
Am Tanken haben viele Autofahrer längst keine Freude mehr. Die Benzinpreise in Deutschland verharren auf Rekordniveau.
Berlin/DüsseldorfDie hohen Benzinpreise gefährden nach Ansicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) das Wirtschaftswachstum. „Bei zwei Euro an der Preistafel fängt die Konjunktur an zu knirschen“, sagte DIHK-Präsident Hans-Heinrich Driftmann der „Bild“-Zeitung.
Hohe Anschaffungskosten für Energie und Rohstoffe seien für die Wirtschaft das „Geschäftsrisiko Nummer eins“. Für den Fall, dass die Benzinpreise sich langfristig auf dem hohen Niveau einpendeln, fordert der DIHK-Präsident von der Bundesregierung eine Begrenzung der Energiesteuern, um die Wirtschaft und die Kaufkraft der Verbraucher zu unterstützen.
Als wichtiger Grund für die hohen Benzinpreise in Deutschland gilt unter Experten der Atomstreit mit dem Iran. Die EU hat den Iran mit einem ab Juli geltenden Öl-Embargo belegt, der Iran drohte daraufhin, selbst schon früher Lieferungen einzustellen. „Das ist der Nervositätsfaktor auf den Märkten“, urteilt Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Zwar könnten andere Länder wie Saudi-Arabien
einspringen. Aber auch dann müsste das Öl durch die Wasserstraße von Hormus verschifft werden, die an den Iran grenzt.
Rohöl-Käufe werden in Dollar abgewickelt. Letztlich bezahlt werden die Endprodukte in Europa aber mit dem Euro. Daher spielt der Wechselkurs eine wichtige Rolle. Derzeit ist der Euro vergleichsweise schwach. Es müssen also für den Dollar und damit für das Öl vergleichsweise viele Euro hingeblättert werden.
Die Konzerne verdienen nach Auskunft ihres Branchenverbandes zwischen einem halben und einem Cent pro Liter. „Und das ändert sich auch in der gegenwärtigen Lage nicht entscheidend“, auch wenn es „mal 1,2 Cent“ pro Liter sein könnten, sagt die Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes, Karin Retzlaff. Für die hohen Preise an der Zapfsäule seien vor allem die hohen Rohölpreise verantwortlich, die die Industrie nur an die Verbraucher weitergebe.
Die jüngste Kältewelle in Europa spielt eine Rolle, meint der Essener Professor für Energiewirtschaft Christoph Weber. Denn Raffinerien können zwischen der Herstellung verschiedener Produkte wechseln, etwa Benzin und Heizöl. Auf diesem Wege könne eine verstärkte Heizöl-Nachfrage zu weniger Angebot beim Benzin führen.
Die Hauptsteuer bei den Kraftstoffen ist die Energiesteuer, in der die sogenannte Ökosteuer enthalten ist. Die Energiesteuer ist fix und beträgt für den Liter Benzin 65,45 Cent, für den Liter Diesel 47,04 Cent. Sie wurde nach Angaben des Bundesfinanzministeriums seit 2003 nicht mehr erhöht. Hinzu kommt die 19-prozentige Umsatzsteuer, die auf die jeweiligen Kraftstoffpreise samt Energiesteuer aufgeschlagen wird.
Auch wenn die Weltwirtschaft nicht floriert: Allein die Aussicht auf mehr Wachstum kann nach Expertenmeinung die Preise treiben. Der Essener Professor Weber meint, dass sich die Ölförderer folgende Frage stellten: „Fördere ich das Öl jetzt oder lasse ich es im Boden, bis die Preise in einigen Jahren noch höher sind?“ Und Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung urteilt: „Aufgrund der kriselnden Wirtschaftslage tendieren Investoren verstärkt dazu, in Rohstoffe wie Öl zu investieren.“
Höhere Förderkosten bei neuen Vorkommen wie vor der Küste Brasiliens spielen laut Weber ebenfalls eine Rolle. Es koste nun einmal mehr, in tausenden Metern Tiefe im Meer Öl zu gewinnen, als in der saudiarabischen Wüste.
Die meisten Erklärungen für den hohen Rohölpreis führen die Nachfrage der Schwellenländer, die Unsicherheiten rund um den Iran, das Wachstum der Weltwirtschaft und allgemeine Unsicherheiten im Markt an, wie Produktionsstörungen in Nigeria. Nach Angaben des Hamburger Experten Steffen Bukold hat sich aber auch die Spekulation auf den Finanzmärkten messbar verstärkt. Die Notenbanken in Europa, den USA und Japan fluten seit Monaten die Finanzmärkte mit billiger Liquidität, die nach Anlage drängt. Deshalb steigen die Aktienkurse und auch Rohstoffe sind nach einem vorübergehenden Rückgang wieder stärker gefragt. Der weltweit wichtigste Rohstoff ist Rohöl. Der genaue Einfluss der Finanzmärkte auf den Preis lässt sich nicht beziffern; sie verstärken jedoch den Aufwärtstrend nach oben.
