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Waffengesetze

Australien gilt als Paradebeispiel dafür, wie eine Nation sich entwaffnen kann, ohne entrechtet zu werden.

US-Waffendebatte Von Australiens Waffengesetzen kann Donald Trump lernen

Heute empfängt US-Präsident Trump seinen australischen Kollegen in Washington. Von ihm könnte er sich wertvolle Tipps für ein Waffengesetz bekommen.
23.02.2018 - 15:12 Uhr 7 Kommentare

Canberra Nach dem Schulmassaker von Parkland ist die Debatte über Waffengesetze neu entbrannt. Wenn US-Präsident Donald Trump an diesem Freitag auf seinen australischen Kollegen Malcolm Turnbull trifft, sollte er gut zuhören. Denn in Australien gilt als Paradebeispiel dafür, wie eine Nation sich entwaffnen kann, ohne entrechtet zu werden.

Denn nach einem Massaker mit 35 Toten hat die australische Regierung ihr Waffengesetz radikal verändert. Und ist heute sicherer als je zuvor.

Wenn es einen Moment in der jüngeren Geschichte Australiens gibt, einen Moment, der das Land fundamental verändert hat – politisch, juristisch, gesellschaftlich – dann war es diese Stunde absoluten Terrors. Es war ein Sonntagnachmittag im April 1996: Martin Bryant, ein 28-Jähriger mit blonder Mähne, betritt das Café der Touristenanlage Port Arthur im Süden der australischen Insel.

Mit einem halbautomatischen Gewehr der Marke Colt erschießt er in 15 Sekunden 12 Menschen. Zehn weitere werden zum Teil schwer verletzt. Außerhalb des Cafés fliehen die Menschen.

Doch auch mit ihnen hat Bryant keine Gnade. Eine Mutter fleht um das Leben ihren beiden kleinen Mädchen. Bryant grinst nur und drückt ab. Schuss um Schuss, Magazin um Magazin. 35 Menschen sterben an diesem Tag, viele werden verletzt. Der Name Port Arthur ist zum Begriff des größten Massakers im modernen Australien geworden.

Nur Monate später, und eine Tat in diesem Ausmaß wäre kaum mehr möglich gewesen. In Rekordzeit hat das Land Gesetze eingeführt, die nicht nur den Import von Schnellfeuerwaffen verboten haben, sondern auch deren Besitz.

Canberra begann, Halbautomaten zurückzukaufen. Der Protest gegen die Maßnahmen war laut und kam, ähnlich wie in den USA, aus den üblichen Ecken: Ultrarechte Nationalistengruppen, Schützenvereine, Jäger. Es hagelte Warnungen vor einer vermeintlichen Entwaffnung redlicher Bürger durch den Staat. Premierminister John Howard musste eine kugelsichere Weste tragen. So bedroht fühlten sich er und Mitglieder seiner Regierung.

Absurde Ängste verbreiteten sich in den Medien. Bei einer lange befürchteten Invasion des Kontinents durch „Chinesen“ und „Muslime“ könne man Frau und Kühe nicht mehr verteidigen, hieß es. „Seit ich ein Teenager bin, schlafe ich mit meinem geladenen halbautomatischen Gewehr neben dem Bett“, gab ein Baggerfahrer und Hobbybauer Peter zu Protokoll. Er wolle bereit sein, wenn „die Horden aus dem völlig überfüllten Indonesien“ kämen. Die würden schließlich nur darauf warten, „diesen, unseren fast leeren Kontinent, zu besiedeln“.

Doch die Australier, die so gerne den Mythos zelebrieren, ein rebellisches, antiautoritäres Volk von Pionieren im Stile von „Crocodile Dundee“ zu sein, sie taten, was sie eigentlich immer tun: Sie folgten dem, was ihnen die Politiker vorschreiben. In diesem Fall zu Recht. Das Programm wurde zum vollen Erfolg. Tonnen von Waffen wurden auf Polizeidienststellen im ganzen Land abgegeben, die Besitzer vom Steuerzahler entgeltet. Die Gewehre landeten im Schmelzofen. Zehntausende.

Seither ist das Land eines der sichersten der Welt, was den Gebrauch von Feuerwaffen angeht. Wer ein Gewehr kaufen will - Einzelschuss nur, mit kleinem Magazin -, muss zwingende Gründe haben.

Betätigung in der Landwirtschaft gilt als einer, Mitgliedschaft in einem Schützenklub als weiterer. Angst vor einer Invasion gilt nicht. Wer eine Waffe besitzen darf, nach Absolvierung eines Tests und einer wochenlangen Wartezeit, muss sich an strikte Vorschriften halten, was Transport, Aufbewahrung und Sicherheit angeht. Es ist sogar vorgeschrieben, wie der Waffenschrank montiert sein muss. Die Polizei führt Stichkontrollen durch. Die Lizenz wird alle paar Jahre überprüft.

Seit 22 Jahren hat es nun in Australien keine Massenschiesserei mehr gegeben. Die Zahl der Gewaltverbrechen mit einer Feuerwaffe ist auf ein Minimum geschrumpft. 2014 fiel die Mordrate auf unter eine Person pro 100.000 Einwohnern – ein Fünftel im Vergleich zu den USA.

Bei gerade mal 32 (1990 waren es noch 307) der insgesamt 238 Tötungsdelikte waren Feuerwaffen involviert, in einer Nation von 24 Millionen Menschen. In der amerikanischen Stadt Chicago mit etwa 2,7 Millionen Einwohnern wurden im letzten Jahr mehr als 500 Menschen erschossen.

