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US-Newsletter „Zukunftslabor USA“ New York erwacht aus dem Koma – nur die Unternehmen sind noch zaghaft

Der Newsletter „Zukunftslabor USA“ greift Trends, Tabubrüche, Ideen und Experimente aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf. Er zeigt, was diese für Deutschland und Europa bedeuten.
21.04.2021 - 12:37 Uhr Kommentieren
Seit einer Woche dürfen sich in New York alle Menschen über 16 Jahren impfen lassen. Quelle: AFP
Mobiler Impfwagen in New York

Seit einer Woche dürfen sich in New York alle Menschen über 16 Jahren impfen lassen.

(Foto: AFP)

New York Zukunftslabor USA heißt unserer Newsletter und heute möchte ich Sie mitnehmen in das Zukunftslabor New York. Eine Stadt, die dank einer erfolgreichen Impfkampagne wieder zum Leben erwacht und vielleicht einen Ausblick geben kann, was auch in deutschen Städten nach dem Lockdown wieder möglich ist.

Als ich vor zwei Wochen zum Impfen (ja, ich durfte schon) nach langer Zeit mal wieder an der Upper East Side in Manhattan war, bot sich ein erfreuliches Bild: Viele, vor allem ältere Menschen, saßen in den neu entstandenen Straßencafés und genossen sichtlich ihren Impfstatus ebenso wie ihr Mittagessen.

Die Geschäfte waren geöffnet und bis auf die Masken bei den Passanten und Verkäufern sah es fast schon wieder so aus wie vor der Pandemie. Und das in diesem wohlhabenden Viertel, aus dem die Einwohner vor einem Jahr noch mit vollbepackten SUVs in ihre Wochenend-Domizile geflohen sind.

Impfen ist der neue Small-Talk-in-Town. Warst Du schon? Wo – Massenimpfzentrum im Armee-Hafen, High School oder Apotheke? Pfizer oder Moderna? Erster oder zweiter Shot? Was planst Du als erstes – Reisen, Essen gehen oder endlich mal wieder eine Massage?

In New York dürfen sich seit einer Woche alle über 16 impfen lassen. Wer 50 oder älter ist braucht nicht einmal mehr einen Termin. Dank der erfolgreichen Impfkampagne erwacht die Stadt, die einst nie schlief, endlich aus ihrem Pandemie-Koma. Während noch vor einem Jahr um uns herum nur das ständige Heulen der Krankenwagen-Sirenen zu hören war und ein Nachbar nach dem anderen an Covid erkrankte, gibt es jetzt Hoffnung.

In New York können sich alle über 16 Jahren impfen lassen.
Impfstoffverteilung in New York

In New York können sich alle über 16 Jahren impfen lassen.

Die Hälfte der New Yorker hat mindestens eine Impfung hinter sich. Ein Drittel ist bereits komplett geimpft. In einzelnen Stadtteilen – auch an der Upper East Side in Manhattan – haben bereits mehr als 60 Prozent der Bewohner das Vakzin erhalten. Damit gehen auch die Ansteckungszahlen in den letzten Tagen drastisch zurück.

Auch die hier sonst eher vorsichtige lokale Regierung lockert die Regeln: Restaurants dürfen nun auch in den Innenräumen 50 Prozent ihrer Tische bedienen. Kinos dürfen ein Viertel der Sitze besetzen. Die Broadway-Theater bereiten sich auf eine Wiedereröffnung im September vor. Und sogar der historische Vergnügungspark in Coney Island darf wieder seine Achterbahnen und Karussells unter freiem Himmel anschmeißen.

Banken holen Mitarbeiter zurück ins Büro

Der berühmte Madison Square Park will seine überdachten NBA-Basketball-Spiele bald geimpften Zuschauern öffnen. Dafür arbeitet die Stadt mit dem Impfpass von IBM „Excelsior Pass“ zusammen. Die Schulen könnten schon bald von derzeit halbem auf kompletten Präsenz-Unterricht umstellen.

Die privaten Unternehmen dagegen sind etwas zaghafter. Während die Stadt New York mit mutigem Beispiel vorangeht und ihre Mitarbeiter bereits Anfang Mai wieder in ihre Büros zurückholt, peilen die meisten Unternehmen für die Rückkehr ihrer Angestellten bisher den September an. Vor allem Banken wie Goldman Sachs oder Vermögensverwalter wie Blackrock können es kaum abwarten. Sie vermissen die Energie, die von der Arbeit im Team vor Ort ausgeht.

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Ob New York zu seiner alten Vitalität zurückfinden wird, nachdem viele reiche Steuerzahler der Stadt den Rücken gekehrt haben, darüber gehen die Meinungen von Städteplanern, Investoren und Politikern auseinander. Die geplante Reichensteuer für Einkommen von mehr als einer Million sorgt für viel Zündstoff im Bürgermeister-Wahlkampf. New York steht wie so viele Metropolen vor der Herausforderung, sich nach der Pandemie neu zu erfinden.

