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Konjunktur IfW-Prognose: Coronavirus bremst das Wirtschaftswachstum aus

Das erste große Wirtschaftsforschungsinstitut erwartet für 2020 eine Rezession. Nach einem steilen Absturz soll es aber im Herbst einen leichten Wiederaufschwung geben.
13.03.2020 - 09:59 Uhr Kommentieren
Die Auswirkungen des Coronavirus belasten die deutsche Wirtschaft. Quelle: dpa
Hamburger Hafen

Die Auswirkungen des Coronavirus belasten die deutsche Wirtschaft.

(Foto: dpa)

Berlin Die Zahl für das Gesamtjahr 2020 sieht noch recht erträglich aus: Um 0,1 Prozent soll die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr schrumpfen. Das erwartet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel in seiner neuen Frühjahrsprognose. Die Dramatik des Konjunkturabsturzes erschließt sich erst mit Blick auf die einzelnen Vierteljahre: Im ersten Quartal soll die Wirtschaft um 0,4 Prozent schrumpfen, im zweiten Quartal sogar um ein Prozent.

Ab dem dritten Quartal erwartet IfW-Konjunkturexperte Stefan Kooths dann wieder Wachstum: ein Plus von 0,9 Prozent im dritten und von 1,0 Prozent im vierten Quartal. Es wäre ein Rezessionsverlauf in V-Form: Auf den steilen Absturz folgt ein steiler Aufstieg. 2021 soll demnach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um kräftige 2,3 Prozent wachsen.

Das IfW ist das erste der wichtigen Wirtschaftsforschungsinstitute, das am Donnerstag seine Frühjahrsprognose veröffentlicht hat. Und es ist das erste der Beratungsinstitute der Bundesregierung, das ohne Wenn und Aber wegen der Corona-Pandemie eine Rezession für Deutschland voraussagt. 

Bei der Berechnung ihrer Prognose berücksichtigen die Kieler inzwischen stärker die Effekte aus dem Welthandel auf die deutschen Exporte. Der Corona-Einbruch in China zeigt sich so frühzeitig in ihren Zahlen.

Chinas Wachstumsschwäche bremst die Wirtschaft

Der Konjunktureinbruch in China, dem drittwichtigsten Exportmarkt Deutschlands, „dürfte im ersten Halbjahr die wirtschaftliche Aktivität hierzulande um 0,3 Prozent belasten“, so Kooths. Weil der Schiffstransport von Zulieferteilen aus China vier bis sechs Wochen dauert, werden Produktionsrückgänge in Europa und den USA wohl erst im zweiten Quartal in den Lieferketten spürbar.

Hinzu kommt, dass viele Dienstleister im Inland Umsatzausfälle erleiden, weil Veranstaltungen und Reisen abgesagt werden und der „soziale Konsum“ – von Restaurant- bis Konzertbesuchen – einbricht. „Derzeit ist unklar, wie lange die politischen und ökonomischen Akteure in Bezug auf Infektionsrisiken im Vorsichtsmodus verharren werden“, so Kooths.

Die Kieler Ökonomen sind deshalb keineswegs überzeugt, dass die starke Erholung nach dem Corona-Absturz bereits im Sommer einsetzen wird. Das Risiko, dass sie ihre Prognose im Laufe des Jahres nach unten korrigieren müssen, halten sie für hoch.

„Maßgeblich für die wirtschaftlichen Einbußen durch das Coronavirus sind die Vorsichtsmaßnahmen sowie die hohe Unsicherheit über Dauer und Schwere der Pandemie und ihre Folgen“, schreiben sie.

Unternehmen spüren Einbußen bereits

Dass die Corona-Einbußen massiv sein werden, zeigt auch eine neue Umfrage des Ifo-Instituts unter 3400 Firmen. 56 Prozent leiden demnach bereits unter Corona-Folgen:  „Am schlimmsten ist die Lage bei den Reiseveranstaltern und Reisebüros, wo fast 96 Prozent negativ betroffen sind“, so Ifo-Präsident Clemens Fuest.  

Auch das Gastgewerbe sei mit 79 Prozent stark betroffen. Von einer positiven Auswirkung berichten nur 2,2 Prozent aller Firmen. In der Industrie spüren 63 Prozent der Firmen die Wirkung von Corona: Es fehlen Vorprodukte, Dienstreisen fallen aus, und 44 Prozent spüren einen Rückgang der Nachfrage nach ihren Produkten. Am stärksten betroffen sind Unternehmen der Elektroindustrie, des Maschinenbaus, der Möbelindustrie und der Chemiebranche.

Der Wiederaufschwung der Industrie ist abgesagt

Sehr lange her scheinen vor diesem Hintergrund die Prognosen der Institute von vor einem Vierteljahr: Damals herrschte Einigkeit, dass sich nach dem schwachen Wachstumsjahr 2019, mit einer BIP-Zunahme von 0,6 Prozent, die Wirtschaft erholen würde. Die Industrie würde aus ihrer Rezession herausfinden, das BIP um etwa ein Prozent zulegen, waren sich die Institute einig. „Die zaghafte Belebung der ökonomischen Aktivität wird durch die Folgen der Corona-Pandemie jäh unterbrochen“, stellen die Kieler Ökonomen nun fest. Die Winterprognosen: „Sie sind Makulatur“, so Kooths. 

Wie lange die wirtschaftlichen Auswirkungen anhalten, hängt laut Kooths auch von der Wirtschaftspolitik ab: „Die finanzielle Widerstandsfähigkeit der Unternehmen ist der entscheidende Faktor für die ökonomische Bewältigung der Corona-Krise“, so Kooths: Insolvenzen von Firmen mit tragfähigen Geschäftsmodellen müssten unbedingt vermieden werden – etwa durch mit Bürgschaften gesicherten Krediten, mit Steuerstundungen, notfalls mit temporären Staatsbeteiligungen an Unternehmen.

„Grundsätzlich ist die Wirtschaftspolitik mit den KfW-Mittelstandsprogrammen gut aufgestellt“, meint Kooths. Sie sollten ausgeweitet werden.

Helfen werde auf jeden Fall die gerade beschlossene Ausweitung der Kurzarbeit: Eine Zunahme der Arbeitslosenquote erwartet Kooths vor allem deshalb nicht. Deutschland habe auch den Vorteil überaus gesunder Staatsfinanzen, an Geld für Hilfsprogramme fehlt es also nicht. Und ein weiterer Vorteil im Vergleich zur großen Rezession nach der Finanzkrise sei, dass auch die Unternehmen zumeist über sehr stabile Eigenkapitaldecken verfügten.

Mehr: Alle Entwicklungen zum Coronavirus im Newsblog.

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