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Türkei „Friedhof der Verräter“ für tote Putschteilnehmer

Die türkische Regierung geht nach dem gescheiterten Umsturzversuch radikal vor - sogar gegen getötete Putschteilnehmer. Geächtet werden sie auf einem eigens geschaffenen Friedhof begraben – ohne Gebete, ohne Zeremonie.
29.07.2016 - 16:53 Uhr
Hier werden sie begraben. Die Leichen der getöteten Teilnehmer am gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016. Namenlos und unerwünscht. Quelle: AP
„Friedhof der Verräter“ in Istanbul

Hier werden sie begraben. Die Leichen der getöteten Teilnehmer am gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016. Namenlos und unerwünscht.

(Foto: AP)

Istanbul Ganz hinten in einer Ecke auf der Baustelle für ein neues Hundeasyl im Osten Istanbuls liegt ein frisches namenloses Grab. Es ist das erste auf dem neuen „Friedhof der Verräter“, der eigens für die Leichen getöteter Teilnehmer am gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli geschaffen wurde.

Insgesamt kamen dabei etwa 290 Menschen ums Leben, darunter 24 mutmaßliche Putschisten. Die Regierung nennt sie Verräter, unwürdig, ein angemessenes Begräbnis zu erhalten. Daher hat die Stadtverwaltung von Istanbul in der Woche nach dem Umsturzversuch bekanntgegeben, dass für diese Toten ein spezieller „Friedhof der Verräter“ entstehen werde. „Möge jeder, der vorbeikommt, sie verfluchen und sie nicht in Frieden ruhen lassen“, sagte Istanbuls Bürgermeister Kadir Topbas der Nachrichtenagentur Dogan zufolge.

Mehr als 40.000 Festnahmen in der Türkei
Zehntausende Türken von Säuberungswelle betroffen
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach dem gescheiterten Militärputsch im Juli hart durgegriffen. Von der „Säuberungswelle“ sind bislang Zehntausende Menschen betroffen. 79.900 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes hätten ihre Jobs verloren, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim am späten Mittwochabend in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

(Foto: AFP)
Mehr als 40.000 Menschen festgenommen
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40.029 Menschen seien festgenommen worden, gegen 20.355 von ihnen sei Haftbefehl ergangen, sagte Yildirim weiter.

(Foto: dpa)
Zahlreiche Firmen geschlossen
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Zudem wurden 4262 Firmen und Einrichtungen geschlossen, weil sie mit dem Prediger Fethullah Gülen zusammengearbeitet haben sollen. Die türkische Regierung sieht Gülen als Drahtzieher des Putsches.

(Foto: dpa)
Tausende Unternehmen müssen noch zittern
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Ermittler des  Finanz-, Innen- und Justizministeriums seien dabei, rund 4000 Gülen-nahe Firmen und Organisationen zu durchleuchten, schrieb kürzlich die regierungsnahe Zeitung „Sabah“. Unternehmer, die Gülen finanziell unterstützten, müssen mit Anklagen wegen Geldwäsche und Beihilfe zum Terrorismus rechnen. Betroffen von den Säuberungen in der Geschäftswelt war unter anderem der Boydak-Konzern. Das Familienunternehmen ist im Energie- und Finanzsektor aktiv. Der Firmenchef Mustafa Boydak und weitere Manager des Familienunternehmens wurden festgenommen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

(Foto: dpa)
Säuberungen betreffen auch die Finanzwelt
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Die Behörden hatten bereits unmittelbar nach dem Putschversuch Gülens Finanznetzwerk ins Visier genommen und die Bank Asya geschlossen. Das wichtigste Geldinstitut der Bewegung soll liquidiert werden.

(Foto: Reuters)
Angebliche Gülen-Anhänger im Visier
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Die von Erdogan durchgesetzten „Säuberungen“ richten sich gegen Anhänger von Fethullah Gülen (Foto) in Polizei, Militär, Justiz, Verwaltung, Bildungswesen und Medien.

(Foto: AFP)
Zahlreiche Zeitungen geschlossen
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Mehr als 130 Zeitungen und andere Medien wurden ebenso geschlossen wie Schulen und Universitäten. Gegen Dutzende regierungskritische Journalisten gab es Haftbefehle.

(Foto: dpa)

Insgesamt geht die Regierung nach dem Putschversuch radikal vor, hat fast 16.000 Menschen festgenommen, darunter 10.000 Militärangehörige. Und das vor dem Hintergrund massenhafter Patriotismusbezeugungen in der Bevölkerung: Viele Türken lassen Flaggen aus den Fenstern ihrer Wohnungen oder Autos hängen, und abends gibt es regierungsfreundliche Kundgebungen in vielen Städten.

Die türkische Behörde für religiöse Angelegenheiten hat angeordnet, dass es keine Begräbniszeremonien und -gebete für jene geben soll, die im Zuge ihrer Beteiligung am Putschversuch ums Leben kamen.

Solche Gebete, so hieß es, seien für die Gläubigen als ein Akt der Entlastung gedacht, „aber diese Menschen haben mit ihrer Handlung nicht nur einzelne Personen, sondern die Gesetze einer ganzen Nation missachtet, und daher verdienen sie keine Entlastung durch die Gläubigen“.

Andrew Gardner, Türkei-Experte bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, spricht von einem Schritt, „der zu einer ziemlich vergifteten und gefährlichen Atmosphäre“ nach dem Umsturzversuch beitrage. „Menschen religiöse Dienste und ein ordentliches Begräbnis zu verweigern ist eine grundsätzliche Verweigerung von Menschenrechten.“ Unter allen normalen Umständen wäre so etwas „unvorstellbar“.

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