Derzeit liegen die Preise für Superbenzin bei deutlich mehr als 1,60 Euro. Teures Tanken dämpft inzwischen zunehmend die Laune der Konsumenten. Das für April errechnete GfK-Konsumklima sank um 0,1 auf 5,9 Punkte und damit erstmals nach sechs Anstiegen in Folge. „Rekordstände für Benzin und Diesel an den Zapfsäulen haben im März in den Köpfen der Konsumenten ihre Spuren hinterlassen“, erklärten die GfK-Marktforscher letzte Woche zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern.
Spritpreise auf Rekord-Hoch
Angesichts der gestiegenen Benzinpreise diskutiert die schwarz-gelbe Koalition derzeit intensiv über mögliche Gegenmaßnahmen. Eine Reihe von FDP-Politikern forderte am Wochenende erneut die Anhebung der Pendlerpauschale, was in der Union skeptisch gesehen wird. Nun aber fordert auch der nordrhein-westfälische CDU-Sozialpolitiker Karl-Josef Laumann eine Heraufsetzung der Pendlerpauschale. Er halte eine Erhöhung von zehn Cent pro Kilometer für „durchaus angemessen“, sagte der Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). Der Weg zur Arbeitsstätte, um überhaupt arbeiten und Steuern zahlen zu können, werde immer teurer. Deshalb sei es „mehr als recht und billig“, die Fahrtkosten steuerlich geltend machen zu können, fügte der frühere NRW-Arbeitsminister hinzu.
Dagegen sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“, eine Erhöhung der Pendlerpauschale wäre eine „Subvention der Mineralölkonzerne“. Sie würde dem Verbraucher „gar nichts nützen“, weil die Konzerne den Aufschlag an die Kunden weitergeben würden. Nötig sei vielmehr eine Strategie, die „weg vom Öl“ führe.
Für eine „maßvolle Erhöhung“ der Pendlerpauschale hatte sich am Wochenende Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) ausgesprochen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte zuvor Forderungen nach einer Erhöhung der Pendlerpauschale eine Absage erteilt.
34 Kommentare zu "Geschäftsrisiko Nummer eins: DIHK warnt eindringlich vor zu hohen Benzinpreisen "
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Ich denke bzw. sehe das ebenso! Ganz schlimm sind jedoch (insbesondere hier in unserer Stadt) die vielen jungen Damen, die mit ihren "riesigen Kübelwagen Audi, Porsche Cayenne, Mercedes, VW)mehrmals die gleichen Runden drehen, sehen und gesehen werden. 50 m fahren, aussteigen und ne Zeitung holen, weitere 100 m fahren, aussteigen und 3 Brötchen, 700 m in den Kindergarten und die kids abholen, etc. etc. - Achtung: hier spricht kein Neid, eher etwas Mitleid für die armen Dinger. Aber solche Personen sehen es einfach nicht ein, die Riesenkarre stehen zu lassen und sich mal per pedes zu bewegen - dafür gehen sie dann lieber in ein angesagtes Fitness Center!
Ich leiste meinen Benzin- "BOYKOTT" Beitrag! Zu Ostern wird zu Hause geblieben! Lebe ohnehin in einer Gegend wo andere Urlaub machen - also, wozu wegfahren und das Geld womöglich noch ins Ausland tragen! Leider denken sehr, sehr wenige so wie ich, aus diesem Grunde kann die Bevölkerung dem Staat auch nicht mal die Grenzen zeigen, was äusserst notwendig wäre
Deutschland... das Land der Erfinder, u.a. des 1. Automobils.
WARUM ist die deutsche Autoindustrie NICHT IN DER LAGE, den Ölmultis endlich Paroli zu bieten und Alternative anzubieten. Klar, die Pläne liegen d och schon lange in deren Schubladen, aber warum passiert nichts? Wenn es so weitergeht mit den enormen Kosten, dann sehe ich in Bälde einen Aufstand. Irgendwann ist ist Schmerzgrenze erreicht. Wenn die Fahrt zum Arbeitsplatz Luxus wird, dann wird es in diesem Staat (Bananenrepublik) brandgefährlich! Die Politiker haben anscheinend den Ernst der Situation noch nicht erkannt.
Sehr viele arbeiten nicht im Büro sind vielleicht noch Leiharbeiter und müssen bis zu 25km oder mehr fahren und das sollte alles mit dem Fahrrad gefahren werden.
Das möchte ich sehen.
Das geht vielleicht aus der Sicht eines Vorstädters mit dem Fahrrad in das Büro aber eine Stadt kann sich selbst nicht ernähren,denn dazu braucht es ein Umland oder Handel und wenn das nicht reicht Krieg mit anderen Ländern.
