Technologie-Produktion Biden stellt die Weichen neu: Globale Lieferketten sollen unabhängiger von China werden

Der neue US-Präsident knüpft in seiner China-Politik teilweise an Donald Trump an.
Washington, Brüssel, Tokio Schon der frühere US-Präsident Donald Trump drängte darauf, die technologischen Lieferketten stärker von China in die USA zu verlegen. Sein Nachfolger Joe Biden will den Prozess nun beschleunigen. Es geht nicht um eine Abnabelung von China, sondern darum, dass Lieferketten weniger abhängig vom Reich der Mitte werden sollen.
Nach Angaben des Weißen Hauses war die Unterzeichnung des Dekrets noch für Mittwoch geplant, im Anschluss an ein Treffen mit führenden Vertretern des US-Kongresses. Konkret verpflichtet sich die US-Regierung, Lieferketten in zentralen Branchen binnen 100 Tagen zu überprüfen und danach gegebenenfalls mit protektionistischen Maßnahmen einzugreifen.
Untersucht wird unter anderem die Produktion von Batterien für Elektroautos, Pharmazeutika, Seltenen Erden, Halbleitern, Mobiltelefonen, militärischer Ausrüstung und anderen Gütern. Die Zeit drängt, denn die USA sind zunehmend auf die Einfuhr betroffener Waren angewiesen, was im Weißen Haus als Risiko für die nationale Sicherheit und bedrohte Industrien betrachtet wird.
Außerdem drohen die USA im Rennen um moderne Technologie abgehängt zu werden. So fielen nach Angaben des Branchenverbandes US Semiconductor Industry Association vor 30 Jahren rund 37 Prozent der weltweiten Halbleiterproduktion auf die USA. Heute sind es nur noch 12 Prozent. Laut dem Peterson Institute for International Economics stellt China weltweit 90 Prozent aller Smartphones, 67 Prozent aller Fernseher und 65 Prozent aller PCs her.
In Abkehr von Trumps „America first“-Konzept setzt Biden allerdings auf eine breitere internationale Front. Sein Dekret besagt laut der japanischen Nachrichtenagentur Nikkei, dass „die Zusammenarbeit mit Verbündeten zu starken, widerstandsfähigen Lieferketten führen kann“. In Asien können sich die USA dabei auf ihre vorhandenen Alliierten stützen. Taiwan, Japan und Südkorea sind natürliche Partner, wenn es um die Chipindustrie geht.
Fokus liegt auf Medizintechnik und Medikamenten
Inwieweit auch europäische Verbündete in Bidens Initiative eingebunden werden sollen, ist noch unklar. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte das Thema gestern nicht kommentieren. Dabei gibt es in Europa ähnliche Überlegungen. Die EU-Staats- und -Regierungschefs hatten die EU-Kommission bei ihrem Gipfel Anfang Oktober damit beauftragt, strategische Abhängigkeiten von anderen Ländern zu analysieren, besonders in kritischen Sektoren wie dem Gesundheitswesen.
Zudem soll die Brüsseler Behörde Abhilfemaßnahmen vorschlagen, „unter anderem durch die Diversifizierung der Produktions- und Lieferketten, die Sicherstellung von Vorräten an strategisch wichtigen Gütern und die Förderung von Produktion und Investitionen in Europa“, wie es in der damaligen Erklärung heißt.

Die USA drohen im Rennen um moderne Technologie von China abgehängt zu werden.
„Wir sollten die Unternehmen von essenziellen Produkten zu mehr Resilienz ihrer Lieferketten zwingen“, fordert der binnenmarktpolitische Sprecher der Christdemokraten im Europaparlament, Andreas Schwab. Es gehe aber nicht darum, die globalen Lieferketten infrage zu stellen. Der Fokus der Bundesregierung liegt auf kritischen Bereichen wie bestimmten Medikamenten und Medizintechnik, in denen Deutschland bislang stark von China oder Indien abhängig ist.
Auch in der Autoindustrie drängen Kanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Peter Altmaier darauf, die Bezugsquellen zentraler Komponenten wie Batteriezellen und Halbleiter breiter aufzustellen.
Der jüngste Beschluss der Regierung in Washington ist Bidens zweiter großer Vorstoß in seiner noch jungen Amtszeit, der die heimische Produktion stärken und die US-Wirtschaft unabhängiger von Importen machen soll. So hatte Biden erst Ende Januar eine Verordnung unterschrieben, die es für amerikanische Produzenten schwieriger machen soll, Materialien zum Großteil im Ausland herzustellen. Unter dem Motto „Buy American“ will die US-Regierung 700 Milliarden US-Dollar in die amerikanische Fertigung pumpen.
Mangel an Halbleitern
Wichtige Knotenpunkte der globalen Lieferketten findet Biden vor allem in Asien. Der taiwanesische Halbleiterriese TSMC ist zur technologisch führenden und größten Chipfabrik der Welt aufgestiegen. Südkoreas Halbleiterhersteller Samsung und SK Hynix dominieren den Markt für Speicherchips und drängen nun auch in die Auftragsfertigung von anderen Halbleitern vor.
Asiens Chippionier Japan hat zwar Marktanteile an die Rivalen verloren, ist aber als Lieferant von Produktionsanlagen, Spezialchemie und Elektronikbauteilen weiterhin eine Weltmacht. Auch bei Akkus sind Japan und Südkorea technologisch Weltspitze. Für Seltenen Erden, die ebenfalls ein wichtiger Bestandteil in einer breiten, technologisch relevanten Produktpalette sind, bietet sich Australien als ein wichtiger Lieferant an.
Besonders die Krise in der Chipherstellung war nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sichtbar geworden. Als die weltweite Nachfrage nach Autos zurückging, reduzierten die Unternehmen die Produktion, gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Halbleitern in der Tech-Branche für Computer, Telefone und Spielkonsolen.
Sobald sich die Autoproduktion erholte, waren die Fahrzeughersteller mit einem akuten Mangel an Chips konfrontiert. Nahezu jeder große Autohersteller in den USA ist von der Krise betroffen. Die Agentur Moody’s prognostiziert, dass der Chipmangel Autoriesen wie Ford und General Motors etwa ein Drittel ihres Gewinns kosten wird.
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Alle westlichen Staaten und hier besonders die USA haben die "Schlange an der Brust genährt". Die Verlagerung der Produktion und der laufende Know How Transfer nach China trägt heute die Früchte für China. Die billigen Produktionsstätten werden zwar weniger werden und auch der wachsende Wohlstand in China wird die Ansprüche der Menschen ändern. Dennoch gilt es heute dagegenzusetzen, wenn der Westen nicht in die totale Abhängigkeit kommen will. Die politischen Entscheidungen müssen jedoch zügig und auch konsequent getroffen werden.
Hat Biden kapiert, dass Europa und ganz besonders Deutschland vom Umsatz mit chinesischen Kunden lebt? Das ist nicht mehr zurück zu drehen und das können die USA nicht ersetzen. Hinzu kommt eine völlig verfehlte Europapolitik seines Vorgängers, die die USA als unzuverlässigen und zolltreibenden Handelspartner herauskristallisiert hat. Nein, Biden muss kapieren, dass es nur MIT China geht, nicht GEGEN!