Auch die Selbstmordrate unter Verwendung einer Feuerwaffe ist in Australien nach Port Arthur um 80 Prozent zurückgegangen. Heute bescheinigen selbst damalige Kritiker, das Land sei sicherer. Schützen haben sich längst an die verschärften Bedingungen gewöhnt. Und die Chinesen und Muslime haben Australien trotz der „Entwaffnung“ nicht überfallen. Das hält aber Leute wie Peter nicht davon ab, weiter mit dem Gewehr neben dem Bett zu schlafen. Allerdings ist es heute eine Schrotflinte. Mit zwei Patronen.

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7 Kommentare zu "US-Waffendebatte: Von Australiens Waffengesetzen kann Donald Trump lernen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wenn man die dummen Kommentare hier so liest .....

    In den USA werden Waffen, die in KEINSTER WEISE zur Selbstverteidigung taugen, so offen verkauft wie hierzulande Spielzeugpistolen.
    Wer geht mit einer halb- oder vollautomatischen Waffe aus dem Haus, um sich zu verteidigen?
    Es müssen hier Unterschiede gemacht werden: Massacker-Waffen sollten nicht mit übrigen Waffen, wie etwa Pistolen, gleichgesetzt und wie diese verkauft werden dürfen.

  • Oh ja, das wunderbar sichere Australien!

    Nur konnte die drastische Verschärfung des australischen Waffenrechts, die auch vorher schon in Australien seltenen Massshootings nicht verhindern - Monash University shooting, 2002. Eine kurze Recherche z.B. Wikipedia reicht schon, um den Mythos der australischen Waffenrechtsverschärfung zu zerstören.

    Auch die Mordrate von < 1 pro 100.000 Einwohner ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Die waffenstarrende Schweiz liegt bei 0,6 und nochmals deutlich weniger Massshootings ( nur 4 Stück lt. Wikipedia). Selbst der Balkanstaat Slowenien oder Algerien kommen auf Tötungsraten von nur 0,7.

    Wenn ein Waffenrecht Vorbild sein kann, dann vielleicht das der Schweizer (vor EU-bedingten Verschärfungen w/Schengenbeitritt)

    BTW, Vermont, der US-Bundesstaat mit dem freiheitlichsten Waffenrecht in den USA hatte 2010 nur 0,03 "gun murder" per 100.000 ( http://www.vermont.gov/portal/search.php?q=rate%20of%20murder )

    Schärfere Waffengesetze sind keine Lösung, wenn man sich auch mal die Mühe macht, selbst nach Zahlen und Fakten zu suchen. Sie sind noch nicht einmal Placebos. Denn Placebos wirken.

  • The only thing that can stop a bad guy with a gun is a good guy with a gun

    Wer glaubt, dass sich Verbrecher und Terroristen an (deutsche) Waffengesetze halten, glaubt auch an den Weihnachtsmann.......

    Die restriktiven Waffengesetze dienen vor allem dazu, den rechtstreuen Bürger schutzlos zu halten. Der aktuelle Vorfall in den USA wird nun wie üblich von interessierter Seite genutzt, um unbescholtene Bürger zu kriminalisieren.
    Die Forderungen kommen vor allem von Leuten, die sich nicht ohne gepanzerten Dienstwagen und zigfachen Leibwächterschutz "unters Volk" trauen.....

  • Dafür haben die Australier die Freiheit aufgegeben. Und die Möglichkeit, sich gegen innere und äußere Feinde zur Wehr zu setzen. Die schärfsten Waffengesetze haben immer die unfreisten Staaten wie China, Nordkorea, die DDR, Nazi-Deutschland. Das bundesdeutsche Waffenrecht ist sogar eine verschärfte Fortschreibung des Nazi-Waffenrechts das einzig und alleine dazu diente, die späteren Opfer wie Juden, Kommunisten, Sozialisten,... wehrlos zu machen um sie besser unterdrücken/ vernichten zu können. Wohingegen freie Staaten wie die Schweiz ihren Bürgern selbstverständlich das Recht, eine Waffe zu Besitzen, zubilligen.

    Der 2. Verfassungszusatz der USA hat als Nebeneffekt, dass sich der Bürger gegen Verbrecher verteidigen kann. Die Hauptaufgabe des 2. Verfassungszusatzes ist es aber sicher zu stellen, dass sich das Volk jederzeit gegen innere und äußere Feinde zur Wehr setzen kann. dazu gehört nach dem US-amerikanischen Selbstverständnis immer auch der Schutz vor einer übergriffigen Zentralregierung.

  • Schusswaffenbesitz ist eines der wichtigsten Menschen- und Bürgerrechte überhaupt. In Australien sank die Kriminalität schon bevor die Menschen entrechtet und enteignet wurden. Und der Autor dieses Artikels und sämtliche anderen Waffengegner glauben wohl auch, dass man nicht an Drogen rankommt, weil sie verboten sind. Ich habe ein halbautomatisches Gewehr des Typs AR 15 zuhause, legal und ohne, dass irgendjemand dadurch in seinen eigenen Rechten benachteiligt wird. Jeder Deutsche sollte mindestens ein halbautomatisches Gewehr haben.

  • So lange die Amerikaner das RECHT auf Waffenbesitz in ihrer Verfassung haben, wird sich dort nichts ändern. Und das ist gut so. Nur diktatorische Regime entwaffnen ihre Bürger. Siehe Nazideutschland, siehe "DDR", siehe China, siehe Nordkorea.....

  • Solange Lobbies durch Wahlkamffinanzierung Politik kaufen dürfen, wir politische Vernunft immer Nebensache bleiben.

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