Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Ukraine-Krise Warum Debalzewe so wichtig ist

Zu Hunderten fliehen ukrainische Soldaten aus Debalzewe, die Separatisten haben den strategisch wichtigen Knotenpunkt unter Kontrolle. Mit dem Fall der Stadt entscheidet sich: Gibt es Krieg oder Frieden in der Ukraine?
18.02.2015 - 12:31 Uhr 45 Kommentare

Poroschenko gibt Debalzewe auf

Kiew Die Stadt Debalzewe ist ein Schlachtfeld. Das unabhängige ukrainische Fernsehen „Hromadtske TV“ zeigte am Vormittag Live-Aufnahmen aus dem 25.000-Seelen-Ort. Die Bilder zeigen, wie Soldaten ganzer Einheiten ihn zu Fuß verlassen. Einige sprechen mit dem Reporter. Was sie sagen, ist eine Ohrfeige für die Militärführung in Kiew: „Das war's, der Krieg ist verloren, wir ziehen ab“, sagt verbittert ein Soldat mit schwerer Ausrüstung und vermummtem Gesicht.

Sein Kamerad beklagt, dass es seit Tagen keinerlei Nachschub gegeben habe: „Unsere Männer der 128. Brigade haben seit fünf Tagen nichts gegessen. Wir haben keine Munition mehr und sonst auch nichts“, sagt der junge Mann voller Verbitterung.

Auch im Internet wird über die Taktik der ukrainischen Führung in Sachen Debalzewe heftig gestritten. Nachdem die Kleinstadt im Osten des Landes am Dienstag von pro-russischen Separatisten erobert wurde, stellen sich in Kiew immer mehr Menschen die Frage, wieso die ukrainische Armee erneut eine militärische Niederlage erleiden musste. Warum ist Debalzewe so wichtig für die Separatisten?

Volodymir Parasjuk, ehemaliger Maidan-Kämpfer, Ex-Soldat des Freiwilligen-Bataillons „Dnipro“ und seit vergangenen Oktober parteiloser Abgeordneter im ukrainischen Parlament, erhebt auf Facebook schwere Vorwürfe gegen Präsident Petro Poroschenko.

„Das, was in Debalzewe abläuft, ist kein Waffenstillstand. Dort wird der Spieß gegen das eigene Volk gerichtet“, schreibt der 26-Jährige. Der Führung in Kiew sei das „Schicksal der einfachen Soldaten total egal“. Während die Truppen mit aller Macht versucht hätten, die Stadt zu halten und seit Tagen um „Nachschub betteln“, sei der Präsident offenbar mehr an seinen diplomatischen Abmachungen interessiert. „Herr Präsident, wie viele von den besten Söhnen des Landes wollen Sie noch umkommen lassen?“, klagt Parasjuk an.

Auch andere Beobachter stellen sich die Frage, wieso die ukrainische Regierung bis vor wenigen Tagen, konkret bis zum vergangenen Donnerstag, noch darauf bestanden hatte, die Stadt um jeden Preis zu halten und nach den Verhandlungen in Minsk dort nun das Feld den Russen überlässt. „Es spricht vieles dafür, dass Poroschenko mit dem Deal, den Separatisten die Stadt Debalzewe zu überlassen, Putin entgegengekommen ist“, schreibt die Tageszeitung Komsomolskaya Prawda.

Für die Separatisten sei nun der Weg nach Russland frei. Sie können ihre besetzten Gebiete in den Oblasten Donezk und Lugansk nun dauerhaft logistisch versorgen. In Debalzewe, zwischen Luhansk und Donezsk, befindet sich ein wichtiger Bahnknotenpunkt, der die Ost- und Südost-Ukraine nach Norden mit Russland bis nach Moskau verbindet. So können die selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk nun mit Gütern beliefert werden. Auch zwei Fernstraßen führen an Debalzewe vorbei, ebenfalls wichtige Lebensadern für die „Volksrepubliken“.

Tagelange Hilferufe der ukrainischen Soldaten
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Ukraine-Krise - Warum Debalzewe so wichtig ist
45 Kommentare zu "Ukraine-Krise: Warum Debalzewe so wichtig ist"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Sehr geehrter Herr Thomas Podgacki, Ja, da liegen Sie richtig - die direkt von dem Ivan bedrohte Staaten wollen näher NATO sein. Stimmt. Wobei Polen war schon immer sehr enthusiastisch was NATO angeht, möglicherweise deswegen weil sie über 50 Jahren den russischen Okupanten gedulden mussten. Jetzt sind sie sehr besorgt, stimmt. Aber in der Tat, russische Truppen aus dem Kalinigrad können binnen 6 Stunden in Warschau sein, und nur dann, wenn sie sich etwas unterwegs verlfahren. Was würde dann NATO dazu sagen? Es gab schon einen Vorfall: 1939. Theoretisch gab es Abkommen usw. aber haben die westlichen Allierten tatsächlich etwas gemacht? Nein, bloß zugeschaut. All diese Länder die die Wahrheit von Russland sehr gut kennen und diesen Schatten so deutlich spüren, fragen sich jetzt: wenn NATO der Ukraine nicht hilft, wieso soll sie uns helfen? Abkommen ist nur ein Papier - schauen Sie Garantien für die Ukraine. Einzig gültiger Argument mit Russland war und ist immer nur pure Macht. Waffen. Insbesondere von dem verrückten KGBisten kann man nicht erwarten, dass er Verträge auf dem Papier respektiert. KGB. Dort waren keine Engel angestellt. Wie viel Leute hat der KGBist aus Kremlin umgelegt mit eigenen Händen? Denkt er immer noch wie eine einigermaßen "normale" Person oder ist schon völlig von den Träumen über Großrussland bessesen?

