Inzwischen erholt sich der Erdölpreis wieder etwas – aber für das Land mit den größten Reserven der Welt hat der Absturz auf unter 30 Dollar je Barrel die Krise signifikant verschärft. Hatte Venezuela im Januar 2015 noch 850 Millionen Dollar eingenommen, waren es im Januar 2016 nur noch 77 Millionen. Dadurch können die teuren Sozialprogramme der Sozialisten kaum noch finanziert werden, ebenso wird es immer schwieriger, Güter aus dem Ausland einzuführen.
In der zweiten Jahreshälfte müssen die Regierung und der staatliche Ölkonzern PDVSA nach Angaben des „Economist“ weitere sechs Milliarden US-Dollar an internationalen Krediten zurückzahlen. Für Analysten ist es nur noch eine Frage der Zeit bis zur Pleite.
Unternehmen fehlen wegen der staatlichen Geldpolitik Devisen wie etwa Dollar, um Produkte aus dem Ausland bezahlen zu können. Der Bolívar ist wegen der weltweit höchsten Inflation quasi wertlos. Der größte Bierbrauer Polar konnte deshalb kein Gerstenmalz mehr einführen und musste die Produktion stoppen. Es wird auch praktisch nichts mehr exportiert, da Zahlungen aus dem Ausland über die Zentralbank laufen – und die dann Dollarzahlungen für die Unternehmen zu einem sehr schlechten Kurs in Bolívar umtauscht.
Durch den Mangel an Grundstoffen sinkt die Produktion rapide. Die Nummer auf dem Ausweis entscheidet, an welchen Tagen in staatlichen Läden Grundnahrungsmittel eingekauft werden dürfen. Oft sind diese aber nicht mehr vorhanden. In Krankenhäusern fehlen Medikamente, teils bis hin zum Sauerstoff für Beatmungsgeräte.
Bei der Parlamentswahl im Dezember siegte das Bündnis „Mesa de Unidad Democrática“ (MUD) - Präsident Nicolás Maduro stemmt sich aber vehement gegen eine Abkehr vom Sozialismus-Projekt. Er drohte dem Parlament sogar, den Strom abzustellen – die Opposition will Maduro rasch per Referendum absetzen lassen. Er antwortet mit Dekreten, die ihm und dem Militär mehr Macht geben.