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Konjunktur Chinas Wachstum bleibt im dritten Quartal hinter den Erwartungen

Die Krise im Immobiliensektor und Stromengpässe in weiten Teilen der Volksrepublik belasten die Wirtschaft. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
18.10.2021 Update: 18.10.2021 - 12:34 Uhr Kommentieren
Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft hat im dritten Quartal deutlich an Fahrt verloren. Quelle: dpa
Chinas Wirtschaft

Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft hat im dritten Quartal deutlich an Fahrt verloren.

(Foto: dpa)

Peking Die chinesische Wirtschaft ist im dritten Quartal 2021 weniger stark gewachsen als erwartet. Das Nationale Statistikamt in Peking teilte am Montag mit, das Bruttoinlandsprodukts sei von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,9 Prozent gestiegen. Analysten hatten im Durchschnitt mit mindestens fünf Prozent gerechnet. Im zweiten Quartal 2021 hatte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um 7,9 Prozent zugelegt.

Besonders die Industrieproduktion schwächelte. Im September wuchs sie im Jahresvergleich nur noch um 3,1 Prozent – und damit deutlich langsamer als noch im August (5,3 Prozent). Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg von 4,5 Prozent gerechnet.

An den Märkten kamen die Zahlen nicht gut an. Der deutsche Leitindex Dax rutschte zeitweise um 0,53 Prozent auf etwa 15.504 Punkte ab. Der japanische Nikkei-Index fiel zwischenzeitlich um 0,1 Prozent auf 29.025 Punkte und die Börse Shanghai um 0,5 Prozent auf 3555 Zähler.

Die Umsätze im chinesischen Einzelhandel, die als Indikator für den Konsum gelten, erholten sich zwar etwas stärker als gedacht und wuchsen im September im Jahresvergleich um 4,4 Prozent. Die Wachstumsrate der Einzelhandelsumsätze insgesamt sei jedoch immer noch niedrig, schreibt Iris Pang, Chefökonomin für Greater China bei der ING Bank, in einer Analyse. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 3,3 Prozent gerechnet. 

Pang sieht einen Grund für die Entwicklung im Einfluss politischer Maßnahmen wie der Schließung von Nachhilfezentren auf die Beschäftigung, die sich negativ auf die Kaufkraft ausgewirkt habe. Auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hätten einen Einfluss gehabt. Im Vormonat war der Konsum eingebrochen von einem Plus von 8,5 Prozent im Juli auf 2,5 Prozent im August.

Die Verlangsamung des Wachstums insgesamt sei nicht überraschend, sagte Chen Long, Partner bei Plenum, ein auf China spezialisiertes Analysehaus mit Sitz in Peking, dem Handelsblatt. Das Einzige, was im Moment gut laufe, sei der Export.

Krise im Immobiliensektor bremst das Wachstum

Im September war bereits der offizielle, staatlich erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in China unter die 50er-Marke gerutscht, was eine Eintrübung der Stimmung anzeigt. Laut dem Nationalen Statistikamt lag der Wert nur noch bei 49,6 Punkten.

Die Stimmung in Chinas verarbeitendem Gewerbe hatte zuletzt zu Beginn der Coronakrise im Februar 2020 ins Negative gedreht. Damals war der offizielle Einkaufsmanagerindex allerdings deutlich stärker auf 35,7 Punkte abgesackt.

Für das langsamere Wachstum und die allgemein getrübte Stimmung gibt es mehrere Gründe. Einer der wichtigsten ist die anhaltende Krise im Immobiliensektor, ein für Chinas Wirtschaft bedeutender Stützpfeiler. Experten schätzen, dass die Branche insgesamt zwischen einem Viertel und einem Drittel zur Wirtschaftsleistung beiträgt. In den vergangenen Monaten jedoch hatten mehrere Immobilienentwickler Probleme, Zinszahlungen zu leisten.

