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Wirtschaftssanktionen und der Westen Die Furcht vor Russlands Klauen

In der Ukraine-Krise ist keine Lösung in Sicht. Immer lauter wird deshalb Russland mit Wirtschaftssanktionen gedroht. Den Kreml lässt das kalt. Denn härtere Strafen würden auch den Westen empfindlich treffen.
15.05.2014 - 18:01 Uhr 17 Kommentare
Der russische Bär: Die Sanktionen, mit denen der Westen droht, sind ein hilfloser Versuch, sich von der Macht Russlands zu befreien. Quelle: Getty Images

Der russische Bär: Die Sanktionen, mit denen der Westen droht, sind ein hilfloser Versuch, sich von der Macht Russlands zu befreien.

(Foto: Getty Images)

Berlin Die EU und die USA drohen mit Wirtschaftssanktionen gegen Russland, wenn in der Ukraine nicht wie geplant am 25. Mai ein neuer Präsident gewählt werden kann. Was auf den ersten Blick plausibel erscheint, entpuppt sich beim zweiten Hinsehen als weiterer hilfloser Versuch des Westens, Moskau zum Einlenken zu bewegen. Denn im Kreml werden die immer düsterer erscheinenden Drohkulissen allenfalls belächelt. Das sagt jedenfalls Andrei Illarionow.

Illarionow, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin fünf Jahre lang in wirtschaftspolitischen Fragen beriet, bezweifelt die Wirksamkeit von Sanktionen. Auf der Globsec-Sicherheitskonferenz in der slowakischen Hauptstadt Preßburg (Bratislava) sagte Illarionow, im Kreml lache man nur darüber: „Die halten das für einen Witz, niemand nimmt das ernst. Die Sanktionen sind auch nicht effektiv, die treffen nur einige Leute auf der dritten oder vierten Ebene. Bezogen auf die Ziele des Kreml aber sind sie völlig ungeeignet.“

Die Gemengelage ist kompliziert, da die Folgen von Wirtschaftssanktionen schwer zu kalkulieren sind. Die EU-Regierungen und Wirtschaftsverbände versuchen dennoch, schon jetzt die möglichen Kosten für einzelne Branchen durchzurechnen. Glaubt man einem EU-Kommissionsbericht, aus dem der „Stern“ zitiert, könnten die Belastungen beträchtlich sein. Je weiter östlich ein EU-Land liegt, desto größer könnten die Auswirkungen sei. Die Szenarien zeigten „eindrucksvoll, wie abhängig Europa von Russland ist“, zitierte das Hamburger Magazin einen Brüsseler Insider.

Die Experten der Kommission gehen demnach von drei Möglichkeiten aus: leichte Sanktionen wie Einfuhrbeschränkungen für russische Luxusgüter (Kaviar, Pelze) oder weitere Einreisesperren. Bei einem mittleren Vorgehen kämen Importverbote für russische Vorprodukte oder das Einfrieren russischer Konten hinzu. Im härtesten Fall würden sogar die russischen Gas- und Öllieferungen an den Westen gestoppt und der Kapitalverkehr eingeschränkt.

Würden harte Sanktionen verhängt, würde der Brüsseler Prognose zufolge die Konjunktur in Deutschland deutlich einbrechen. Schlimmstenfalls drohe das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,9 Prozentpunkte und 2015 um 0,3 Prozentpunkte zu sinken. Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft warnt zudem, dass harte westliche Sanktionen gegen Russland auch die Weltwirtschaft insgesamt und vor allem die Ukraine treffen könnten.

Ukraine-Wirtschaft droht der freie Fall
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17 Kommentare zu "Wirtschaftssanktionen und der Westen: Die Furcht vor Russlands Klauen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ich denke mal, die Klauen der NSA-USA sind gefährlicher, vor allem das TTIP-Abkommen, das ohne Öffentlichkeit in den Diktatoren-Hinterzimmern der EU getrickst wird, ohne demokratische Legitimation durch die Bürger aller EU-Länder, aber mit Unterlaufen der Rechtsstaatlichkeiten durch zwielichtige Schiedsgerichte.

  • Wer hat Angst vor Russland? Die USA, bildet doch nur noch Russland ein kleines Gegengewicht zu deren neoliberalen Kapitalismus.
    heute in der FAZ die Widersprüche der Kanzlerin schlechthin:
    "Die Kanzlerin in der F.A.Z. Merkel will „enge Partnerschaft mit Russland“ fortsetzen"
    und dann

    Debatte zur Europawahl Spitzenkandidaten für harten Kurs gegenüber Russland
    Die Kandidaten für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten haben sich für ernsthafte Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Bei einer TV-Debatte diskutierten sie auch über harte Strafen für Putin.
    Der Klassiker der Kanzlerin: sie ist auf Schmusetour und überlässt die Drecksarbeit ihren Höflingen. Die Wahrheit aber ist: die Kanzlerin vollzieht ihren persönlichen (Rache-)feldzug gegen Putin, ihre persönliche untertänigste Haltung gegenüber der USA auf Kosten des Friedens und gegen den Willen ihres Volkes.

  • Schicken Sie den Artikel bitte doch allen Bundestagsabgeordneten per Post Einschreiben mit RS (damit Sie eine Empfangsbestätigung haben) Wer dann von den MdB's noch für Sanktionen plädiert, gehört in die Forensische. Das Zimmer von Mollath ist frei. Das zuständige (notfalls in Bayern) Gericht wird das sicher wieder durchleiten.

  • @Furfante

    Ich glaube nicht, daß die US-Strategen und deren Hintermänner einen (offenen) 3 Weltkrieg planen, aber der "beobachter" hat schon recht, wenn er davon ausgeht, daß auf die russischen Rohstoff-Vorkommen geschielt wird - übrigens nicht erst seit heute.

