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Syrien-Krieg jährt sich zum vierten Mal Der Mann, der Hass sät

Vom blassen Medizinstudenten zum Schlächter von Syrien: Bashar al-Assad führt seit vier Jahren Krieg gegen sein eigenes Volk. 220.000 Menschen starben bisher. Seine perfide Taktik, Hass zu säen, geht auf.
15.03.2015 Update: 15.03.2015 - 17:07 Uhr Kommentieren
Der syrische Präsident weiß das Militär hinter sich. Doch er muss längst auch auf Söldnertruppen des Irans zurückgreifen. Quelle: ap
Bashar Assad

Der syrische Präsident weiß das Militär hinter sich. Doch er muss längst auch auf Söldnertruppen des Irans zurückgreifen.

(Foto: ap)

Düsseldorf Er war Mister Fortschritt. Er wollte Satellitenschüsseln und Internet erlauben und Syrien endlich ans World Wide Web bringen. Er wollte die Jugend besser ausbilden. Lange davor hatte Bashar al-Assad Augenarzt werden wollen, studierte Medizin in Damaskus und begann seinen Facharzt in Großbritannien. Von dort brachte er auch seine Ehefrau mit: die in England aufgewachsene Finanzanalystin Asama Fauaz al-Akhars. Schillernd, modern, westlich angehaucht schien das neue Herrscherpaar. Assad wollte die angestaubte Planwirtschaft in die Globalisierung führen. Und vielleicht wollte er das diktatorische Syrien sogar ein bisschen demokratischer machen.

Stattdessen führte Assad sein Land in einen mörderischen Bürgerkrieg. Heute vor vier Jahren begann der Aufstand, der in einen der blutigsten Konflikte des 21. Jahrhunderts mündete. Genau zu diesem Jahrestag verkündete nun Außenminister Kerry, dass die USA zu Gesprächen mit Assad bereit seien. Die USA und andere Staaten prüften Wege, Assad zu Verhandlungen über einen politischen Übergang in Syrien zu bewegen.

Täglich steigt die Zahl der Todesopfer. Mindestens 220.000 Menschen sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen seit März 2011 ums Leben gekommen. Die tatsächliche Zahl der Toten dürfte mittlerweile noch höher liegen. Millionen Syrer mussten fliehen. Teile des Landes stehen unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Schon zehn Jahre zuvor hätte man es ahnen können. Nicht Arabischer Frühling, sondern Damaszener Frühling nannte sich damals das, was um die Jahrtausend-Wende mit dem Amtsantritt von Assad in Syrien passierte und zu einer Blaupause für die jüngere Geschichte wurde. Vom neuen Machthaber toleriert, gar teils bestärkt, eröffneten Debattierclubs, erst in der Hauptstadt, dann im ganzen Land. Im vergleichsweise religiös liberalen Syrien bekamen Reformer Oberwasser.

Ermutigt waren sie von diesem jungen Mann, damals Mitte 30. Nie hätte er Präsident werden sollen, war dann aber nach dem Tod seines älteren Bruders Basil an die Spitze der informellen „Thronfolge“ seines Vaters Hafiz gerückt. Doch sehr schnell wurde den weiter regierenden alten Garden des Vaters als auch dem Modernisierer selbst, den viele Syrer in dem Sohn sehen wollten, das rasante Anwachsen der Bewegung zu gefährlich. Das Regime begann ganz im Stile des alten Diktators, hart durchzugreifen. Es inhaftierte und folterte Oppositionelle.

„Aus heutiger Sicht ist klar: Diese Strömungen zuzulassen, war Kalkül. Man wollte schauen, wer sich so alles raustraut aus dem Untergrund“, sagte Petra Becker, Syrien-Expertin der Stiftung Wissenschaft in Berlin. So wiederholte es sich 2011 – nur lief es da aus dem Ruder. Da erfasste der Arabische Frühling auch Syrien. „Friedlich, friedlich“ und „Freiheit, Freiheit“ skandierten damals die Demonstranten.

Das Regime stand zu diesem Zeitpunkt aber deutlich schlechter da als 2001. Alle wirtschaftlichen Reförmchen waren gescheitert, immer mehr Menschen verarmten. Erstmalig entstanden in Syrien Armenviertel in der Art von Favelas. „Bashar al-Assad ist keine Führungspersönlichkeit. Er hatte die Zügel von Anfang an nicht in der Hand“, urteilt Becker. Assad fehlt und fehlte es an Gestaltungswillen und -fähigkeit. Teils überrollt von dieser Welle des Umschwungs, teils aus Angst vor dem Sturz, griffen er und die alten Eliten zu dem einzigen Instrument, das sie kannten: Gewalt.

Vier Jahre später ist von der Hoffnung auf einen syrischen Frühling nichts mehr übrig.

Assad kontrolliert nur noch 40 Prozent seines Landes
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