Wiedervereinigung: Entscheidende Phase bei Zypern-Gesprächen begonnen
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WiedervereinigungEntscheidende Phase bei Zypern-Gesprächen begonnen
Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Nun wollen die Volksgruppenführer die Inselrepublik die Teilung überwinden. Ein Durchbruch scheint möglich.
Mont Pèlerin Mehr als 40 Jahre nach der Teilung der Mittelmeerinsel Zypern sind die Bemühungen um eine Wiedervereinigung in eine entscheidende Phase gegangen. Die Volksgruppenführer der griechischen und türkischen Zyprer, Nikos Anastasiades und Mustafa Akinci, kamen am Sonntag zu Gesprächen in der Schweiz zusammen. Unter UN-Schirmherrschaft wollten sie zwei Tage lang in Mont Pèlerin am Genfer See nach Wegen suchen, die Teilung Zyperns zu überwinden.
„Am Montag wird mit Entscheidungen gerechnet“, hieß es aus Kreisen der beiden Verhandlungsdelegationen, berichteten griechisch- und türkisch-zyprische Medien übereinstimmend am Sonntag. Angestrebt wird ein föderaler Staat mit zwei politisch gleichberechtigten Bundesländern. Bereits vor gut einer Woche wurde fünf Tage lang darüber verhandelt.
Anastasiades und Akinci wollen bestimmen, welche der zurzeit von türkischen Truppen besetzten Gebiete (rund 34 Prozent) an die griechischen Zyprer zurückgegeben werden sollen. Akinci soll vorgeschlagen haben, dass der türkisch-zyprische Teilstaat im Norden etwa 29,2 Prozent des Bodens kontrollieren soll. Die griechisch-zyprische Seite soll nur 28 Prozent zugestanden haben. Diese Unterschiede seien „nicht unüberbrückbar“, hieß es aus Verhandlungskreisen.
Geteiltes Zypern
Bis 1960 britische Kolonie.
80 Prozent ethnische Griechen, 18 Prozent ethnische Türken.
Schon wenige Jahre nach der Unabhängigkeit brachen 1964 blutige Unruhen zwischen beiden Volksgruppen aus. 1974 besetzte die Türkei unter Berufung auf ihre Rolle als Garantiemacht den Inselnorden, um eine befürchtete Annektierung Zyperns durch Griechenland zu verhindern.
1983 rief die Führung der türkischen Volksgruppe im besetzten Inselnorden die „Türkische Republik Nordzypern“ aus, die aber nur von der Türkei anerkannt wird.
Der griechische Inselsüden, die Republik Zypern, gehört seit 2004 der Europäischen Union an.
Die Wahl des Einigungs-Befürworters Mustafa Akinci zum Präsidenten der türkischen Zyprer im April 2015 galt als wichtige Weichenstellung für eine Vereinigung. Ziel der Verhandlungen ist eine Föderation aus zwei Teilstaaten mit weitgehender Selbstverwaltung der beiden Volksgruppen und einer gemeinsamen Zentralregierung. So hat es aber keine Einigung gegeben.
Wichtig für Anastasiades ist, dass möglichst viele der rund 160 000 im Jahr 1974 vertriebenen griechischen Zyprer und ihre Nachfahren unter der Verwaltung des eigenen Bundesstaates in ihre Häuser zurückkehren können. Wichtig für Akinci ist, dass so wenig wie möglich türkische Zyprer nach einer Rückgabe von Dörfern und Städten an die griechischen Zyprer in andere Regionen des eigenen Bundesstaates im Norden umgesiedelt werden müssen.
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Sollte es zu einem Durchbruch in Zusammenhang mit diesem Thema kommen, soll es eine Konferenz unter Beteiligung Griechenlands, der Türkei, die ehemalige Kolonialmacht Großbritanniens sowie Vertretern der UN und der EU geben. Dabei soll das noch heiklere Thema der Sicherheit des Föderativen Zyperns erörtert werden. Bei einer Einigung müsste das gesamte Lösungspaket in getrennten Abstimmungen von den beiden Volksgruppen gebilligt werden.
Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die Inselrepublik ist seit 2004 EU-Mitglied. Das EU-Recht gilt aber nur im griechisch-zyprischen Süden. Der türkisch-zyprische Norden wird nur von Ankara anerkannt.
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