Prominentestes Beispiel ist der hochverschuldete Evergrande-Konzern. Die Schulden des Immobilienentwicklers werden auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar geschätzt. Auch Wettbewerber wie Fantasia und Modern Land sind ins Straucheln geraten.

Zusätzlichen Druck auf die Immobilienentwickler verursacht die Zurückhaltung von potenziellen Käufern. Nach Berechnungen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg auf Basis von Daten des Nationalen Statistikbüros sind die Hausverkäufe im September wertmäßig gegenüber dem Vorjahr um 16,9 Prozent gesunken.

Stromausfälle belasten die Unternehmen

Bei einem Treffen der „Group of Thirty“ am Sonntag räumte Yi Gang, Chef der chinesischen Zentralbank PBOC (People‘s Bank of China), ein, dass die Ausfallrisiken einiger Unternehmen und die operativen Schwierigkeiten kleiner und mittlerer Banken Herausforderungen für die chinesische Wirtschaft bedeuten und dass die Behörden ein wachsames Auge darauf haben, „dass sie nicht zu systematischen Risiken werden“. Die Probleme des hochverschuldeten Immobilienentwicklers Evergrande „geben Anlass zur Besorgnis“, sagte Yi, versicherte aber: „Insgesamt können wir das Evergrande-Risiko eindämmen.“

Für einen herben Dämpfer für die chinesische Wirtschaft haben in den vergangenen Monaten auch großflächige Stromabschaltungen insbesondere im wirtschaftlich starken Süden und im Nordosten des Landes gesorgt. Seit August kam es in mehr als 20 Provinzen zu einer Drosselung des Stromangebots. Fabriken mussten zeitweise über mehrere Stunden mit einer deutlich geringeren Strommenge auskommen oder ganz schließen.

Zudem kommt es in China immer wieder zu vereinzelten neuen Ausbrüchen von Corona-Fällen. Da die chinesische Staatsführung eine Null-Covid-Strategie verfolgt, begegnet sie diesen auf lokaler Ebene stets mit drakonischen Maßnahmen wie wochenlangen Ausgangssperren und Reisebeschränkungen.

Experten rechnen nicht damit, dass sich die Situation für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in den kommenden Monaten entspannen wird. Die chinesische Führung hat sowohl auf zentraler als auch auf lokaler Ebene einige Maßnahmen ergriffen, um die Stromversorgung in den betroffenen Gebieten zu verbessern. So wurden einige Kohleminen angewiesen, ihre Produktion hochzufahren und die Preise für Strom, den die Produzenten verlangen dürfen, zumindest teilweise liberalisiert.

Schnelle Besserung nicht in Sicht

Doch Beobachter sind sich weitgehend einig, dass die Stromversorgung zuallererst den privaten Haushalten zugutekommen wird. In den kommenden Wochen startet in China die Heizperiode. Die Unternehmen könnten weiter das Nachsehen haben.

Im Oktober werde die Situation am Strommarkt wahrscheinlich etwas besser sein als im September, glaubt Chen Long von Plenum, aber die Gesamtsituation werde sich nicht vor Juli entspannen: „Die Lage des Immobiliensektors wird sich wahrscheinlich weiter verschlechtern.“

Chen rechnet zwar fest mit stimulierenden Maßnahmen für die Wirtschaft. „Es ist nicht die Frage, ob es sie geben wird, die Frage ist vielmehr, wann und wie“, so der Analyst. Man sehe jetzt bereits kleinere Anpassungen der Politik. „Aber bis die Änderungen groß genug sind, müssen wir noch ein paar Monate warten.“

Auch Chang Shu, Chefökonomin für Asien bei Bloomberg, hält eine rasche Trendwende für unwahrscheinlich. Die Konjunkturabschwächung sei in erster Linie auf Angebotsschocks zurückzuführen und die Regierung habe sich verpflichtet, langfristige Strukturreformen durchzuführen.

Mehr: US-Gas nach China statt Europa? Laut Insidern strebt China mitten in der Gaskrise Milliardendeal an.

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