  • Es ist logischerweise das passiert , was Putin nicht wollte.
    Staaten wie Finnland und Schweden haben ihre Lage nochmals überdacht und sind näher an die Nato gerückt. Dieses erhöhte Sicherheitsbedürfnis ist auch in den baltischen Staaten, Polen und Moldawien zu erkennen. Man versucht sich eben gegen die Agression abzusichern.

    Schönen Abend noch

  • "Wunderbare Freiheit erwartet die Bürger in der Ost Ukraine."

    Na die Freiheit die eigene Sprache sprechen zu dürfen, ist leider in der National befreiten Ukraine von Yaz und seinen US-Proteges für Russen nicht mehr selbstverständlich. Wozu der US-Kapitalismus führt, den Yaz im Auftrag seiner Herren gerade einführt, hat man ja in Russland unter Jelzin gesehen. Tolle Demokratie! Und im übrigen: Was nützen ihnen 95% "freie" Sender, die in freiwilliger Gleichschaltung oder brainwashed durch intransparente atlantische Seilschaften mit ihrer quasi-religiöser Weltherrschaftsideologie alle den gleichen Ressentiment-Müll zu senden?

    Nee nee, so einfach ist die Lage nicht, wie sie sie gerne hätten. Der US-Kapitalismus mit seinem Falschgelddollar und Finanzgiftmüll ist am Ende und versucht in einer Art Panikblüte vor dem Abnippeln seinen giftigen Samen möglichst weit in der Welt zu verstreuen und von den 50 Millionen Essenmarkenempfängern, die er in Gods own Country (manche sagen auch einfach Mordor) produziert, abzulenken oder seine Probleme zu exportieren.

  • Sehr geehrte Herr Thomas Podgacki, das ist interessant das Ihre vernünftige Einschätzung der Lage (Sie sind hier selbstverständlich nicht der einzige echte Leser und kein Troll), so schnell von einem komischen Schrei von Fr. Merker bedeckt wurde. Lautet die Anweisung aus Moskau vielleicht "immer darauf achten dass eure Meinung zuerst erscheint"? Ich schlage vor, die Trolls einfach zu ignorieren. Man kann mit denen sowieso nicht diskutieren. Also, erstmals, sachlich bleiben... @Herr Ulrich Kottke - was würden Sie denken wenn plötzlich ihr Nachbarstaat, egal wie groß und mächtig, bestimmen möchte wie Deutschland geregelt werden soll. Also bspw. als Frankreich plötzlich mehr Autonomie für Saarland und Elsatz fordern würde. Knallhart, mit Panzer und Kalashnikovs, und würde behaupten, Deutschland ist daran schuldig. Achso, vorher noch sollte sich Frankreich ein Teilchen von Deutschland schnappen, etwa Münsterland vielleicht? Ich möchte sehen wie Sie dann mit französischen Agressoren sprechen möchten. Oder anders um: Die Parallelle mit Finnland 1941 ist sehr nah. Nur die Ukrainer haben keine solche günstige geographische Lage (leider), zu wenig Berge. Die einzig interessante momentan Frage ist ob sie auch so günstig für sich das Ergebnis gestalten kann wie Finnland damals (naja, verhältnismäßig günstig. Die Finnen sehen es bis heute sehr anders) und ob wir - der Westen, die Leute die in Freiheit und Sicherheit von dem Ivan leben können - dabei helfen oder auch nicht. Sehr gute Frage... Hat jemand vielleicht eine Meinung dazu, in welche Richtung sich die Waage richtet? Werden wir die Waffen endlich der Ukraine liefern oder bloß zuschauen?

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Bereits am Sonntag, Begin der Waffenruhe, konnte man im HB Online lesen:
    Die Russ. Separatisten werden die Waffenruhe nicht einhalten. Putins ähnlich lautende Meldung folgte anschließend.
    Somit steht für mich fest, daß die russ. Seite keinen Waffenstillstand und Frieden will. Verlogener Weise äußerte sich Putin: Dieser Konflikt ist millitärisch nicht beizulegen. So Reden und die Panzer losschicken. Das Minsker Abkommen hätte ein Anfang zum Frieden sein können. Jetzt trägt er für die Toten und Verwundeten allein die Verantwortung, auf beiden Seiten.
    Da er sein Kriegsziel noch nicht erreicht hat wird noch mehr Blut fließen.
    Dieses Blut klebt an Putins Händen und es kommt noch mehr dazu.

