Weltwirtschaftsforum Revolution in der Medizintechnik: Der Roboter wird Arzt

Die Medizin-Technologien sind nicht mehr nur Prototypen, sondern etliche Ansätze werden bald im großen Stil in der Praxis eingesetzt.
Davos Das Weltwirtschaftsforum (WEF) will Wege in die Zukunft aufzeigen. Schon seit einiger Zeit wird in Davos über neue Technologien im Gesundheitssektor gesprochen. Dieses Mal sind sich fast alle Experten einig, dass große Veränderungen bevorstehen. Denn die Technologien sind nicht mehr nur Prototypen, sondern etliche Ansätze werden bald im großen Stil in der Praxis eingesetzt.
Leif Johansson, Aufsichtsratschef des Pharmakonzerns AstraZeneca, sagte: „Es geht nicht um das ob, sondern um das wie.“ Künstliche Intelligenz könne beim Erkennen von Krankheiten helfen und große Mengen an Gesundheitsdaten in kurzer Zeit auswerten. Das helfe, die Behandlung besser zu machen. Roboter könnten aufwändige Operationen durchführen.
Die Medizintechnik helfe, praktische Probleme zu lösen: „Es gibt nicht genug ausgebildete Mediziner in der Welt.“ Es sei ein wichtiges Ziel der Weltgemeinschaft, möglichst vielen Menschen eine möglichst optimale Versorgung zukommen zu lassen. „Ohne Roboter und Künstliche Intelligenz wird uns das nicht gelingen“, sagte Johansson.
Der Medizinbranche ist der Einsatz von Hochtechnologie nicht fremd. Aufwendige Maschinen sind schon heute weitreichend in die Arbeit von Ärzten auf der ganzen Welt eingebunden. Doch neue Technologien, allen voran Künstliche Intelligenz, soll die Einsatzmöglichkeiten im Medizinsektor auf eine neue Stufe heben.
Etwa die Erkennung von Brustkrebs beim Mammografie-Screening könne durch den Einsatz von Bilderkennung auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) deutlich verbessert werden. Das sei der Bereich im Gesundheitssektor, in dem bisher am stärksten KI eingesetzt werde, sagte Lisa Sanders von der Yale University.
Schon jetzt ist absehbar, dass der Einsatz neuer Technologien in den nächsten Jahren massiv ausgeweitet wird. Das Weltwirtschaftsforum hat daher eine Prognose für das Jahr 2030 entwickelt. Darin identifiziert die Organisation drei Kernbereiche, in denen KI die medizinische Versorgung stark beeinflussen wird.
Technik soll verhindern, dass Krankheiten chronisch werden
Erstens soll KI helfen, proaktiv den Einsatz medizinischer Versorgung zu steuern. Computer sollen helfen, individuelle Risikoprofile zu entwickeln. Dadurch sollen schwere Krankheiten schneller erkannt und Vorsorgeuntersuchungen zielgenauer durchgeführt werden.
Das soll auch helfen zu verhindern, dass Krankheiten chronisch werden. Nach einer Berechnung des Medizintechnikherstellers Philipps könnten chronische Krankheiten schon in diesem Jahr für rund 75 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich sein.
Zweitens soll die Digitalisierung helfen, den Aufbau und die Funktionsweise von Krankenhäusern zu verändern. Eine digitale Patientenakte sei nur der erste Schritt. Bis 2030 könnten Kliniken nach der Vorstellung des WEF zu digitalen Steuerungszentren rund um die Gesundheit von Patienten werden, die auf Grundlage umfassender Daten Lösungen individuell für Patienten zusammenstellen.
Drittens sollen neuen Technologien das Verhältnis zwischen Patienten und Ärzten verbessern. „Mediziner haben viel zu wenig Zeit für ihre Patienten“, klagte Jodi Halpern, die Bioethik an der University of California unterrichtet. KI könnte im besten Fall helfen, Ärzten bei der Diagnose von Krankheiten zu assistieren und zeitaufwendigen Papierkram vermeiden.
Das Berliner Startup Merantix kündigte am Donnerstag in Davos an, mit einem neuen, 25 Millionen Euro schweren Fonds verstärkt in KI-Unternehmen in Deutschland aufbauen zu wollen. KI in der Medizin spiele dabei eine große Rolle. „Wir sehen große Potenziale, die Versorgung von Patienten zu verbessern“, sagte Mitgründer Rasmus Rothe.
Lösungen zur besseren Diagnose von Brustkrebs eroberten bereits den Massenmarkt. Künftig könnte die Analyse von Gendaten helfen, Behandlungen noch genauer auf individuelle Patienten zuzuschneiden.
Jodi Halpern warnte jedoch: „Wir dürfen den Menschen nicht vergessen.“ KI-Systeme würden zwar immer besser darin, spezifische Probleme zu lösen. Die richtige Behandlung eines Patienten müsse jedoch ganzheitlich erfolgen.
Genau das könnten Menschen, es falle Robotern und KI-Systemen jedoch sehr schwer. Deshalb dürften die Erwartung an die neuen Technologien nicht zu hoch angesetzt werden, forderte sie.
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