Werner Kogler Der Grünen-Parteichef muss für Koalition mit ÖVP tiefe Gräben überwinden

Kogler ist bereits seit zwei Jahren Parteichef der Grünen in Österreich.
Wien Ausgerechnet in der Urania, dem Sitz der Wiener Sternwarte, traf sich Grünen-Chef Werner Kogler mit seinem erweiterten Bundesvorstand. Einstimmig entschied sich die Parteispitze für den Griff nach den Sternen. Die Öko-Partei will Gespräche mit der ÖVP über die Bildung einer Regierungskoalition beginnen. „Unsere Hand zur ÖVP ist ausgestreckt“, sagte Kogler nach der Sitzung in Wien am Sonntagabend. Ob die Koalitionsgespräche zum Erfolg führen, ließ er aber offen. „Wie es ausgeht, wissen wir nicht“, sagt der Grünen-Chef.
Er wolle einen Beitrag leisten, die „aufgerissenen Gräben zu überbrücken, versprach Kogler in Anspielung auf die Zerrissenheit Österreichs. Nach der Ibiza-Affäre will er das Image Österreichs in Europa verbessern. „Ein proeuropäische Orientierung der Republik ist uns wichtig“, sagte der 57-Jährige.
Kogler gilt als ein pragmatischer Ökonom mit Handschlagqualität. Innerhalb seiner Partei ist der Politiker die unbestrittene Nummer eins – aus gutem Grund. Der seit zwei Jahren amtierende Parteichef hat ein politisches Wunder vollbracht. Bei den Nationalratswahlen Ende September holte Kogler die Grünen mit 13,9 Prozent wieder ins Parlament – ein Plus von über zehn Prozent. Bei der Wahlparty im Theater Metropol ließ er sich dafür feiern wie ein Popstar – mit grüner Sonnenbrille im Gesicht.
Koglers größte politische Herausforderung kommt noch. Für ein Bündnis mit Kurz sind bei Themen wie Migration, Umwelt- und Klimaschutz, Sozial- sowie Medienpolitik sehr tiefe Gräben zur ÖVP zu überwinden. Genügend Erfahrung dürfte Kogler haben. Bereits seit den Achtzigerjahren engagiert sich der Umweltökonom für die Grünen und ist bestens verdrahtet – auch in die Wirtschaft. Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung und CEO des Telematikkonzerns Kapsch AG, schätzt den Dialog mit ihm. Selbst politische Gegner bescheinigen ihm Standfestigkeit und Geradlinigkeit. Doch Kogler kann auch stur sein: Um das Staatsbudget 2011 zu verzögern, hielt er eine Rede von über zwölf Stunden im Parlament – ein Rekord.
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Mehr: In Österreich kommt viel Unterstützung für eine Koalition mit den Grünen von den Unternehmen. Der alte und wohl neue Kanzler Kurz spricht aber auch mit den Liberalen.
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