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Todesschüsse auf US-Polizisten in Louisiana Verdächtiger war Ex-Marine

Wieder sterben Polizisten in den USA durch eine bewaffnete Attacke, diesmal in Baton Rouge. Präsident Obama mahnt zur Eintracht - und nimmt dabei vor allem die Politiker in die Pflicht.
18.07.2016 Update: 18.07.2016 - 09:41 Uhr
Zehn Tage nach der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas sind im Bundesstaat Louisiana drei Polizeibeamte erschossen und mindestens drei weitere verletzt worden, Quelle: Reuters
Straßensperre in Baton Rouge

Zehn Tage nach der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas sind im Bundesstaat Louisiana drei Polizeibeamte erschossen und mindestens drei weitere verletzt worden,

(Foto: Reuters)

Baton Rouge Nur zehn Tage nach dem Heckenschützen-Angriff von Dallas hat es in den USA erneut tödliche Schüsse auf Beamte gegeben. In Baton Rouge tötete ein Bewaffneter drei Polizisten und verletzte drei weitere, wie die Behörden mitteilten. Der mutmaßliche Schütze wurde noch am Tatort erschossen. Ob die Attacke etwas mit dem Tod des Afroamerikaners Alton Sterling bei einem Polizeieinsatz Anfang Juli zu tun hat, war zunächst unklar.

Präsident Barack Obama mahnte die Amerikaner dennoch zur Einheit und zur Abkehr von einer von Hass und Hetze geprägten Rhetorik. Seinen Appell werteten Beobachter auch als Spitze gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump.

Am Sonntagmorgen waren Beamte in Baton Rouge einem Notruf wegen eines mit einem Sturmgewehr bewaffneten Verdächtigen nachgegangen und dann aus dem Hinterhalt minutenlang beschossen worden. Der Vorfall ereignete sich an einer Tankstelle auf einer Autobahn, in der Nähe befindet sich das Polizeihauptquartier der Stadt. Einer der drei verletzten Beamten war nach Behördenangaben zufolge in kritischem Zustand.

Anwohner Joshua Godwin beobachtete die Szene vom Fenster aus. Ein in schwarz gekleideten Mann mit Skimaske, Kampfstiefeln und Extramunition sei offenbar „vor einer „Auseinandersetzung“ davongerannt.

Der mutmaßliche Täter wurde später als Gavin Long identifiziert. Der 29 Jahre alte Afroamerikaner soll von 2005 bis 2010 in der US-Marine gedient haben und den Rang eines Unteroffiziers erreicht haben. Zwischen Juni 2008 und Januar 2009 war er Militärakten zufolge im Irak. Er bekam mehrere Medaillen, darunter für Wohlverhalten.

Nach seiner Rückkehr aus dem Irak hatte er offenbar Probleme, im Alltag Fuß zu fassen. Im vergangenen Jahr änderte er seinen Namen in Cosmo Ausar Setepenra und bezeichnete sich als Mitglied der Washitaw-Nation; dies ist eine Gruppe von Afroamerikanern, die angibt, ihre Vorfahren hätten als Ureinwohner auf dem amerikanischen Kontinent gelebt.

Gavin Long hatte in sozialen Netzwerken zur Gegenwehr gegen Übergriffe weißer US-Bürger auf Schwarze aufgerufen. Auf Twitter schrieb er: „Gewalt ist nicht die Antwort (es ist eine Antwort)“. Und weiter: „Wann erhebt Ihr Euch endlich, damit Eure Leute nicht wie die Ureinwohner ausgerottet werden?“

Seinen eigenen Angaben zufolge war er vor kurzem nach Dallas gereist, den Schauplatz eines Heckenschützen-Angriffs auf Polizisten. Vorvergangene Woche waren in Dallas fünf Beamte von einem schwarzen Heckenschützen erschossen worden, der nach eigenen Angaben aus Hass auf Weiße handelte. Die Tat ereignete sich bei einem Protestmarsch gegen Polizeigewalt gegen Schwarze. Hintergrund war die Tötung des Afroamerikaners Philando Castile während einer Verkehrskontrolle am 6. Juli in St. Paul in Minnesota und ein tödlicher Polizeieinsatz gegen den dunkelhäutigen Sterling in Baton Rouge.

Die Behörden gingen davon aus, dass Long der einzige Schütze in Baton Rouge gewesen sei, sagte Polizeisprecher Doug Cain. Doch sei nicht auszuschließen, dass er Komplizen gehabt habe. Zwei Verdächtige, die am Abend festgenommen wurden, wurden später ohne Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt. In Kansas City belagerten Beamte zudem ein Haus, das auf den Namen von Long registriert war.

Obama betonte im Weißen Haus, dass das Tatmotiv für die Attacke auf die Beamten in Baton Rouge noch unklar sei. Dennoch stellte er klar: „Attacken auf die Polizei sind Attacken auf alle von uns und die Rechtsstaatlichkeit, durch die die Gesellschaft möglich wird.“ Die Bürger müssten deutlich machen, dass nichts Attacken auf Beamte rechtfertige.

Obama äußerte sich am Vorabend des Parteikonvents der Republikaner, auf dem Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden soll. Der Immobilienmogul hat die jüngsten Vorfall als Beleg dafür bezeichnet, dass es dem Land an Führungskraft mangele. Trump erklärte per Twitter, die USA seien „gespalten und außer Kontrolle“. Auf seiner Facebook-Seite sprach er von einem Versagen der Politik: „Wie viele Beamte und andere Leute müssen noch sterben, nur weil es in dem Land an Führung mangelt?“

Obama hielt dagegen, ohne dabei Namen zu nennen. „Wir brauchen keine hetzerische Rhetorik. Wir brauchen keine leichtfertig dahingeworfenen Anschuldigungen, um politisch zu punkten und eine Agenda voranzutreiben. Wir müssen unsere Worte zügeln und unsere Herzen öffnen...alle von uns.“

Der Bürgermeister von Baton Rouge, Kip Holden, rief im lokalen Fernsehsender WAFB9 zur Ruhe auf. Am Umgang des Präsidenten mit Polizeigewalt und Polizistenmorden regte sich indes zuletzt auch scharfe Kritik. Einige Organisationen stellten dessen Unterstützung für die Sicherheitsbehörden infrage.

  • ap
  • afp
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