später. Auch hat sich der anhaltende Verstädterungstrend über die Jahrzehnte so ausgewirkt, dass weniger von ihnen auf dem Land leben als früher, wo man viel stärker auf ein Auto angewiesen ist.
Doch für diejenigen, die eine Leiter haben, also einen sicheren, gut bezahlten Job, bleiben die Trauben des Konsums so süß wie für frühere Generationen. „Wir können nicht auf die Präferenzen der Millennials zählen, wenn es darum geht, Kohlendioxidemissionen zu verringern. Sie haben immer noch starke Präferenzen für eigene Autos“, folgern Christopher Knittel und Elizabeth Murphy aus den Ergebnissen ihrer Studie „Generational Trends in Vehicle Ownership and Use“. Sie verglichen paarweise Millennials mit Angehörigen der Jahrgänge bis 1964.
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