Weißrussland Viele Festnahmen bei Protesten in Minsk – Frauen verstärkt im Visier der Polizei

Bei einer Demonstration gegen die Wiederwahl Lukaschenkos gab es abermals viele Festnahmen.
Minsk Mit massiver Gewalt sind maskierte Uniformierte in der weißrussischen Hauptstadt Minsk gegen friedlich demonstrierende Kritikerinnen des autoritären Staatschefs Alexander Lukaschenko vorgegangen. Bei den Protesten am Samstag, an denen sich Tausende Frauen beteiligten, gab es nach angaben des Menschenrechtsrechtszentrums „Wesna (Spring 96)“ mehr als 45 Festnahmen. Auch in anderen Städten gab es Demonstrationen. Videos zeigten, wie vermummte Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Minsk Frauen hart packten und in Gefangenentransporter zerrten.
Die Uniformierten gingen teilweise brutal vor. Das unabhängige Nachrichtenportal tut.by schrieb von einem massiven Vorgehen gegen weibliche Demonstranten. Die Rede war zunächst von mehr als 30 Festnahmen.
Bislang hielten sich die Sicherheitskräfte gegenüber Frauen weitgehend zurück und nahmen überwiegend Männer fest. Deshalb beteiligten sich viele weibliche Demonstranten an den Aktionen. Zuletzt gerieten aber auch sie ins Visier der Beamten. Die Polizei hatte zuvor eindringlich vor einer Teilnahme gewarnt.
Zu sehen war auch, wie Frauen einem Beamten eine Videokamera, mit der er die Proteste filmte, wegnahmen. Sie riefen „Uchadi“ – „Geh weg!“. Die Zahl der Teilnehmer war zunächst nicht klar. Die Opposition hatte Frauen für diesen Samstag zu der Demonstration aufgerufen, um nach eigenen Angaben Lukaschenko zu zeigen, dass die Proteste in Weißrussland an Zulauf gewinnen. Bereits an den Samstagen zuvor beteiligten sich Tausende Frauen an den Demonstrationen.
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In dem zwischen Russland und dem EU-Mitglied Polen gelegenen Land kommt es seit der Präsidentenwahl vor rund fünf Wochen täglich zu Protesten. Lukaschenko beansprucht den Wahlsieg mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für sich. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Gewinnerin. Die Wahl steht international wegen grober Fälschung in der Kritik.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte ihre Sorge über die Entwicklung in Weißrussland. „Dort wird der Einsatz für Demokratie buchstäblich mit Füßen getreten“, sagte sie in ihrer wöchentlichen Videobotschaft am Samstag „Unser Herz schlägt mit den friedlich Demonstrierenden. Es ist bewundernswert, mit welchem Mut und mit welcher Entschlossenheit sie für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße gehen.“
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