VDMA-Experte Klaus Friedrich „Wir setzen darauf, dass die Banken uns wieder aktiv begleiten“

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) setzt auf den Iran. In den Jahren des Embargos sanken die Einnahmen.
Zu den Top-15-Exportzielen deutscher Maschinenbauer zählte lange Iran. In den Jahren des Embargos haben sich die Ausfuhren auf 630 Millionen Euro mehr als halbiert. Ändern wird sich das nur, wenn die Banken ihre Geschäftspolitik ändern, sagt VDMA-Außenwirtschaftsexperte Klaus Friedrich.
Herr Friedrich, wie wichtig ist die Einigung mit Iran für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer?
Kurzfristig, bis zum Jahresende, ist die Bedeutung gering. Aber mittelfristig kann Iran wieder ein Milliardenmarkt für Maschinen und Anlagen werden, mit Exporten von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Es wäre für unsere Unternehmen wichtig, dass sich der Zahlungsverkehr rasch wieder normalisiert. Wir hatten früher einen Marktanteil von 25 Prozent, das werden wir künftig nicht mehr erreichen.
Wieso drängt die Zeit?
Die Erwartungshaltung der Iraner ist nach dem Abkommen hoch. Schon bald werden gerade die Privatunternehmen verstärkt wieder bestellen, ganz legale Außenhandelsgeschäfte. Wenn wir dann nicht in der Lage sind, diese kurzfristige, von den Sanktionen nicht betroffene Nachfrage zu bedienen, enttäuscht das nicht nur die Iraner. Es schädigt auch deutsche Interessen.
Wie läuft der Zahlungsverkehr denn im Moment ab?
Direktüberweisungen funktionieren nicht, die Zahlungen laufen über Drittstaaten. Die Iraner müssen also Geld ins Ausland transferieren. Wenn sie die nötigen Devisen nicht von der Regierung erhalten, müssen sie sie über iranische Zwischenhändler beschaffen. Von dort aus überweisen sie dann nach Deutschland. Allerdings braucht es dazu auch eine Bank in Deutschland, die die Zahlungen entgegennimmt.
Und das ist ein Problem?
Oh ja. Viele Banken gehen beim Thema Iran seit Jahren über die legalen Sanktionen hinaus und wickeln nicht einmal erlaubte, bei der Bundesbank genehmigungsfähige Zahlungen ab.
Welche Banken sind noch aktiv?
Namen werde ich da gewiss nicht nennen. Aber man kann sagen, das meiste läuft auf regionaler Basis. Und es scheint, als bevorzugten Banken dabei Bestandskunden, Neukunden haben deutlich mehr Schwierigkeiten. Uns sind auch Fälle bekannt, wo innerhalb ein und derselben Bank die eine Filiale Zahlungen mit Iran-Bezug aus Drittstaaten akzeptiert – und die andere Filiale nicht. Vor ein paar Jahren haben die Firmen sich untereinander noch gesagt, welche Banken aktiv sind. Mittlerweile halten sie solche Informationen unter der Decke, damit ihre Quelle nicht versiegt.
Der Außenhandel wird nicht sofort wieder anspringen. Reichen die vorhandenen Bankverbindungen nicht vorerst noch aus?
Es sind nicht so viele Banken, wie wir bräuchten.
Viele europäische Banken haben Strafen aus den USA erhalten. Können Sie verstehen, dass die Institute zögern und womöglich US-Instituten den Vortritt lassen?
Wir können nicht beurteilen, nach welchen Maßstäben die Banken ihre Geschäftspolitik ausrichten. Wir setzen aber darauf, dass die europäischen Finanzinstitute uns von nun an im Iran-Geschäft wieder aktiv begleiten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.