    Schon zur Jelzinzeit haben die anglo-amerikanischen Geldbarone versucht, mittels von ihnen finanzierten Marionetten ("Oligarchen" genannt) sich diese Vorkommen unter den Nagel zu reißen (das ging damals übrigens eher von London aus, nicht so sehr NY/Washington).

    Putin und seine Ex-KGB-Mannen haben dem dann einen Riegel vorgeschoben und diese Finanzinteressen und die schlimmsten der Oligarchen dann (relativ) behutsam aus dem Land gedrängt (die sind dann nach London oder Israel geflohen).
    Daraus erklärt sich auch der große Hass auf Putin persönlich: die Hetzkampagne gegen ihn in der (finanzkontrollierten) internationalen Presse ist nicht erst seit der Ukrainekampagne aktiv.

    Zurück zum Thema: der Ukrainekonflikt ist also nicht als Auslöser eines Weltkrieges gedacht, sehr wohl aber (unter anderen Gründen, siehe meine Postings oben) unter dem Aspekt der Destabilisierung Rußlands bis hin zum Umsturz in der "Farben"tradition (es gibt schon genügend NGOs hierfür in Rußland) - sollte Putins Ansehen durch eine Niederlage im Ukrainekonflikt leiden.

    Dann wird, wie gewohnt (siehe z.B. die BRD nach dem 2. Weltkrieg oder jetzt die Nuland-Regierung in der Ukraine) eine Marionetten-Regierung installiert und die Rohstoffe können "geerntet" werden, zusammen mit der Weltherrschaft (Rohstoffe Rußlands + Kontrolle der Seeweg = Weltherrschaft)

  • @Anti-Illusionist

    Mich erinnert Ihr berechtigtes Unverständnis gegenüber Regierung und Journaillisten an die Zeit der Napoleanischen Befreiungskriege vor ca. 200 Jahren, bzw. die Zeit davor:

    „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
    vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
    Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
    dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.”
    - Carl Theodor Körner, deutscher Dichter
    http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Theodor_K%C3%B6rner

  • Putin macht seine Sache richtig. Er verfolgt genuin russische Interessen vor seiner Haustür. Wer etwas anders sagt, ist von typisch westlicher Arroganz geblendet. Und um das "Spiel" wirklich einordnen zu können, sollen man Brzezinski, Wolfowitz und Cheney rezipiert haben.
    Die Ukraine wird solch immensen Kapitalbedarf zur Befriedigung nur der Grundbedürfnisse haben, dass allein daran die EU zerbrechen wird - mitsamt dem €. Genau das wünsche ich mir. Putin wird sich die Möglichkeit der Vereinigung mit der russischen Ostukraine nicht entgehen lassen. Die arrogante, politisch extrem dumm handelnde EU erhält das Armenhaus, in dem ein paar amerikanische Politsprösslinge dicke Geschäfte machen können. Was werden die in Washington schon gelacht haben...

  • Würden Wirtschaftssanktionen irgend etwas nützen, gäbe es in Nordkorea keine Atomwaffen und der Máximo Líder in Kuba wäre längst Geschichte.

  • @ beobachter

    Zitat : Der Run geht auf gesicherte russische Rohstoffvorkommen.

    - um so einem Run eine Chance zu geben, muesste man vorerst die 1000 atomaren Sprengkoepfe auf den Ballistischen Raketen, die Richtung USA gucken, und auf den Mittelstrecken Raketen, die Richtung EU gucken, ausschalten !

    Und was das bedeutet, das wissen Sie wohl....?

    oder nicht ?

    Also, realistisch bleiben umnd keinen Unfug verbreiten !

  • Der Run geht auf gesicherte russische Rohstoffvorkommen.
    Jeder, der anderes behauptet wird sich gefallen lassen müssen als politische wie ökonomische Mickey Mouse künftig abverhandelt werden zu müssen.

    Davon ganz abgesehen: für das Einfalltor muß man nur Doofe finden: derzeit scheinen das die Ukrainer zu sein.

  • Schön, Herr Neuerer, dass Sie so detailliert und umfassend die voraussichtlichen desaströsen Folgen von denkbaren westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die vor allem den Westen selbst mit voller Breitseite treffen würden, darstellen.

    Vor diesem Hintergrund kann doch nur absolutes Unverständnis darüber entstehen, dass trotz dieser Gefahren die europäischen Regierungen und die ihnen hörige Mainstreampresse in so unverantwortlicher Weise gegen Russland hetzen und die Kriegstrommel rühren. Dass auch die Regierung Merkel/Gabriel in so eklatanter Weise gegen die Interessen unseres Landes agiert, ist verantwortungslos und unverzeihlich.

    Auch die Überschrift über Ihrem Artikel und das Foto mit den Bärentatzen geht in diese Richtung und zeugt von Hass.

    Dabei ist im gegenwärtigen weltpolitschen Umfeld eher die USA mit dem angeschossenen Bären zu vergleichen, der höchst gefährlich, weil unkalkulierbar ist. Die US-Niederlage in Afghanistan, das Scheitern in Irak, das Chaos, das sie in Lybien angerichtet haben, die bevorstehende Niederlage in Syrien zusammen mit der katastrophalen eigenen Staatsverschuldung, der nach wie vor schwelenden Immobilienkrise, der Massenarbeitslosigkeit zu Hause sind wahrlich geeignet, die politische Führung der USA höchst nervös, unkalkulierbar und gemeingefährlich zu machen.

    Die USA sind zwar keineswegs der "focus of evil" in der Welt, aber von ihnen geht wie von einem angeschossenen Raubtier große Gefahr aus. Europa täte gut daran, sich allmählich vom Großen Bruder jenseits des Atlantik zu emanzipieren.

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