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Konjunktur Europäische Unternehmen stellen wieder mehr Mitarbeiter ein

Die Rezession in der Europäischen Union ist beendet. Besonders der Arbeitsmarkt zeigt sich robust. Risiken entstehen jedoch durch eine vierte Corona-Welle.
17.08.2021 - 10:11 Uhr Kommentieren
Handelspolitisch hat die Kanzlerin längst nicht alles richtig gemacht. Quelle: dpa
Containerschiff

Handelspolitisch hat die Kanzlerin längst nicht alles richtig gemacht.

(Foto: dpa)

Berlin Die Wirtschaft der Europäischen Union (EU) nähert sich weiter ihrem Vorkrisenniveau an. Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,9 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen legte um 0,6 Prozent zu, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag bekanntgab.

Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, bevor die Corona-Pandemie begann, liegt die Wirtschaftsleistung in der EU jetzt noch rund sieben Prozent niedriger. Nach zwei Quartalen mit sinkendem BIP endete zudem die Rezession.

In Litauen und Bulgarien war das Wachstum im zweiten Quartal mit jeweils 0,4 Prozent am schwächsten. Am besten lief es in Portugal mit einem Plus von 4,9 Prozent. Deutschland lag bei 1,5 Prozent. Die EU überflügelte damit auch die USA, deren Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 1,6 Prozent zulegte.

Ökonomen erwarten, dass sich bei den Beschäftigtenzahlen der Aufschwung weiter fortsetzt – trotz Delta-Variante des Coronavirus. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sagte: „Die Industrie ist ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft.“ Selbst bei einem weiteren Lockdown sei auf der Angebotsseite kein Einbruch zu erwarten.

Industrie zeigt sich widerstandsfähig

Das hatte sich schon bestätigt. Während die Industrie in der EU von der ersten Corona-Welle noch ebenso wie Gastronomie oder Einzelhandel betroffen war, zeigte sie sich in der Folge deutlich widerstandsfähiger.

Nachdem der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe im Frühjahr 2020 um rund ein Drittel eingebrochen war, übertrafen die Erlöse laut Eurostat schon im Herbst das Vorkrisenniveau. Nach den folgenden Infektionswellen notierte der Umsatz sogar über dem Niveau vor der Krise, wie die aktuellsten Zahlen vom Mai 2021 zeigen.

Für Deutschland erwarten Ökonomen bei den Beschäftigtenzahlen dennoch leichte Korrekturen nach unten. Das hängt zum einem mit der Kurzarbeit zusammen.

Betriebe, die bis 30. September Kurzarbeit einführen, können die krisenbedingt erleichterten Zugangsbedingungen weiter in Anspruch nehmen. Ein Betrieb kann demnach Kurzarbeit anmelden, wenn mindestens zehn Prozent der Beschäftigten von Arbeitsausfall betroffen sind. Normalerweise liegt diese Schwelle bei 30 Prozent. Im Juli waren noch etwas mehr als eine Million Beschäftigte in Kurzarbeit, schätzt das Ifo-Institut. In der Spitze waren es mehr als sechs Millionen.

Für Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kommt im Falle einer erneuten deutlichen Belastung der Wirtschaft durch Corona nach bisherigem Bekunden eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes infrage. Früher oder später werden die Regelungen jedoch enden.

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„Das wird für etwas mehr Arbeitslosigkeit sorgen. Einen Einbruch der Beschäftigtenzahlen wird das Ende der Kurzarbeit allein aber nicht hervorrufen“, erwartet Michael Grömling, Konjunkturchef am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). In Kombination mit anderen Problemen könnten die Auswirkungen aber stärker sein.

Dazu könnten Tendenzen zur Unterbeschäftigung in Gastronomie und Gastgewerbe gehören. Viele Betriebe können Stellen, die durch Schließungen in der Pandemie weggefallen waren und jetzt neu besetzt werden sollen, nicht vergeben, weil es keine Bewerber gibt.

Die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen im Bereich Gastronomie war laut einer Analyse des Stellenportals Stepstone im Vergleich zum Vorjahresmonat im April 2021 um 62 Prozent angestiegen. „Viele Hotels und Restaurants klagen in der Tat über einen Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel“, erklärte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges.

Unklares Risiko vierte Welle

Für die Konjunktur insgesamt bleibt die Corona-Pandemie das größte Risiko. „Die aktuell gute Lage in der europäischen Wirtschaft darf nicht über drohende Konjunkturrisiken hinwegtäuschen“, sagt Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Vor allem eine globale vierte Corona-Welle wird als Gefährdung gesehen. „In Anbetracht der stockenden Impfzahlen in vielen Teilen Europas ist das nicht auszuschließen“, meint Krämer von der Commerzbank.

Kommt es zu einem weiteren kompletten Lockdown mit geschlossenen Geschäften und Restaurants, würde das die Wirtschaft im vierten Quartal rund zehn Milliarden Euro kosten, zeigen Berechnungen des IW.

BDI-Geschäftsführer Lang warnt zudem vor den Auswirkungen von Infektionsausbrüchen im Ausland. „Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft wäre es gefährlich, in eine weitere Infektionswelle hineinzulaufen“, sagte er. Neben dem Auslandsgeschäft würde das vor allem den Engpass bei Rohstoffen und Vorleistungen verschärfen und die Preise weiter nach oben treiben.

Im Zuge von Beeinträchtigungen internationaler Handelsrouten, unter anderem durch die Pandemie, leiden diverse Branchen unter mangelnden oder zu teuren Rohstoffen. Vor allem die Automobilindustrie hat mit fehlenden Halbleitern zu kämpfen.

Mehr: Auto, Pharma, Logistik, Technologie: Dax-Konzerne wecken Hoffnung auf einen kräftigen Aufschwung.

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