Die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft steckt tief in einer Bankenkrise, hervorgerufen durch eine Immobilienblase der vergangenen Jahre. Die Bilanzen werden durch Milliardensummen „fauler“ Immobilienkredite belastet, denn viele Kunden können das geliehene Geld nicht mehr zurückzahlen. Zudem ist das Land hoch verschuldet und steckt in einer Rezession. Die Banken verlangen vom Staat Hilfen, Experten zufolge ist das Geld dafür aber nicht da. Die Schätzungen reichen von weniger als 50 Milliarden Euro bis zu 100 Milliarden, die der Bankensektor benötigt. Allein die Krisenbank Bankia will vom Staat für ihre Sanierung allerdings mehr als 23 Milliarden Euro.
Das Land kann sich wegen des Misstrauens der Finanzmärkte nur noch zu steigenden Zinsen Geld leihen. Bei einer Anleiheauktion in dieser Woche musste Spanien Zinsen von 6,044 Prozent bieten. Ein Niveau von über 7,0 Prozent gilt nach Ansicht von Experten als auf Dauer nicht tragbar. Portugal und Irland waren bei ähnlichen Größenordnungen unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft. Künftig könnte es für Madrid sogar noch schwieriger werden, sich frisches Geld zu besorgen. Die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit Spaniens am Donnerstag deutlich herab. Die Bonität des Landes wird nur noch zwei Stufen über Ramsch-Niveau bewertet.
Wie Portugal oder Irland könnte das Land mit voller Konsequenz unter den europäischen Rettungsschirm EFSF schlüpfen. Eine andere und derzeit wahrscheinlichere Option: Spanien bittet beim EFSF nur um Hilfen für seine maroden Banken. Dies ist seit dem vergangenen Jahr möglich.
Beantragt Spanien nur Gelder für seine Finanzinstitute, muss das Land Experten zufolge in erster Linie nur Auflagen für sein Bankensystem akzeptieren. Anders als in Griechenland, Irland und Portugal stünde nicht notwendigerweise die gesamte Wirtschaftspolitik unter der Kontrolle der Sparkommissare von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, der sogenannten „Troika“. „Die Aufsicht über seinen Bankensektor wird Spanien aber de facto verlieren“, meint Ökonom Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft.
„Das Hilfegesuch könnte als Eingeständnis gewertet werden, dass man tatsächlich unüberwindliche Probleme hat und das Vertrauen in die spanischen Staatsfinanzen könnte gänzlich schwinden“, sagt Boysen-Hogrefe. Ökonomen der Commerzbank schließen genau aus diesem Grund nicht aus, dass Spanien gezwungen sein könnte, nach der Bankenhilfe doch noch mit voller Konsequenz unter den Rettungsschirm zu schlüpfen. Die Frage in den kommenden Wochen werde daher sein, „ob Spanien auch einen allgemeinen Hilfsantrag stellen muss“.
Zunächst einmal gar nichts. Erst wenn ein gestütztes Land zahlungsunfähig wird und seine Kredite nicht mehr bedienen kann, würden die Steuerzahler hierzulande zur Kassen gebeten. Die Summen, um die es gehen könnte, wirken auf den ersten Blick gigantisch. Die Euro-Länder garantieren für insgesamt 780 Milliarden Euro des EFSF. Der deutsche Anteil beträgt bis zu 253 Milliarden Euro. Von den maximal möglichen 440 Milliarden Euro an Notkrediten des EFSF stehen noch rund 250 Milliarden Euro zur Verfügung, der Rest ist für Hilfen an Irland und Portugal sowie für das zweite Griechenland-Rettungspaket verplant.
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Zum Begriff "Bringschuld" und seiner meist unangemessenen Verwendung in der Berichterstattung habe ich vor kurzem gebloggt: http://blog.text-und-sinn.de/2012/06/11/bringschuld-erbracht/#comment-16
Im Text selbst ist gar keine Rede von Bringschuld – vielleicht zitiert der Redakteur nicht Weidmann, sondern hat das Wort ohne nachzudenken in den Titel gesetzt, weil es derzeit in aller Munde ist. Hier passt es nun aber gar nicht. Wenn man schon das Wort hätte verwenden wollen, dann wäre zur Not „Weidmann sieht Spanien in einer hohen Bringschuld“ gegangen, obwohl es klarer und besser geheißen hätte: „Weidmann nimmt Spanien in die Pflicht“.
Dorothea Wagner (Lektorat Text & Sinn)
Cui bono, fragte man gern im roemischen Senat.Ich frage noch einmal, weiss jemand, wer die groessten Glaeubiger spanischer Banken sind? Erzaehl mir bitte keiner, dass das die spanischen Sparer sind.
"Sollen sich die anderen 17 respektive 27 entweder dem deutschen oder dem franzoseischen Konzept unterwerfen? "
Die Antwort auf die Frage ist zu 100% davon abhängig ob Deutschland (z.B. über Eurobonds) bezahlt. Wenn ja dann werden ganz sicher die Franzosen und früher oder später alle anderen die Rente mit 60 einführen. Das deutsche Renteneintrittsalter wird dann irgendwann "alternativlos" von 67 auf 69 angehoben.