Wirtschaft ist Krieg im Frieden,erst wird der Konkurrent und der mögliche Konkurrent(Arbeitnehmer) bekämpft und falls das Ziel erreicht und es nichts mehr zu Gewinnen gibt,folgt der Satz “Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln”
M.f.G
Habnix
Genau so ist es,die Schulden der Westlichen Staaten sind das Problem das die Energiepreise steigen.Je höher die Schulden von Staaten desto weniger ist das Geld wert,sprich Inflation.
Es kann noch schlimmer werden.
Was passiert aber wenn die Leute die Fahrzeuge massen weise abmelden-dann sind wir pleite.
Denn an den Fahrzeugen hängt heute sehr viel z.b. Kfz-Werkstatt,Zubehör,Ersatzteile,Reifen u.s.w.
War heut an der Tanke,der Benzinpreis 1,63 €, ein Betrieb war das,weil die meisten günstig tanken wollten.Es war wie eine Endzeitstimmung und ich schätze das ist nur der Anfang, denn es kann ja noch schlimmer kommen mit noch höheren Preisen.
sich informieren.
Der Staat ist beim Benzin der größte Preistreiber.
ein embargo ist darauf gedacht, das iranische volk zu schaden. damit wird unmut gegenüber dem regime geschürt und es könnte zu ähnlichen revolten wie in syrien kommen. nur gehts den iranern noch viel zu gut bzw. sie haben noch nicht kapiert, dass in einer globalisierten welt die aussenseiterrollen immer weniger werden.
nun zum spirtpreis und zur rolle ´des staates. es wird ja immer gerne gegen den staat geschimpft. ist auch recht und billig, aber so einfach ist das nicht. der preis selbst wird durch spekulationen in die höhe getrieben und diemineralölkonzerne passen ihre preispolitik stündlich an. und das in schritten bis zu 10 cent rauf bzw. runter. da kann wohl der staat nix dafür, wenn es so eine verarsche an den tanken gibt. 2. hat sich der prozentuale anteil der staatssteuern in den letzten jahren nicht geändert. aber die preise sind auch stärker gestiegen als der ölpreis selbst. meiner meinung nach sollte der staat nicht an steuersenkungen denken, sondern an gewinnabschöpfungsmaßnahmen denken. einfach ne obergrenze festlegen und dann die mehreinnahmen den mineralölkonzernen abnehmen. dann gibts auch stabile preise an den tanken, weil sich dann eine gewinnmaximierung nicht mehr lohnt.
Der Ökowahn, der ja zum größten Teil ohnehin verlogen ist, scheint bei Ihnen voll durchzuschlagen.
Volksgesundheit, das ist so ein merkwürdiges Wort. Unter Hitler mußte man Sport treiben zur Volksgesundheit
Also ganz nach dem Motto der grünen Okofantasten
"ich rauche nicht, ich trinke nicht, und meine Kinder sind alle adoptiert" und zusätzlich können wir noch hinzufügen "ich tanke nicht, ich fahre nicht Auto, zur Arbeit ghee ich nicht mehr, ich heize nicht, ich benutze nur noch Kerzen"
Übrigens sind Kerzen umweltschädlicher als Bezin
Mann, Mann, Mann, es wird immer kurioser
Ich weiß gar nicht, warum Ihr alle so auf die Mineralöl-Konzerne schimpt.
Der größte Preistreiber ist doch der Staat.
ca. 1€ des Benzinpreises, den wir zahlen geht an den Staat.
Öko-Pfennig (Cent), also rasen für die Rente.
Nur in der Rentenkasse kommt diese Abgabe offenbar gar nicht an.
Dann noch Mineralöl-Steuer und auf die Steuer und Abgabe noch die Mehrwert-Steuer.
Schäuble freut sich übe die ca. 40 Mrd. die er durch unser Tanken erhält.
Mal 3 Tage in Deutschland niemand mehr zur Arbeit fahren und wetten, es wird sich ganz schnell as änern.
Aber leider sind die Deutschen zu staatshörig
Hinzu kommt natürlich momentan noch der Unsinn mit dem Embargo gegen den Iran. Dadurch wird das Rohöl teurer und nützen tut es ohnehin nichts, wir schaden nicht dem iranischen Regime damit sondern dem einfachen Volk im Iran
Bei den heutigen ausschlieslich befristeten und prekären Arbeitsverhältissen, würde dies ein Umzug in den Wohnwagen bzw. dauerhaftes Campen bedeuten.
Jeder Geschäftsmann weiß das ein Geschäft unsinnig wird und sich ins Gegenteil verkehrt, wenn die Rentabilität von den Fixkosten aufgefressen wird.
So unschön es auch ist, aber die Betroffenen verhalten sich kaufmännisch logisch, wenn sie zuhause auf Staatskosten leben und nichts tun.