„Es ist zu früh, um Schlüsse aus der US-Wahl zu ziehen. Wir müssen ruhig sein, ruhiger als die Märkte. Die EZB wird ihre konjunkturfördernde Geldpolitik so lange beibehalten, bis die Inflation im Euro-Raum wieder zur Zielmarke der Notenbank zurückkehrt. Die EZB strebt als optimalen Wert für die Wirtschaft knapp zwei Prozent Inflation an.“
„Natürlich wird es kurzfristig zu Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen. Das sieht man ja bereits jetzt, und das dürfte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Aber ähnlich wie nach dem Brexit-Votum der Briten werden sich die Wellen wieder glätten. Schnell wird man feststellen, dass sich eigentlich nicht so viel ändern wird. Viele der verrückten Pläne Donald Trumps – etwa in der Steuer- und Handelspolitik – wird er nicht umsetzen können. Wir haben eine funktionierende Demokratie in den USA. Auch der mächtigste Mann der Welt kann nicht tun, was er will.“
Wenn Trump zu machen versucht, was er im Wahlkampf so ziemlich wirr und zusammenhanglos erzählt hat, dann heißt das Abschottung, Isolation, Diskriminierung und explodierende Staatsverschuldung. Die deutsche Wirtschaft wird nicht mehr so einfach auf die USA als Exportzielland Nummer eins setzen können. Kurzfristig werden nicht nur die Aktienmärkte von Ungewissheit in neuer Dimension geplagt werden, sondern auch das ohnehin schon schwache Investitionsgeschehen - und zwar global. Die Abwertung für den Dollar wird ein Übriges tun.
„Mit Donald Trump zieht ein Präsident in das Weiße Hause ein, der außergewöhnlich hohe Unwägbarkeiten und Risiken für die Politik der nächsten Legislaturperiode mit sich bringt. Auch wenn die Realitäten des Amts sowie der Kongress als Korrektiv wirken können und Trump davon abhalten, seine Wahlversprechen etwa im Hinblick auf Zölle oder Zuwanderung eins zu eins umzusetzen, ist der langfristige Wachstumsausblick für die US-Wirtschaft eher negativ beeinflusst.“
„Das ist unbekanntes Territorium für die USA, das politische Establishment könnte über den Haufen gerannt werden, was weitreichende Konsequenzen für die Finanzmärkte für eine geraume Zeit nach sich ziehen würde. Ein weiteres Risiko ist, wie die Bevölkerung auf einen Sieg von Trump reagiert. Kommt es zu gewalttätigen Protesten könnte das noch mehr Volatilität für die Märkte bedeuten.“
„Der Sieg von Donald Trump hat die Märkte sicherlich auf dem falschen Fuß erwischt, wie auch die ersten Marktreaktionen zeigen. Wir erwarten, dass uns die Marktvolatilität aufgrund der gestiegenen politischen Unsicherheit zunächst erhalten bleiben dürfte. Die Unberechenbarkeit Trumps und seine politische Unerfahrenheit sind Grund genug, die kommenden Monate etwas vorsichtiger anzugehen. Die Berichterstattung dürfte negativ dominiert bleiben. Würde er nur die Hälfte seiner markigen Versprechungen aus dem Wahlkampf einlösen, dürfte dies bereits für viel Unruhe sorgen.
Allerdings glauben wir, dass die Anleger auch nicht die Nerven verlieren sollten. Vergessen wir nicht, dass es die große Konstante in Trumps Wahlkampf war, das Publikum immer wieder zu überraschen. Gut möglich, dass er nach der Wahl aus Marktsicht auch mal positiv überraschen könnte. Unsere Hoffnungen beruhen auf dem Pragmatismus, der Adaptionsfähigkeit und der insgesamt geringen politischen Festlegung Trumps. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er die Politveteranen im Kongress ein weitgehend klassisch republikanisch geprägtes Wahlprogramm durchziehen lässt.“
„Darauf waren die Märkte nicht eingestellt. Noch ist unklar, wie weit Trump tatsächlich geht. Doch in seinen Äußerungen im Wahlkampf zog er zum Beispiel den freien Welthandel in Zweifel. Er könnte so eine Belastung (nicht nur) für Schwellenländer werden. Auch daheim droht eine Rezession. In der ersten Phase der Ungewissheit dürften viele Märkte daher von Verlusten geprägt sein. Der Höhenflug des US-Dollar könnte jetzt vorerst ein Ende finden. Denn es ist unklar, ob sich die Fed angesichts der Unruhe an den Märkten zu einer raschen Zinserhöhung durchringt – obwohl die volkswirtschaftlichen Rahmendaten zuletzt dafür sprachen. Oder tritt sogar Notenbankchefin Janet Yellen ab?“
„Die Folgen der Wahl sind – wie der Kandidat Trump – völlig unberechenbar. Einige seiner Pläne sind radikal, viele nur rudimentär bekannt. Die Unklarheit über die künftige Wirtschaftspolitik ist groß, die Finanzierung der Steuerpläne ungewiss und die Aussagen zur Handelspolitik lassen sogar einen Handelskrieg befürchten. Die Beziehungen zu Europa und zur Nato dürften sich eintrüben. Wenn Donald Trump seine Wahlversprechen tatsächlich umsetzt und er ein spürbares Konjunkturprogramm für die US-Wirtschaft initiiert, sollte die US-Konjunktur zunächst profitieren und damit auch die wichtigsten Handelspartner. Mittelfristig dürfte der Politikentwurf von Donald Trump jedoch zu einer spürbar geringeren Wachstumsdynamik binnenwirtschaftlich wie global führen. Somit wird die zunächst negative Entwicklung an den Kapitalmärkten wohl kurzfristig überzeichnet sein, mittelfristig aber als berechtigt erscheinen.“
„Der US-Wahlausgang ist schwere Kost für die Börsen. Die Aktienmärkte weltweit werden unter einer hohen Volatilität leiden, der US-Dollar dürfte sich zum Euro abschwächen, und auch die Zinswende könnte nochmals verschoben sein. Ganz bitter könnte es sogar für die Emerging Markets Märkte kommen. Gold als Krisenwährung wird gewinnen.“
„Bleibt Trump bei seiner harten außenwirtschaftlichen Linie, verspricht dies nichts Gutes. Wahrscheinlich muss sich Donald Trump aber den Fakten stellen und zurückrudern. Der Freihandel kann so einfach nicht auf den Kopf gestellt werden, ansonsten wäre die US-Wirtschaft selbst stark gefährdet. Kehrt Trump von seiner extremen außenwirtschaftlichen Positionierung ab, blieben Steuersenkungen und eine deutliche Erhöhung der Staatsausgaben als Kernelemente seiner Wirtschaftspolitik. Dies wäre dann positiv für die US-Wirtschaft und somit auch für die Weltökonomie als ganzes. Die US-Notenbank wird in den kommenden Wochen die Reaktion an den Finanzmärkten abwarten, auch das Verhalten wichtiger konjunktureller Frühindikatoren wird für US-Notenbankchefin Yellen entscheidend sein. Bleiben die Aktienmärkte unter Druck und leidet darunter die Unternehmens- und Verbraucherstimmung, dürfte die US-Notenbank von einer weiteren Zinserhöhung im Dezember absehen.“
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