Schöne Reden kann er halten, die, so glaubt er beruhigen die Menschen.Bewirken tut er nichts, denn die Südländer bestimmen was gemacht wird. Schon interessant wie Herr Schäuble sofort die gar nicht erfolgte Anschuldigung zu entkräften versuchte, daß wieder nur Gelder für die Bankenrettung verpulvert werden "Der spanische Staat erhält die Hilfen und wird diese zurückzahlen".Er weiß genau daß Spanien dies nicht kann. Spanien verbraucht mehr als es erwirtschaftet.Die Wirtschaftsleistung sinkt, die Weltkonjunktur schwächt sich ab. Die Hilfszahlungen werden für Schuldenbegleichung, nicht für Investitionen verwendet.
Bis Strukturreformen Erträge bringen, vergehen viele Jahre.
Wie soll dieses Land also die 100 Milliarden zurückzahlen?
Weidmann scheint mir so ziemlich der einzige Mensch in den Medien zu sein, der vernünftige Ansichten äußert. Aus der Politik hört man doch nur heiße Luft und Märchen.
Bringschuld kann man beim Fußball bringen, doch in der Finanzwelt ?????
Ratschläge an ein anderes Land, eine andere Regierung zu geben ist wie Griechenland lehrt grenzwertig intellektuell.
Ich frage mich ob derzeit jeder nur noch den Mund aufmacht weil jemand das abdruckt. Es sollte doch mittlerweile selbst der letzte gemerkt haben das man keinen Dr. in Mathematik braucht um festzustellen das nur noch leere Lufthülsen von a nach b geschoben werden. Und so soll man eine Währung retten die 700 (abzüglich derer die keinen Europa haben) Millionen Menschen dient.
Die können retten und sanieren was sie wollen in Brüssel.
Wenn der Feuerwehr das Wasser zum Löschen zu teurer kommt und keiner bezahlen will, kann keiner erwarten das da wo Flammen waren, nach dem Brand noch ein Haus steht.
Das Spiel ist aus..
Egal wie viel Reden und Interviews wir noch hören.
Das Spiel ist aus. Aktien, Giroguthaben alles Schall und Rauch meiner Meinung nach. Und der der mir widersprechen mag, sollte sich einen Erfolgreiche Meldung aussuchen, denn Nichts und gar nichts was in den letzen 4 Jahren von Politikern gemacht wurde half.
Und jetzt Glauben Sie noch daran, dass Sie es diesmal ernst meinen? Danke fürs lesen und Schreiben Sie mir Ihre Meinung. Danke und Grüsse
Warum sind alle erleichtert? Wer ausser den Glaeubigern der spanischen Banken ist noch erleichtert und warum? Wer sind denn die Glaeubiger der spanischen Banken? Enthebt das die Banken der Pflicht, ihre Sicherheiten zu verwerten? Koennen die Erwerber spanischer Immobilien nun erleichtert aufatmen?
Zum Fiskalpakt: Wuerde ein geistig gesunder Mensch mit Leuten einen neuen Vertrag aushandeln, die gerade die wichtigsten Regeln eines bestehenden Vertrags gebrochen haben? Auf was sollen wir uns eigentlich einigen? Frankreich will ein schuldenfinanziertes Wachstumspaket und die Rente mit 60 und Deutschland will sparen und die Rente mit 67. Sollen sich die anderen 17 respektive 27 entweder dem deutschen oder dem franzoseischen Konzept unterwerfen? Wenn sie denn ueberhaupt unterschreiben, wird sich denn jemand an diese Regeln halten?
Und wozu brauchen wir diesen Fiskalpakt eigentlich? Es toent immer so monoton, dass eine gemeinsame Waehrung einer gemeinsamen Fiskalpolitik beduerfe, aber begruenden tut das keiner. Wir brauchen KEINEN Fiskalpakt. Wer seine Budgethoheit unverantwortlich missbraucht, geht in die Insolvenz. Das ist Marktwirtschaft, funktioniert, ist effizient und ist gerecht. Fuer die betroffenen Schuldner ist es eine Erleichterung und eine Chance zum Neuanfang. Fuer die betroffenen Glauebiger ist es eine Lehre kuenftig verantwortungsvoller Kredite zu vergeben.
Lieber Klaus,
das darf der Herr Weidmann, weil der Herr Rajoy eine Menge Geld "geschenkt" bekommt.
Ich hoffe, Sie sind genauso empört, wenn Erdogan mal wieder in Deutschland weilt und dummes Zeug erzählt.
Die die hilflosen Aussagen Weidmanns beweisen, daß er real keinen Einfluß auf die europäische Finanz- und "Rettungs"-Politik hat. Merkel öffnet die Truhen und Kassen und er kann nur zusehen, wie die Risken steigen, jeden Monat zur Zeit um die 10%, was die Target2-Salden angeht. Seine Vorgänger haben alle rasch hingeschmissen und Sarrazin traut sich, das System mit guten Argumenten offen anzugreifen. Wie lange hält Weidmann noch durch? Er kennt alle Einzelehten des korrupten Spiels, er wird sich nicht herausreden können, wenn er zur Verantwortung gezogen werden wird. Der EURO offenbart immer nachvollziehbarer seine todbringenen Qualitäten, besonders für uns Deutsche, weil wieder einmal in der Geschichte am Schluß das Handeln der eigenen Machthaber als nationale Schuld angetragen werden wird, mit allen Konsequenzen.