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Interview OECD-Chefökonomin Boone: „Die Lage ist erheblich besser als nach der Finanzkrise“

Die OECD-Chefökonomin rechnet mit einem schnellen Ende der Pandemie und einem kräftigen weltweiten Wirtschaftsaufschwung – wenn Europa die Impfungen beschleunigt.
09.03.2021 - 11:00 Uhr 2 Kommentare
Die Chefökonomin der OECD fordert mehr Tempo von Deutschland beim Impfen. Quelle: imago images / IP3press
Laurence Boone

Die Chefökonomin der OECD fordert mehr Tempo von Deutschland beim Impfen.

(Foto: imago images / IP3press)

Berlin OECD-Chefökonomin Laurence Boone erwartet dieses Jahr einen schnellen, kräftigen Weltwirtschaftsaufschwung. „Die Lage ist erheblich besser als nach der Finanzkrise 2009“, sagte sie im Handelsblatt-Interview.

Die Bedingung dafür allerdings sei, dass die Regierungen der EU-Staaten das Impfen deutlich beschleunigten. „Die Europäer könnten erheblich mehr tun“, sagte Boone. „Wir sehen, dass Pharmafirmen weltweit Lizenzen erteilen, sogar an ihre Wettbewerber. Und Europa könnte auch besser in der Verteilung der Impfstoffe sein: Sie könnten schneller in den Impfzentren ankommen“, sagte sie.

Aus Boones Sicht wäre es auch sinnvoll, wenn die Impfzentren sieben Tage die Woche arbeiten würden. „Meine Botschaft ist: Europa hat hervorragend gehandelt, die Wirtschaft mit Geld zu unterstützen. Aber es tut nicht genug beim Impfen“, sagte sie.

In dieser Krise hätten die Regierungen jedenfalls schnell mit großen Konjunkturpaketen reagiert und damit die Lehren aus den Fehlern von 2009 beherzigt. „Die Wirtschaftsstrukturen sind größtenteils erhalten geblieben. Sobald also die Wirtschaft wieder öffnet, können Unternehmen sofort großenteils genauso produzieren und handeln wie vor Corona“, sagte sie.

Dass die Konjunkturpakete gewirkt haben, lasse sich auch daran ablesen, dass trotz des tiefen Einbruchs der Wirtschaftsleistung die Einkommen vergleichsweise nur leicht zurückgegangen sind.

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Frau Boone, vor einem Jahr, am Beginn der Pandemie, hatten Sie die Regierungen aufgefordert, alle Mittel einzusetzen, um die Unternehmen zu schützen – mit Krediten, Staatsgarantien, Steuererleichterungen und Kurzarbeit. Sind Sie zufrieden mit den Hilfspaketen der Industriestaaten?
Ja, es war beeindruckend, wie schnell die Regierungen mit Konjunkturpaketen zum Schutz von Firmen und Arbeitnehmern reagiert haben. Alle haben die Lehren aus der Finanzkrise gezogen, mit guten Ergebnissen. Wenn wir vergleichen, wie stark die Wirtschaftsleistung eingebrochen ist und wie vergleichsweise gering die Einkommensverluste insgesamt waren, so ist dies eine erheblich bessere Leistung als während der Rezession, die 2009 auf die Finanzkrise folgte.

Wird die Erholung dieses Jahr schneller und stärker ausfallen als nach der Finanzkrise?
Ja, ich bin da ziemlich optimistisch – unter der Voraussetzung, dass die Regierungen jetzt schnell genug impfen. Die Wirtschaftsstrukturen sind größtenteils erhalten geblieben. Sobald also die Wirtschaft wieder öffnet, können Unternehmen sofort großenteils genauso produzieren und handeln wie vor Corona. Die Lage ist erheblich besser als während der Finanzkrise, auf die dann die Euro-Krise folgte. Aber die Voraussetzung ist, dass die Regierungen das Rennen gewinnen und schneller impfen, als die Virus-Mutanten sich verbreiten.



