Konjunktur Umfrage: Deutsche Privatwirtschaft verliert im September deutlich an Schwung

Die Industrie leidet unter Lieferengpässen und Kostensteigerungen bei wichtigen Vorprodukten.
Berlin Die deutsche Wirtschaft hat auch wegen der unter Engpässen leidenden Industrie im September überraschend deutlich an Schwung verloren. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft fiel um 4,7 auf 55,3 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Unternehmen aus Industrie und Dienstleistungssektor mitteilte.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen leichten Rückgang auf 59,2 Punkte erwartet. Das Barometer hält sich aber klar über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Die Daten zeigten, dass sich die jüngste Konjunkturbelebung nach der Coronakrise nun wieder verlangsame, sagte Markit-Ökonom Phil Smith. Dennoch signalisiere die Umfrage, dass die deutsche Wirtschaft im zu Ende gehenden Sommerquartal stärker gewachsen sein dürfte als im Frühjahr mit 1,6 Prozent.
Die Industrie leide allerdings weiter unter Lieferengpässen und Kostensteigerungen bei wichtigen Vorprodukten. Bei den Dienstleistern habe sich die Nachfrage nach dem Schub zum Auslaufen des Lockdowns inzwischen wieder abgeschwächt.
In der restlichen Euro-Zone zeichnet sich ein vergleichbares Bild: Auch dort hat der Aufschwung im September kräftig an Schwung verloren. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft von Markit IHS fiel hier um 2,9 auf 56,1 Punkte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 58,5 Zählern gerechnet. „Der Höhepunkt des Nachfragebooms im zweiten Quartal 2021 wurde überschritten“, erklärte das Institut. Lieferengpässe und der stärkste Preisanstieg seit 21 Jahren bremsten auch hier das Wachstum.
Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson sprach von einer „wenig erfreulichen Kombination aus stark verlangsamtem Wirtschaftswachstum und kräftig steigenden Preisen“. Trotz des Dämpfers bleibe das Wachstum derzeit solide. „Allerdings dürfte es sich in den kommenden Monaten weiter verlangsamen, wenn der Preis- und Angebotsdruck nicht nachlässt - vor allem jedoch, wenn im Herbst auch noch ein Anstieg der Coronavirus-Infektionszahlen hinzukommt.“
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