Einkaufsmanagerindex PMI Stromknappheit, Turbulenzen am Immobilienmarkt, Corona: Die Stimmung in Chinas Industrie trübt sich ein

Wie sich die Krise auf dem Strommarkt weiter entwickeln wird, kommt auch darauf an, ob die chinesische Regierung eingreift.
Qingdao Der offizielle, staatlich erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im September unter die 50er-Marke gerutscht, die eine Eintrübung der Stimmung anzeigt. Wie das Nationale Statistikamt in Peking am Donnerstag mitteilte, lag der Wert nur noch bei 49,6 Punkten und fiel damit schlechter aus als erwartet.
Die Stimmung in Chinas verarbeitendem Gewerbe hatte zuletzt zu Beginn der Coronakrise im Februar 2020 ins Negative gedreht. Damals war der offizielle Einkaufsmanagerindex allerdings deutlich stärker auf 35,7 Punkte abgesackt.
Als einen Grund für das schlechte Abschneiden nannte Zhao Qinghe vom Nationalen Statistikamt unter anderem die niedrige Performance von energieintensiven Industrien. Beobachter sehen darüber hinaus auch die Turbulenzen im Immobiliensektor sowie vermehrte lokale Ausbrüche von Covid-Fällen und die damit verbundenen drakonischen Maßnahmen der Behörden zur Bekämpfung des Virus als Ursache an.
Seit August ist es in mehr als 20 Provinzen zu einer deutlichen Drosselung des Stromangebots gekommen. Insbesondere im wirtschaftlich starken Süden und im Nordosten des Landes wurden Fabriken heruntergefahren; Einwohner saßen über Stunden im Dunkeln, selbst Verkehrsampeln und Fahrstühle blieben über Stunden abgeschaltet, weil der Strom fehlte.
Erste Unternehmen meldeten Produktionsausfälle, auch die deutsche Wirtschaft vor Ort ist betroffen. Als Grund für die Stromengpässe gelten zwei Hauptfaktoren: erstens eine Kohleknappheit, die unter anderem durch den Importstopp australischer Kohle verursacht wurde. Zweitens der Versuch einiger Provinzen, die strikten Energieeffizienzziele der chinesischen Führung zum Jahresende einzuhalten, indem sie den Fabriken einfach den Strom abschalten.
Etwas besser fiel der von dem chinesischen Wirtschaftsmagazin „Caixin“ erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe aus: Er stieg von 49,2 im August auf 50 im September. Die Umfrage bei den Unternehmen findet stets in der zweiten Hälfte des Monats statt.
Corona und Mangel an Schiffskapazitäten
Der Wert deute jedoch darauf hin, dass der Abwärtsdruck auf die Wirtschaft nach wie vor hoch sei, sagte Wang Zhe, Ökonom bei der Caixin Insight Group. Die Verbreitung des Coronavirus habe sich weiterhin auf die Nachfrage, das Angebot und den Umlauf im verarbeitenden Gewerbe ausgewirkt. Der Situation der Epidemie in Übersee und der Mangel an Schiffskapazitäten drückten ebenfalls auf die Gesamtnachfrage, so Wang.
Wie sich die Krise auf dem Strommarkt weiter entwickeln wird, kommt auch darauf an, ob die chinesische Regierung eingreift. „Jetzt, da die Stromknappheit in den chinesischen und internationalen Medien Schlagzeilen macht, werden die Regulierungsbehörden alle Mittel einsetzen, um die Versorgung mit thermaler Energie vorübergehend wiederherzustellen“, sagt Yan Qin, Expertin für Kohle bei dem Analysehaus Refinitiv. So könnten sie etwa die Kohlebergwerke auffordern, ihre Produktion zu erhöhen, die Kohlepreise zu deckeln und die Stromtarife für bestimmte Kunden anzuheben.
All diese Maßnahmen könnten zwar zumindest kurzfristig zu einer Reduzierung der Stromausfälle führen, darüber hinaus kommt es jedoch darauf an, wie hart der Winter wird. Dann könnte es in China wieder zu weitverbreiteten Ausfällen kommen.
„Zwar werden bereits Maßnahmen zur Linderung des Problems ergriffen, doch könnten solide Maßnahmen bis zur zentralen Wirtschaftssitzung im Dezember auf sich warten lassen“, heißt es in einer aktuellen Analyse der französischen Bank BNP Paribas. Die Analysten gehen davon aus, dass die Stromknappheit bis zum Frühjahr 2022 anhalten wird.
Mehr: Stromausfälle und Lieferengpässe: Nach Evergrande droht Chinas Wirtschaft die nächste Gefahr
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@Herr Roland Kemmerer
Siehe "Sicher durch die Dunkelflaute":
https://www.sueddeutsche.de/wissen/dunkelflaute-windenergie-photovoltaik-stromnetz-energiewende-1.5187624
oder auch:
https://helmholtz-klima.de/aktuelles/phaenomen-kalte-dunkelflaute
Schon mal ein Blick in den Abgrund, der auch in D nach Abschaltung des letzten AKW in 2022 und der sukzessiven Abschaltung der Kohlekraftwerke bis 2030 droht. Bei Dunkelflaute (praktisch kein Wind, keine Sonne), die im Januar gern auch mal 14 Tage dauert, bleiben uns noch ca. 25% der Strommenge, die wir heute einspeisen und verbrauchen. Speicher: Fehlanzeige! Auch aus dem Ausland ist der Strom nicht zu beziehen; dazu fehlen dort die Kapazitäten und hier die Trassen. Und keine Chance daran bis 2030 etwas Wesentliches zu ändern - außer durch eine Laufzeitverlängerung der Kohlekraftwerke.