Umfrage Haltung zur EU hängt vom gesellschaftlichen Status ab

Einen deutlich besseren Ruf als die anderen EU-Institutionen genieße nur der Europäische Gerichtshof.
Berlin Dreieinhalb Monate vor der Europawahl ist nur etwas mehr als ein Drittel der Deutschen davon überzeugt, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt. Dieser Auffassung seien 37 Prozent, während für 24 Prozent die Nachteile überwögen, sagte der Meinungsforscher Richard Hilmer am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Berlin. Die mit 39 Prozent größte Gruppe der Befragten sei der Auffassung, Vor- und Nachteile hielten sich die Waage. Die Haltung zur EU hänge vor allem vom gesellschaftlichen Status ab. Wer sich selbst zu den unteren sozialen Schichten rechne, sehe die EU-Mitgliedschaft eher als nachteilig an. In der Oberschicht schätze dagegen jeder Zweite die Vorzüge höher ein als die Nachteile.
Dennoch wünscht sich Hilmers zufolge eine große Mehrheit von 83 Prozent der Deutschen eine engere Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsländer. Das Konzept eines Kerneuropas finde bei 72 Prozent Zustimmung. Die EU-Institutionen genießen ein ähnlich geringes Vertrauen wie die Bundesregierung oder der Bundestag: Nur ein Drittel der Befragten gab an, großes oder sehr großes Vertrauen in die EU-Kommission oder das Europäische Parlament zu haben. „Die europäischen Institutionen reihen sich nahtlos ein in das grassierende Misstrauen gegenüber Institutionen im Allgemeinen“, sagte Hilmer. Einen deutlich besseren Ruf genieße nur der Europäische Gerichtshof, ähnlich wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.
Hilmer untersuchte auch, inwieweit der Anspruch der Bürger an die EU auf wichtigen Themenfeldern erfüllt wird. Die größten Lücken zwischen Wichtigkeit der Aufgaben aus Sicht der Befragten und ihrer Erfüllung zeigten sich bei Sicherheit und Gerechtigkeit. Demnach wünschten sich die Bundesbürger dringend mehr Engagement der EU etwa zur fairen Besteuerung von internationalen Unternehmen, bei der gleichen Bezahlung von Frauen und Männern, beim Schutz vor Kriminalität sowie bei der gemeinsamen Bekämpfung des Terrorismus.
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