Aber wie sollen die Regierungen das Impfen beschleunigen, wenn die Impfstoffproduktion nicht ausreicht?
Es ist nicht einfach, aber die Europäer könnten erheblich mehr tun. Wir sehen, dass Pharmafirmen weltweit Lizenzen erteilen, sogar an ihre Wettbewerber. Wir erwarten eine enorme Zunahme der Produktion in den nächsten Monaten. Und Europa könnte auch besser in der Verteilung der Impfstoffe sein: Sie könnten schneller in den Impfzentren ankommen, die Impfzentren könnten sieben Tage die Woche arbeiten, und auch die Kommunikation könnte zielgerichteter sein. Meine Botschaft ist: Europa hat hervorragend gehandelt, die Wirtschaft mit Geld zu unterstützen. Aber es tut nicht genug beim Impfen.

Insgesamt sind Sie im neuen OECD-Konjunkturbericht ziemlich optimistisch, dass das Ende der Pandemie nahe ist. Warum?
In Asien ist es gut gelungen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dort ist die Wirtschaft bereits wieder geöffnet. In Europa ist es die Kombination aus Wirtschaftshilfen und Impfungen, die bald erlauben wird, wieder zu öffnen. Zudem wird das riesige US-Konjunkturpaket das Weltwirtschaftswachstum um einen Prozentpunkt anheben.

Ihr Konjunkturbericht verlangt, die Wirtschaftshilfen umzuschichten von Joberhalt auf Unterstützung von Arbeitnehmern. Was genau sollen die Regierungen tun?
Sobald die Wirtschaft wieder öffnet, können die Beschäftigten in den meisten Branchen schlicht von Kurzarbeit zur Normalarbeitszeit zurückkehren. Aber in einigen Branchen, zum Beispiel im Tourismus oder der Flugbranche, werden nicht alle Firmen überleben. Regierungen sollten dort das Einkommen der Beschäftigten sichern und sie bei der Weiterbildung für andere Jobs unterstützen. Die Hilfen müssen zielgenauer eingesetzt werden.

Aktuell wächst die Furcht vor Inflation. Wird sie steigen, sobald eine breite wirtschaftliche Erholung einsetzt?
Wir beobachten steigende Preise in einigen Sektoren, etwa beim Öl oder Computer-Chips, und womöglich wird auch das US-Konjunkturpaket die Nachfrage kurzfristig steigern. Aber es gibt noch immer viel Arbeitslosigkeit. Auf längere Sicht wird die Inflation nicht viel höher werden. In den letzten Jahren war sie ja de facto zu niedrig. Ich denke, dass bis Ende 2022 die Inflation wieder zu normaler Höhe zurückkehren wird.

Mehr: OECD: Weltwirtschaft wird 2021 kräftig wachsen

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2 Kommentare zu "Interview : OECD-Chefökonomin Boone: „Die Lage ist erheblich besser als nach der Finanzkrise“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ich schäme mich für solche Ökonomen. Sie werden fürs Lügen bezahlt.
    Die meisten Ökonomen sind beim Staat oder bei (über-)staatlichen Organisationen beschäftigt, und da heißt es: Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing´! Tatsächlich könnte man also auch einen Gutteil der Ökonomen ganz ökonomisch einsparen (insbesondere bei den Zentralbanken), aber daran haben sie natürlich selbst kein Interesse.
    Es wird bestenfalls zu einer üblen Stagflation kommen mit hohen Teuerungsraten und hoher Arbeitslosigkeit - schlimmstenfalls zu einer Depression, die über ein Jahrzehnt andauern kann.

  • Sagen Sie das mal den Gewerbetreibenden mit Berufsverbot. Schön, dass es den Banken und Großkonzernen (mit staatl. Unterstützung) gut geht. Diejenigen, die Ihre Einkommensquelle verloren haben und sich mit Krediten über Wasser halten, bewerten das vllt. anders. Gucken, ob die nächste Krise nicht als Kreditkrise mit Corona im Zusammenhang steht.

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