    Was wird weiter geschehen?
    Die Ammis werden nachziehen und auch Waffen liefern. Dann ist eine friedliche Lösung in weite Ferne gerückt. Dank an Putin für den Angriffsbefehl.

    Schönen Abend noch

  • Sehr geehrter Herr Kottke,

    Sie fragen: "Warum schließen Kiew, USA und EU eine neutrale, föderative Ukraine so vehement aus? "

    Nun kann ich den Menschen genauso wenig hinter die Stirn gucken wie Sie. Aber Vermutungen kann ich anstellen. Ich will dann den Lesern das Urteil darüber überlassen, ob sie diese Vermutung als plausibel betrachten.

    Nach meiner Einschätzung ist die aktuelle Ukraine-Krise nichts anderes als eine weitere Runde des berühmten "Great Game". In diesem Great Game ging es im 19. Jahrhundert um einen vom Ende der Napoleonischen Kriege bis an die Schwelle des 1. Weltkriegs dauernde Auseinandersetzung zwischen dem Britischen Imperium und Rußland um die Vorherrschaft in Asien. Der Krim-Krieg fällt ungefähr in die Mitte dieses Zeitraums.

    Heute hat das US-Imperium in der Weltpolitik das Britische Imperium abgelöst und ist in seine Fußstapfen getreten. Aber immer noch geht es um die Vorherrschaft in Asien.

    Die USA und ihre europäischen Satrapen haben die neue Runde des Great Game vor einem Jahr begonnen, indem sie einen Putsch gegen die demokratische Regierung der Ukraine organisiert (Obama: "brokered") haben und eine ihnen genehme Regierung an die Macht geputscht haben. Die Russen, die auf der Krim und im Donbass wohnen, haben das Spiel durchschaut und sich erfolgreich gewehrt. Es sieht so aus, als ginge diese Runde des Great Game an Rußland.

    Gewiß wäre die von Ihnen vorgeschlagene Lösung einer Föderalisierung der Ukraine von Anfang an das Beste und Vernünftigste gewesen. Viele tausend Menschen wären nicht im Krieg getötet und verletzt worden, wenn man sich zu dieser Lösung der Vernunft durchgerungen hätte.

    Dann aber hätte das US-Imperium auf die Chance verzichtet, das Great Game zu gewinnen. Das jedoch wollte man nicht nach der Parole: "Für Sieg gibt es keinen Ersatz".

    Nur in ganz seltenen Sternstunden der Menschheit bestimmt die Vernunft die große Politik. Meist ist es nichts anderes als Nietzsches brutaler Wille zur Macht.

  • @Lord DraCool
    Mit welchen Truppen soll denn der Krieg weitergehen? Sollen das nun alles Freiwillige sein, mit Ihnen an der Spitze?

  • Warum gerät die ukrainische Armee samt Nationalgarde immer wieder in einen Kessel, aus dem es kein entrinnen gibt? Was für Führungskräfte sind da am Werk? Was haben die bloß für Militärberater und für Satellitenaufklärung? Keinen Geheimdienst und keine Spezialeinheiten, wie Fernaufklärer oder Fallschirmjäger im Bestand? Wo sind die Erdkampfflugzeuge hin? Alles das gab es noch vor 12 Monaten.
    Wie viele Niederlagen, wie in Debalzewe kann sich die Ukraine noch leisten? Ist die Truppe schon dermaßen demoralisiert, dass sie überhaupt nicht mehr einsetzbar ist? Dann war diese Niederlage sehr wichtig für den Frieden in der Ukraine. Wenn nur die Separatisten jetzt nicht überschnappen.

  • Ich war einige Stunden nicht da und sehe schon, die Diskussion ist jetzt voll auf einer emotionellen Ebene. Relativ sachlich sowie wahnsinig wie üblich bleibt vielleicht noch Fr. Andrea Merker, ein sicherer Fall eines russischen Trolls. Anders kann ich mir nicht erklären dieses Gerede von angloblabla CIA-blabla Nazi-blabla die so typisch fü russische Medien ist (und nur dort). Es sei den, Frau Merker, Sie sind russich und schlucken einfach runter alles was der verrcke KGBist Ihnen präsentiert. Übrigens, so wie Russen als eine Nation ticken, das ist fast ein Fall der Massenbessessenheit. Etwas Ähnliches ist den Deutschen ach zugestoßen, in den 1930ern. Aber zur Sache: So wie es aussieht, jegliche Abstimmungen aus Minsk II gehören jetzt endgültig der Gschichte. Keine große Überraschung, wieso soll der Ivan schon sich daran halten. Nächste russische Schritte? Wahrscheinlich ein (weiterer) Zermürbungskrieg. Nächste Schritte der (westlichen) allierten? Hier ist das Spektrum der Mölichkeiten so breit wie Wolga in Frühling: von lausigen dyplomatischen Bemühungen die nix bringen (wieso sollen sie schon?) über weitere Sanktionen (die auch unwahrscheinlich den Ivan zu irgendetwas zwingen) bis auf Waffenlieferungen. In allen Optionen, der Krieg geht weiter. Leider.

Alle Kommentare lesen
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%