Konjunktur Deutsche Produktion schrumpft überraschend – Aussichten jedoch auf höchstem Stand seit 30 Jahren

In der Autoindustrie und bei ihren Zulieferern stieg der Indikator im März um zehn auf 46 Punkte.
Berlin Trotz gut gefüllter Auftragsbücher haben die deutschen Unternehmen im Februar überraschend den zweiten Monat in Folge ihre Produktion gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,6 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg um 1,5 Prozent erwartet, nachdem es bereits im Januar ein Minus von 2,0 Prozent gegeben hatte.
Besser schlug sich der Außenhandel: Die Exporte wuchsen im Februar um 0,9 Prozent zum Vormonat und damit bereits den zehnten Monat in Folge, während die Importe sogar um 3,6 Prozent zulegten.
„Was derzeit auf der deutschen Industrie lastet, ist nicht ein Mangel an Nachfrage, es sind vielmehr Lieferengpässe bei Rohstoffen und Komponenten sowie knappe Transportkapazitäten, insbesondere auf der Route zwischen Asien und Europa“, erklärte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle den unerwarteten Produktionsrückgang.
Dadurch werde nun schon seit geraumer Zeit die Herstellung belastet: So klagt etwa die Autobranche über einen Mangel an Halbleitern. „Dieser Produktionsstau lässt wiederum die Auftragsbestände auf ein Rekordniveau ansteigen“, sagte Scheuerle. „Perspektivisch dürften vom Abarbeiten der Auftragsbestände und der Wiederbefüllung der Lager zusätzliche Konjunkturimpulse ausgehen.“
Ifo: Produktionserwartungen auf höchstem Stand seit 1991
Die Produktionserwartungen sind auch deshalb aktuell so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der entsprechende Indikator stieg im März um 8,9 auf 30,4 Punkte, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter Unternehmen mitteilte. „Die Auftragsbücher füllen sich, und es gibt immer noch einen Nachholbedarf nach dem Krisenjahr“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Insbesondere die Auto- und die Elektroindustrie wollen ihre Produktion stark ausweiten.“
Im Februar sackte die Industrieproduktion allein um 1,8 Prozent ab. Beim Bau gab es wohl auch wegen des Wintereinbruchs mit teils zweistelligen Minusgraden einen Rückgang von 1,3 Prozent. Auch die Energieerzeugung schrumpfte, und zwar um 1,0 Prozent zum Vormonat.
Die exportabhängige deutsche Industrie kann in den kommenden Monaten von der Erholung des Welthandels von der Coronakrise profitieren. „Die Erholung der Weltwirtschaft lässt die weitere Reparatur von Lieferketten und somit weitere Exportzuwächse erwarten“, sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Entwarnung für den Sektor gibt es aber erst bei einer auch hierzulande zurückgedrängten Pandemie.“
Nach dem historischen Einbruch 2020 dürfte die Weltwirtschaft dieses Jahr um 6,0 Prozent zulegen und damit so stark wie seit 1976 nicht mehr, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) voraus. Treiber sollen die wichtigsten Abnehmer von Waren „Made in Germany“ sein: die USA und China.
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