Konjunktur Produzenten in China heben Preise so stark an wie seit 1995 nicht mehr

Die höheren Preise bei Exportweltmeister China könnten auch die deutschen Verbraucher zu spüren bekommen.
Peking Wegen teurer Rohstoffe und Lieferengpässen haben die chinesischen Industriebetriebe ihre Preise im Oktober so stark angehoben wie seit 26 Jahren nicht mehr. Die Produzentenpreise stiegen um 13,5 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte.
Ökonomen hatten lediglich mit einer Teuerungsrate von 12,4 Prozent gerechnet, nachdem sie im September noch bei 10,7 Prozent gelegen hatte. Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation.
In der Statistik werden die Preise ab Fabrik geführt – also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben.
Die höheren Preise bei Exportweltmeister China könnten auch die deutschen Verbraucher zu spüren bekommen: Aus keinem anderen Land der Welt importiert Deutschland mehr Waren, 2020 summierten sich die Einfuhren aus der Volksrepublik auf 116,3 Milliarden Euro.
In der Volksrepublik ist die Teuerung für die Konsumenten bislang vergleichsweise niedrig, steigt aber auch spürbar: Der Verbraucherpreise legten im Oktober um 1,5 Prozent zum Vorjahresmonat zu, nachdem die Inflationsrate im September noch bei 0,7 Prozent gelegen hatte.
Preiserhöhungen im Einzelhandel geplant
„Wir sind besorgt über die Überwälzung der Erzeuger- auf die Verbraucherpreise“, sagte der Chefvolkswirt des Vermögensberaters Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang. Letztere dürften in den kommenden Monaten schneller steigen, da die Unternehmen mit leeren Lagerbeständen konfrontiert sind und höhere Kosten an die Kunden weiterreichen könnten. „Das Risiko einer Stagflation nimmt weiter zu“, sagte Zhiwei.
Mehrere chinesische Lebensmittelkonzerne haben zuletzt Preiserhöhungen im Einzelhandel angekündigt, da die steigenden Produktionskosten die Gewinnspannen schmälern. Foshan Haitian Flavouring And Food, der Essigproduzent Jiangsu Hengshun und der Tiefkühlkost-Anbieter Fujian Anjoy Foods haben bereits an der Preisschraube gedreht.
Zahlreiche chinesische Fabriken berichteten zuletzt zudem von Produktionsstörungen. Ein Grund dafür ist die Stromknappheit in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Regierung beschleunigt den Übergang zu sauberer Energie, weshalb besonders alte und schmutzige Anlagen abgeschaltet werden.
Zusammen mit der boomenden industriellen Nachfrage und den hohen Rohstoffpreisen hat das immer wieder zum Stillstand in Fabriken geführt, auch in denen von ausländischen Konzernen wie Apple.
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