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Umkämpfte IS-Hochburg Irakische Truppen entdecken Massengrab nahe Falludscha

Irakische Truppen haben bei ihrem Vorstoß auf die umkämpfte Stadt Falludscha ein Massengrab mit etwa 400 Leichen gefunden. Die meisten Toten seien Soldaten, die vom IS hingerichtet wurden, berichtet ein Militär.
05.06.2016 - 22:13 Uhr
Seit zwei Wochen ist die irakische Armee im Einsatz, um die Stadt Falludscha zweieinhalb Jahre nach ihrer Besetzung durch den IS zurückzuerobern. Quelle: AFP
Irakische Soldaten vor Falludscha

Seit zwei Wochen ist die irakische Armee im Einsatz, um die Stadt Falludscha zweieinhalb Jahre nach ihrer Besetzung durch den IS zurückzuerobern.

(Foto: AFP)

Bagdad In der Nähe der IS-Hochburg Falludscha haben irakische Sicherheitskräfte ein Massengrab mit schätzungsweise 400 Leichen entdeckt. Ein Polizeivertreter sagte am Sonntag nach dem Fund in der Stadt Saklawija, es handele sich offenbar um Opfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Regierung in Bagdad kündigte derweil an, möglichen Vergehen regierungstreuer Kämpfer gegen Zivilisten rund um Falludscha nachzugehen.

Wie ein hochrangiger Polizist der Provinz Anbar mitteilte, waren Angehörige der irakischen Polizei, Armee und dem Kampfbündnis Hasched al-Schaabi auf das Massengrab gestoßen, als sie in der Stadt Saklawija zehn Kilometer nordwestlich von Falludscha Minen räumten. Bei den etwa 400 Toten handele es sich vornehmlich um irakische Soldaten, es seien aber auch „ein paar Zivilisten“ dabei. Die meisten seien erschossen worden.

Zu den möglichen Verantwortlichen sagte der Polizist, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) habe „Ende 2014 und Anfang 2015 viele Mitglieder des Militärs ebenso wie Zivilisten in dieser Gegend hingerichtet“. Radscheh Barakat, Mitglied des Provinzrates von Anbar, sagte, in dem Massengrab seien auch die Leichen von Zivilisten gefunden worden, die der IS „wegen Spionage oder Missachtung der Regeln der Organisation“ exekutiert habe.

Die irakische Armee hatte vor zwei Wochen eine Offensive gestartet, um die Stadt Falludscha zweieinhalb Jahre nach ihrer Besetzung durch den IS zurückzuerobern. Zunächst brachte sie Gebiete rund um die Stadt unter ihre Kontrolle, darunter Saklawija am Samstag.

Bei der Offensive soll es Vergehen der regierungstreuen Truppen gegeben haben. Der irakische Regierungschef Haider al-Abadi habe daher die Schaffung eines Menschenrechtskomitees angeordnet, das „jegliche Verletzung der Vorgaben für den Schutz von Zivilisten“ untersuchen solle, wie Abadis Sprecher Saad al-Hadithi sagte. Für die Ahndung von Vergehen habe Abadi „strikte Befehle“ erteilt.

Wer gegen die Terrormiliz IS kämpft
DAS ANTI-IS-BÜNDNIS
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Im September 2014 gab US-Präsident Barack Obama die Gründung eines Bündnisses bekannt mit dem Ziel, den IS „endgültig zu zerstören“. Mehr als 60 Staaten und internationale Organisationen beteiligen sich am Kampf gegen die Terrormiliz sowohl in Syrien als auch im benachbarten Irak. Neben Ländern der Europäischen Union (EU) wie Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden gehören der Koalition auch Australien sowie mehrere arabische Länder an.

(Foto: dpa)
LUFTANGRIFFE
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Nur wenige Staaten fliegen neben den USA Luftangriffe gegen die Terrormiliz. Im Irak sind daran zum Beispiel Frankreich, Australien und Großbritannien beteiligt. In Syrien sind es neben Frankreich auch arabische Staaten wie Saudi-Arabien, Bahrain, Katar und Jordanien. Die Türkei, Syriens Nachbar im Norden, hatte 2015 nach langem Zögern die Nutzung seiner Luftwaffenbasis Incirlik für Luftschläge – auch der USA – gegen den IS erlaubt.

(Foto: dpa)
TRAINING UND WAFFEN
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Im Norden Syriens unterstützen US-Spezialkräfte zudem kurdische Kämpfer. Das US-Militär und seine Verbündeten bilden im Irak außerdem das irakische Militär sowie kurdische Peschmerga-Kämpfer aus. Auch rund 130 Bundeswehrsoldaten schulen im Nordirak Peschmerga-Einheiten. Darüberhinaus beliefert Deutschland die irakischen Kurden mit Waffen.

(Foto: AFP)
BUNDESWEHR
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Die Bundeswehr unterstützt den Kampf gegen den IS unter anderem mit „Tornado“-Aufklärungsjets. Die Maschinen bombardieren die IS-Stellungen aber nicht selbst. Teil des deutschen Beitrags sind auch ein Tankflugzeug und zeitweise eine Fregatte. Diese sicherte zusammen mit Kriegsschiffen aus Frankreich, Belgien und Großbritannien den französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ im Persischen Golf. Die „Augsburg“ war seit Dezember 2015 dafür rund vier Monate unterwegs. Vom einzigen Flugzeugträger der französischen Marine starteten Jagdbomber zu ihren Einsätzen.

(Foto: dpa)
RUSSLAND
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Moskau ist nicht Teil des von den USA gegründeten Bündnisses. Russische Truppen greifen seit September 2015 unabhängig davon Ziele in Syrien an. Allerdings nicht nur Stellungen des IS. Russische Attacken richten sich auch gegen Rebellen, die mit der Terrormiliz verfeindet sind. So starten die Jets vom russischen Luftwaffenstützpunkt Hamaimim nahe Latakia im Nordwesten Syriens. Zudem wurden Marschflugkörper von Kriegsschiffen im Mittelmeer abgefeuert.

(Foto: dpa)

Politiker wie Parlamentspräsident Salim al-Dschuburi hatten sich besorgt über Berichte geäußert, wonach die an der Falludscha-Offensive beteiligten Sicherheitskräfte ihre Macht missbrauchten. Es gebe Hinweise, dass „Polizisten und einige Freiwillige“ Verbrechen gegen Zivilisten begangen hätten. Auch der UN-Gesandte für den Irak, Jan Kubis, forderte die irakische Regierung auf, die Vorwürfe „sorgfältig zu untersuchen“.

Falludscha ist eine sunnitische Stadt. Dem Kampfbündnis Hasched al-Schaabi gehören zwar auch sunnitische Stammeskämpfer an, es wird aber von schiitischen Milizen dominiert, die vom Nachbarland Iran unterstützt werden. Offiziell unterstehen sie Regierungschef Abadi, einige ihrer mächtigsten Gruppen werden allerdings direkt aus Teheran befehligt. Diesen Gruppen wird vorgeworfen, die Spaltung der irakischen Bevölkerung voranzutreiben.

Abadis Sprecher ging auch auf die rund 50.000 Zivilisten ein, die immer noch in Falludscha eingeschlossen sein sollen. „Der Einsatz zur Befreiung von Falludscha könnte binnen Tagen abgeschlossen werden, aber bei uns kommt die Sicherheit der Zivilisten an erster Stelle“, sagte Hadithi.

Flucht über den Fluss
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