Aber erste Anzeichen der Zuversicht gibt es: In Manhattan haben im März so viele Menschen Immobilien gekauft wie seit 14 Jahren nicht mehr. Das lag auch daran, dass die Verkäufer Preisnachlässe zwischen 20 und 30 Prozent gegeben haben.

Im März 2021 sind in Manhattan deutlich mehr Immobilien verkauft worden.
Leerstand in New York

Im März 2021 sind in Manhattan deutlich mehr Immobilien verkauft worden.

Auch die großen Tech-Unternehmen haben offensichtlich keinen Zweifel an der Zukunft der Stadt: Sie siedeln sich bereits seit ein paar Jahren verstärkt in New York an und haben sich während der Pandemie massiv Büro-Schnäppchen gesichert. Facebook hat im Sommer einen Leasingvertrag über sämtliche Büros (68.000 Quadratmeter) in dem riesigen ehemaligen Postgebäude am Bahnhof Penn Station in Midtown abgeschlossen.

Amazon hat im August das einstige Lord&Taylor-Flagship-Gebäude und damit knapp 60.000 Quadratmeter von WeWork gekauft. Und Google kündigte diesen März an, dass es in diesem Jahr weitere 250 Millionen Dollar in Büro-Immobilien in New York investieren will, wo der kalifornische Konzern vor allem im Westen Manhattans rund um den Chelsea Market seinen Campus ausweitet.

Bei so viel Optimismus der auf die Zukunft ausgerichteten Tech-Industrie muss ich an ein Gespräch mit dem renommierten Stadtplaner Mitchell Moss von der NYU denken. Der argumentiert, dass New York es in 400 Jahren immer wieder geschafft hat, sich neu zu erfinden: nach der Cholera-Epidemie im 19. Jahrhundert, nach der Spanischen Grippe, nach dem 11. September und nach der Finanzkrise.

„New York hat eine außergewöhnliche Fähigkeit, auf Katastrophen zu reagieren. Das wird sich auch diesmal zeigen“, sagte er mir. Wenn die langweiligen Menschen um die 40 in ihre Vororte oder nach Florida ziehen wollten, sollten sie das ruhig tun. „Es wird immer junge Menschen geben, die in ihre Wohnungen nachziehen.“

Wahrscheinlich wird er recht behalten.

Amerikanische Verhältnisse

Fußball – also Soccer – ist bekanntlich in den USA wenig verbreitet und wird meist von Mädchen und Frauen gespielt. Trotzdem sind jüngst zwei amerikanische Institutionen in den Hagel der Kritik rund um die neu geplante europäische Super League geraten: Die größte US-Bank JP Morgan und der NBA-Star LeBron James.

JP Morgan wollte die neue Super League mit vier Milliarden Dollar finanzieren. Laut „New York Times“ hat die Bank den Milliarden-Deal zwar von seinem internen „Reputations-Ausschuss“ prüfen lassen. Aber dort hat wohl keiner mit den emotionalen Reaktionen der europäischen Fußball-Fans gerechnet. Jetzt scheint das Projekt bereits vor dem Aus zu stehen.

Der Basketball-Star der Los Angeles Lakers LeBron James dagegen ist eher indirekt in die neue Super League hineingezogen worden. Er besitzt bereits mehr als zwei Prozent der Anteile am FC Liverpool, der zu den Gründungsmitgliedern der Super League gehören sollte. Er soll zwar nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen sein. Aber das wird ihn kaum vor der Kritik schützen.

Kurz & Bündig

Beta-Ebene

Die Folgen der Pandemie in New York sehen einige Start-ups als Chance: Der deutsche Foodpanda-Gründer Ralf Wenzel etwa hat es auf die kleinen Lagerhallen in New York abgesehen, die noch nie so günstig zu haben waren wie jetzt. Mit seinem neuen Start-up Jokr will er in Kürze in New York starten. Ähnlich wie der deutsche Lieferdienst Gorillas setzt Wenzel auf Lieferzeiten von weniger als 15 Minuten. Eine Art Amazon auf Steroiden.

Das soll funktionieren, weil Jokr seine Boten nicht in bestehende Supermärkte schickt, sondern eigene „hyperlokale“ Lagerhäuser betreibt und die Ware oft direkt von den Herstellern bezieht. „Wir verzichten auf die Mittelmänner und können daher Supermarktpreise anbieten“, sagte Wenzel im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Künstliche Intelligenz soll dabei helfen, den richtigen Bedarf zur richtigen Zeit zu ermitteln, um die Lieferwege möglichst kurz zu halten. Außerdem sollen die Lieferanten fest angestellt sein. Ein ambitioniertes Projekt. Aber New Yorker sind für ihre Ungeduld bekannt. Und ich verspreche, dass ich den Dienst testen werde, sobald er hier startet.

Mehr: Jury spricht Ex-Polizisten wegen Mordes an George Floyd schuldig

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