Türkei und Russland: Russen provozieren mit Panzerfaust am Bosporus
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Türkei und RusslandRussen provozieren mit Panzerfaust am Bosporus
Russische Kriegsschiffe in Istanbul: Bei der Durchfahrt stand ein Soldat demonstrativ mit Panzerfaust an Deck. Die türkische Regierung ist entrüstet – und spricht von einer Verletzung internationaler Verträge.
Ein russischer Soldat posiert mit einer Panzerfaust am Bosporus. Die Türkei reagiert verärgert.
(Foto: Screenshot)
Istanbul Der Streit zwischen der Türkei und Russland geht weiter. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu wirft Russland Provokationen in den Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer vor. Er bezog sich auf Bilder türkischer Medien, auf denen ein russischer Soldat bei der Durchfahrt seines Kriegsschiffes durch den Bosporus auf einen Raketenwerfer zeigt. Eine solche Durchfahrt sei eine offene Provokation. „Das muss aufhören“, sagte er. Russland solle sich reifer verhalten. Das türkische Außenministerium bestellte inzwischen den russischen Botschafter Andrej Karlow ein.
Russland reagiert seit einigen Tagen auf unterschiedliche Weise auf den Abschuss eines Kampfjets durch türkisches Militär an der Grenze zu Syrien. Das Militärflugzeug hat türkischen Angaben zufolge den heimischen Luftraum verletzt; Russland hingegen gibt an, zu keiner Zeit über türkischem Boden geflogen zu sein. Der Zwischenfall im Grenzgebiet zu Syrien hat die Beziehungen beider Länder erheblich belastet.
Als Reaktion auf den Abschuss verschärfte Kremlchef Wladimir Putin nicht nur den Ton gegenüber Ankara, sondern kündigte Wirtschaftssanktionen für 2016 an. Schon jetzt hatte Russland als Reaktion auf den Abschuss die Einfuhr von Gemüse und Obst aus der Türkei gestoppt. Darüber hinaus kündigte Moskau an, Flugabwehrraketen im Grenzgebiet zur Türkei zu stationieren.
Das steht alles auf Russlands Sanktionsliste gegen die Türkei
Hausgeflügel und gefrorene Pute, außerdem Teile und Nebenschlachterzeugnisse.
Tomaten, Speisezwiebeln und Schalotten, Blumenkohl und Brokkoli, Gurken und Cornichons.
Apfelsinen, Mandarinen (einschließlich Tangerinen und Satsumas); Klementinen, Wilkings und ähnliche Kreuzungen von Zitrusfrüchten.
Salz (einschließlich präpariertes Speisesalz und denaturiertes Salz) und reines Natriumchlorid, auch in wässriger Lösung oder mit Zusatz von Rieselhilfen.
Auf den Fernsehbildern ist zu sehen, wie ein russischer Soldat der „Caesar Kunikov“ eine Panzerfaust auf der linken Schulter hält und damit an Deck des Schiffes umhergeht. Mit der schultergestützten Rakete hätte der Soldat theoretisch locker eines der Ufer der Metropole erreichen können. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass die Waffe geladen gewesen ist.
Das Kriegsschiff selbst ist geeignet, Soldaten und Waffenmaterial auch an ungeeigneten Küstengebieten an Land zu bringen. Das in Sewastopol beheimatete Schiff hat eine Länge von 112 Metern und ist maximal 32 Kilometer pro Stunde schnell. Im Georgenkrieg 2008 spielte die „Caesar Kunikov“ die Hauptrolle während einer Meeresschlacht zwischen russischen und georgischen Truppen vor der Küste der Region Abchasien.
Auf dem Bosporus, der Verbindungsstraße zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer, konnte man in den vergangenen Monaten häufiger russische Marineschiffe beobachten. Russland kämpft in Syrien gegen alle Gruppen, die sich der Regierung von Präsident Baschar al-Assad entgegen stellen. Dazu hat das Land einen Teil seiner Schwarzmeer-Flotte an das östliche Mittelmeer verlegt. Der einzige Weg dazu führt über den Bosporus, der die Millionenstadt Istanbul in eine europäische und eine asiatische Hälfte teilt.
Seit 1936 ist die Meerenge offiziell ein internationaler Seefahrtweg. Der Vertrag von Montreux legte als Folge des Ersten Weltkriegs damals fest, dass die Türkei zwar Gebühren für die Durchfahrt verlangen, einem Schiff grundsätzlich die Durchfahrt aber nicht verbieten darf. Für Kriegsschiffe hingegen gelten besondere Regeln. Durchfahrten müssen hier in der Regel acht Tage vorher von dem jeweiligen Militär angekündigt werden. In Kriegszeiten darf die Türkei zur Not die Schotten komplett dicht machen und die Durchfahrt verweigern.
Türkische Medien interpretieren das Posieren mit Geschütz nun so, als würde die russische Marine sich in feindlichen Gewässern befinden und nur in Verteidigungsposition an der Türkei vorbeifahren. Der türkische Transportminister Binali Yildirim meint, der Vertrag von Montreux sei nun verletzt worden. Der Außenminister Cavusoglu ergänzte, die Türkei habe auf den Vorfall vom Sonntag in der notwendigen Weise reagiert, ging jedoch nicht weiter ins Detail.