Unterschätztes Osteuropa Polen überholt die USA als Deutschlands drittgrößtes Lieferland

Der Handel zwischen beiden Ländern steigt weiter gewaltig. Polen ist inzwischen der drittgrößte Lieferant Deutschlands – hinter China und Holland.
Berlin Und es läuft und läuft und läuft: Nicht nur VW liefert immer mehr Fahrzeuge aus Breslau nach Deutschland. Insgesamt ziehen die Importe aus Polen so stark an, dass inzwischen sogar die USA in den Schatten gestellt werden. Der größte EU-Staat im Osten wurde im ersten Quartal der drittgrößte Lieferant Deutschlands.
Die deutschen Einfuhren erhöhten sich in den ersten drei Monaten um weitere 14,7 Prozent auf nunmehr 16,6 Milliarden Euro. Und auch die deutschen Exporte nach Polen wuchsen um weitere 9,4 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Dabei hatte sich der Corona-Einbruch gegen Ende vorigen Jahres bereits weitgehend ausgewetzt.
„Das östliche Europa ist als Konjunkturlokomotive für die deutsche Wirtschaft zurück in der Spur“, bilanziert Oliver Hermes, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Im ersten Quartal legte der Handel mit den 29 Staaten, die der OA betreut, deutlich überdurchschnittlich zu: um 6,7 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2020, während der deutsche Außenhandel insgesamt um 2,4 Prozent wuchs.
Dabei wird Osteuropa vollkommen unterschätzt: Allein die vier Visegrad-Staaten (Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn) sind beim Außenhandel zusammen bedeutsamer für die deutsche Wirtschaft als China oder die USA. Insgesamt macht der Osthandel – mit knapp 212 Milliarden Euro im ersten Quartal – fast ein Fünftel von Deutschlands weltweiten Aus- und Einfuhren aus.
Deshalb zahle sich „die enge Verflechtung der deutschen Wirtschaft mit der Region jetzt einmal mehr aus“, meint Hermes, der auch CEO des Dortmunder Pumpenherstellers Wilo ist. Er gehe nach dem Rückgang der Zahlen von Corona-Infektionen in der Region für den weiteren Jahresverlauf von einer „dynamischen Wirtschaftsentwicklung“ aus.
Die Bedeutung Russlands wird völlig überschätzt
Zur verzerrten Wahrnehmung beim Außenhandel gehört auch, dass die Bedeutung Russlands für die deutsche Wirtschaft völlig überschätzt wird: Der größte Flächenstaat der Welt ist nur noch der viertgrößte deutsche Handelspartner in Osteuropa. Und die deutschen Exporte dorthin sanken im ersten Quartal erneut, wenn auch mit minus 0,9 Prozent auf knapp 6,1 Milliarden Euro moderat.
Russland bekommt politisch von der Bundesregierung und der EU deutlich mehr politische Aufmerksamkeit als die anderen osteuropäischen Staaten.
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Die Situation der Importe aus den Visegrad-Staaten entsteht nicht durch besondere Leistungsfähigkeiten der dortigen Staaten, sondern durch erhebliche Investitionen von u.a. deutschen Konzernen vor Ort, die durch bessere bzw. einfachere Rahmenbedingungen geschuldet sind; dies sind z.B. niedrigere Löhne, gut ausgebildetes Arbeitskräfteangebot zu besseren Rahmenbedingungen, niedrigere Umweltstandards, schnellere Baugenehmigungen und vieles andere, natürlich auch durch Subventionen der EU, die Deutschland dann wieder zum großen Anteil bezahlt. Da nimmt dann auch gerne Dinge wie andere Rechtsstaatlichkeit und gleichgeschaltete Presseorgane in kauf.
Deutschland "verschenkte" 2019 über 14,3 Milliarden Euro (netto) an die EU.
Die EU "schenkte" Polen 2019 netto 12 Milliarden Euro.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung